Regisseur Jan Schomburg feiert am Donnerstag im Hamburger Abaton-Kino mit seinem preisgekrönten Film “Über uns das All“ Deutschland-Premiere.

Barsbüttel. Der Barsbütteler Regisseur Jan Schomburg setzt zum Höhenflug an. Am Donnerstag hat sein mehrfach ausgezeichneter Kinofilm "Über uns das All" Deutschland-Premiere. Der 36-Jährige, der als außergewöhnliches Regietalent gilt, kommt ins Abaton-Kino nach Hamburg. Dort trifft er auch seine Eltern wieder, denn zusammen mit der Hauptdarstellerin Sandra Hüller ist er seit knapp zwei Wochen auf Promotion-Tour im Land unterwegs.

"Über uns das All" gewann im Februar bei seiner Weltpremiere auf der Berlinale den "Prix Europa Cinemas" als bester europäischer Film und wurde als einer der Höhepunkte des Festes gefeiert. Beim Filmkunstfest in Schwerin folgte im Mai der Hauptpreis. Und beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen im Juni heimste Jan Schomburg den Drehbuchpreis ein, während Sandra Hüller sich über den Schauspielerpreis freuen durfte.

Als Jan Schomburg sechs Jahre alt war, zogen seine Eltern aus Aachen nach Barsbüttel. Der Vater hatte eine Professur an der Hamburger Bundeswehr-Universität bekommen. Schon in der Grundschule schrieb Jan gerne Geschichten und spielte Theater. Das kreative Talent liegt in der Familie. Seine Mutter Andrea, eine Gymnasiallehrerin, verfasst Prosa und tritt mit ihrem eigenen Kabarettprogramm auf.

Später am Gymnasium fing Jan Schomburg an zu fotografieren. "Aus dem Drang, etwas Visuelles zu machen und Geschichten zu erzählen, wurde der Wunsch, Filme zu machen", sagt er. Seinen ersten Super-8-Film "Lift" drehte er mit 18. Ein Jahr später ging Jan Schomburg nach Kassel und studierte visuelle Kommunikation. Doch erst als der Student für das Fernsehen von der "Documenta" berichten durfte, schafften sich die stolzen Eltern, die ihren Sohn anfangs lieber als Lehrer gesehen hätten, einen eigenen Fernseher an.

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Einem Aufbaustudium für Filmregie an der Kunsthochschule für Medien in Köln folgte der Besuch der Drehbuch-Werkstatt an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 2008 bekam er ein Stipendium an der Regieschule in Warschau. Vor seinem Kinodebüt machte Jan Schomburg mit preisgekrönten Kurzfilmen auf sich aufmerksam. Zur Zeit lebt er in Köln.

"Über uns das All" erzählt von einer Liebe mit einem großen Geheimnis. Was passiert, wenn jemand plötzlich stirbt, der ein Doppelleben führte? Paul (Thalia-Schauspieler Felix Knopp) hat gerade seine Dissertation eingereicht, und Martha (Sandra Hüller) arbeitet als Englischlehrerin. Als es mit dem Doktortitel schließlich wirklich klappt, nimmt Paul auf Marthas Drängen hin eine Stelle in Marseille an. Er soll allein vorfahren, und Martha will ihm eine Woche später folgen. Als zwei Polizistinnen vor ihrer Tür stehen und ihr die Nachricht von Pauls Selbstmord überbringen, zerbricht ihre heile Welt schlagartig. Die Jury des Filmfestes Schwerin lobte "Über uns das All" als "einen der seltenen deutschen Filme, die es schafften, schockierend ernsten und traurigen Momenten eine große Leichtigkeit entgegenzusetzen".

"Als ich mich gefragt habe, wie jemand mit dem abrupten Ende einer Liebe umgeht, habe ich gemerkt, dass ich am ehesten wissen wollte, wie eine neue Liebesbeziehung aussehen könnte", sagt Jan Schomburg, selbst glücklich liiert und Vater einer Ziehtochter. Die Idee hatte er schon als 19-Jähriger, als ein Kollege beim Zivildienst von einem Mann erzählte, der zwei Leben führte. Die Geschichte ließ ihn nicht mehr los. "Als ich mich mit dem Thema beschäftigte, fand ich heraus, dass es keine Frauen gibt, die vorgeben, etwas erreicht haben. Irgendwie denken Männer, dass sie nur Erfolg in der Liebe haben, wenn sie erfolgreich im Beruf sind." In seinem Bekanntenkreis habe eine Frau tatsächlich erst nach Jahren gemerkt, dass ihr Ehemann gar nicht den tollen Job bei einer Bank hatte, von dem er immer erzählte. Jan Schomburg: "Als sie zum Finanzamt ging, um Klarheit zu erlangen, sagten ihr die Sachbearbeiter, dass sie darüber nachgedacht hätten, einen Spirituosenschrank für all die Frauen anzulegen, die von den Lügen ihrer Männer erfahren und dann erst mal einen Schnaps bräuchten."

Vor zwei Jahren sei der Stoff reif gewesen für einen Film. Die erste Fassung des Drehbuchs schrieb Schomburg innerhalb von zwei Wochen. Mit der Kölner Pandora-Filmproduktion und dem WDR fand er Geldgeber, weitere Unterstützung kam von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und der Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein. Neue Pläne hat der Regisseur schon: "Es geht um einen wahren Fall: um eine Frau, die durch einen Gedächtnisschwund alle Erinnerungen verliert."

Bundesweiter Filmstart für "Über uns das All" ist morgen. Karten für die Premiere im Hamburger Abaton-Kino (20 Uhr), zu der Jan Schomburg und Hauptdarstellerin Sandra Hüller kommen, gibt es unter Telefon 040/41 32 03 20.