Der CDU-Bundestags-abgeordnete Gero Storjohann begrüßt, dass Gigaliner, besonders große LKW, bald in Stormarn unterwegs sein werden.

Bad Oldesloe. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will in einem bundesweiten Feldversuch besonders große Lkw, die sogenannten Gigaliner, testen. Die mehr als 25 Meter langen Laster sollen auch durch Stormarn rollen. Vorgesehene Strecken sind die A 1, die A 21, die B 404 sowie die B 75 von der Anschlussstelle Bad Oldesloe-Süd bis zum Gewerbegebiet West. Kritiker haben bereits Sicherheitsbedenken geäußert. Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Nord (unter anderem Ammersbek, Bargteheide und Bad Oldesloe), sieht dagegen große Chancen für den Norden. Als Mitglied des Verkehrsausschusses des Bundestags und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Verkehrssicherheit ist er Experte für die Gigaliner.

Hamburger Abendblatt: Können Sie den Widerstand gegen die Gigaliner verstehen?

Gero Storjohann : Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass sich die Menschen Sorgen machen, dass sie befürchten, dass die Lang-Lkw Straßen kaputtfahren und die Sicherheit gefährden. Doch diese Sorgen sind unbegründet.

Warum?

Storjohann : Es kommt nicht mehr Gewicht auf die Straßen. Zwar sind die neuen Lkw für 44 Tonnen Ladung ausgelegt, vier Tonnen mehr als bisher. Aber das Gewicht verteilt sich auf mehr Achsen, sodass die punktuelle Last sinkt. Ein Landwirt, der Maissilage transportiert, belastet die Straße stärker. Außerdem sind die Fahrer speziell geschult, die Gigaliner nach höchstem technischen Standard ausgestattet. So gibt es zusätzliche Spiegel gegen den toten Winkel. Die Gigaliner verfügen beispielsweise über elektronisch gesteuerte Bremssysteme, automatische Achslastüberwachung sowie Spurhaltewarnsysteme. Der Bremsweg ist nicht länger als bei den jetzigen Lkw. Die beweglichen Achsen garantieren, dass die Lang-Lkw gut um die Kurven kommen.

Kritiker befürchten, dass sich Fahrer verirren und sich dann Riesen-Laster durch die kleinen Straßen quetschen.

Storjohann: Auch diesen Einwand halte ich für unbegründet. Zum einen sind die Lkw mit Navis ausgestattet. Zum anderen absolvieren die Fahrer in der Regel feste Touren, täglich den gleichen Weg vom Lade- zum Auslieferpunkt auf ausgewählten Strecken. Dieser Punkt-zu-Punkt-Verkehr belastet die Nebenstrecken nicht. Unsere europäischen Nachbarn machen uns den Einsatz von Lang-Lkw seit Langem vor. In Skandinavien sind sogar 60-Tonner unterwegs.

Worin sehen Sie die Vorzüge der Gigaliner?

Storjohann : Sie können mehr Volumen transportieren. Zwei der 25,25 Meter langen Lkw können so viel Ware aufnehmen wie drei der jetzigen, 18,75 Meter langen Lkw. Das bedeutet auch einen Beitrag für den Klimaschutz, da der Ausstoß an Kohlendioxid verringert wird. Der Spritverbrauch sinkt nach ersten Tests um bis zu 20 Prozent. Mit der neuen Lkw-Generation können wir zudem auf den wachsenden Güterverkehr reagieren.

Der gehört nicht nur nach Ansicht von Umweltschützern, sondern auch nach Meinung vieler Politiker auf die Schiene. Was ist daran falsch?

Storjohann: Nichts, nur der Schienenverkehr ist schon jetzt überlastet. Da brauchen wir Alternativen für die zusätzliche Masse an Gütern, die wir in nächster Zeit bewältigen müssen. Im Übrigen haben viele Spediteure das erkannt. Im Bundesverkehrsministerium sind 290 Anträge von Firmen eingegangen, die sich am bundesweiten Feldversuch beteiligen wollen. Ich höre von den Spediteuren immer wieder, dass ihnen bei den herkömmlichen Lkw oft ein paar Zentimeter fehlen, um sie optimal beladen zu können. Sie sehen auch die Chance, mit den Lang-Lkw dem Mangel an qualifizierten Fahrern entgegenzuwirken. Städte und Gemeinden, die sich dem Testlauf öffnen, könnten auf Dauer einen Standortvorteil haben.

Wann fällt der offizielle Startschuss?

Storjohann : Es ist geplant, den Feldversuch im Frühjahr 2012 zu starten.