Meistens interessieren sich die Bürger nur dann für das Wirken ihrer Kommunalpolitiker, wenn es sie direkt betrifft. Wenn zum Beispiel ihre Straße ausgebaut oder eine Schweinemastanlage in ihrem Dorf errichtet werden soll. Dann geht es schnell: Anwohnerinitiativen werden gebildet und die Sitzungsräume der Ausschüsse gestürmt. Doch sonst ist auf den Zuschauerplätzen so gut wie nichts los. Vor allem junge Leute sucht man in der Regel vergebens.

Deshalb ist es ein guter Anfang, die Jugendlichen mit einem Planspiel an die Kommunalpolitik heranzuführen. In Bad Oldesloe schlüpfen Elftklässler für einige Tage selbst in die Rolle der Politiker, entwickeln Ideen für ihre Heimatstadt und bereiten eine eigene Stadtverordnetenversammlung vor.

Dass noch viel mehr nötig ist, um die jungen Leute wirklich fürs politische Engagement zu begeistern, zeigte sich allerdings bereits bei der Stadtverordnetenversammlung. Dort wollten die Schüler teilnehmen, um sich auf ihre eigene Sitzung vorzubereiten. Als Bürgerworthalter Rainer Fehrmann bei der Einwohnerfragestunde die Jugendlichen mit den Worten "Heute dürfen auch Schüler, die nicht aus Bad Oldesloe kommen, Fragen stellen" zur aktiven Teilnahme aufforderte, herrschte großes Schweigen in der Festhalle. Und als wenig später das trockene Thema Haushalt auf der Tagesordnung stand, verließen fast alle Schüler den Saal.