Horst Ansén lädt erstmals zum Stammtisch ins Ammersbeker Dorfgemeinschaftshaus. Hier können die Bürger den Bürgermeister befragen.

Ammersbek. Draußen leuchtet die Abendröte am Himmel, die Vögel zwitschern, es ist ein lauer Herbstabend. Vor dem Ammersbeker Gutshof sitzen Bürger bei einem Feierabendbier zusammen. Im Foyer des Dorfgemeinschaftshauses wartet ein Herr an einem großen Tisch mit weißer Decke, vor ihm steht ein Glas mit Apfelschorle. Bürgermeister Horst Ansén hat seine Bürger zum Foyergespräch geladen, um mit ihnen offen ins Gespräch zu kommen. Nach den Ortsteilgesprächen im vergangenen Jahr hat sich Ansén für dieses Jahr etwas anderes ausgedacht, einen Stammtisch mit Bürgern. Zur Premiere kommen knapp zwanzig, darunter Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling (SPD) und die Gemeindevertreter Jürgen Ehrig (SPD) und Rita Tönnes (SPD), ins Dorfgemeinschaftshaus.

"Einige Kollegen machen Sprechstunden. Das mache ich nicht so gerne, ich bin ja auch kein Arzt", sagt Ansén zu Beginn. "Jeder hat die Möglichkeit, einen Termin mit mir zu vereinbaren." Nun interessiere ihn die Meinung der Anwesenden. "Es soll ein Treffen ohne Block und Bleistift sein", sagt Ansén noch - eben ohne straffe Tagesordnung und Protokoll wie in einer Ausschusssitzung. Dennoch zückt der Bürgermeister Papier und Füller, um sich Notizen zu machen.

Dann wird die Getränkebestellung aufgenommen. "Leider gibt es die Haushaltslage Ammersbeks nicht her, dass Sie eingeladen werden können", sagt der Bürgermeister. Dann geht es in die Vorstellungsrunde. Ansén: "Bitte sagen Sie, aus welchem Ortsteil Sie kommen und was Sie motiviert hat, herzukommen." Eine ältere Dame aus dem Ortsteil Hoisbüttel sagt: "Ich bin ganz einfach neugierig und deshalb hier." Ein anderer Bürger fragt, ob es einen Nachfolger für Bäcker Schleuß in der Hamburger Straße geben wird. Einige Anwesenden sprechen den Zustand der Straßen an und den zunehmenden Verkehr.

"Wann wird der Schäferdresch saniert", will ein Anwohner der Straße wissen. Ein anderer regt an, sich über Werbung für das 750-Jahr-Jubiläum Hoisbüttels in 2012 Gedanken zu machen. Der Bürgermeister schreibt sich Stichworte auf.

"Ich habe hier in der Gaststätte dreimal gefragt, ob es Kuchen gibt", sagt ein Anwesender. "Dreimal wurde mir gesagt, man wisse nicht, ob der Betrieb hier aufrecht erhalten werden kann. Daher biete man auch keinen Kuchen an." Nun frage er sich natürlich, wie es um das Lokal bestellt sei. "Das Gerücht hat es schon gegeben", antwortet Ansén und fügt hinzu: "Doch ich denke, dass man heute sehen kann, das es hier läuft und funktioniert." Als die Wirtin weitere Getränke bringt, wird sie direkt befragt und verspricht, ab jetzt auch Kuchen anzubieten.

Solch schnelle Lösungen können bei anderen Problemen nicht gefunden werden. "Wir wissen, dass der Schäferdresch sanierungsbedürftig ist", sagt der Bürgermeister. "Doch gibt es bei solchen Maßnahmen eine Anwohnerbeteiligung. Das war bisher das Problem." Im Falle des Schäferdreschs hätte es einen Proteststurm der Anwohner gegeben, erinnert sich Ansén. "90 Prozent der Kosten müssen die Anwohner tragen, zehn die Gemeinde", sagt Jürgen Ehrig. Da könne die Gemeinde wenig machen. "Vielleicht könnte es ja für die Anwohner einen Rabatt wegen des Busverkehrs geben", schlägt der Bürger schmunzelnd vor. "Der Busverkehr ist aber nicht die Ursache für die Straßenschäden, denn die gab es vorher schon", erwidert Ansén. Jemand sagt, dass eine mögliche Bürgerstiftung Ammersbek die Sanierung übernehmen könnte. Die Runde lacht.

Auch über die Pläne zur Gründung einer solchen Bürgerstiftung Ammersbek wird gesprochen. Ansén: "Wir sind gerade dabei, sie ins Leben zu rufen." An dem Konzept seien der Kultur- und der Bürgerverein sowie die Kirche beteiligt. "Sie soll speziell für die Belange von Ammersbek sein und von der Kultur bis zum Sport vieles unterstützen", erläutert der Bürgermeister. Ein Bürger fragt: "Warum werden solche guten Ideen nicht publik gemacht, um eine Euphorie bei der Bevölkerung zu entfachen?" Es seien noch etliche Details wie die Besetzung des Stiftungsrates zu klären, erwidert Ansén.

Schließlich kündigt der Bürgermeister an, dass er zunächst am letzten Mittwoch des Oktobers wieder im Foyer sein werde. Dann gibt er noch einen Rat mit auf den Heimweg: "Wer es gut fand, empfiehlt den Stammtisch weiter. Wer nicht, der behält es für sich."