Geschäfts- und Wohnhaus, Markthalle oder Bäume? Stadt präsentiert Entwürfe für Rathausplatz und ruft Einwohner auf, Ideen einzureichen.

Ahrensburg. 100 mal 110 Meter graue Monotonie und Leere. Der Ahrensburger Rathausplatz ist in den Augen vieler Experten und Einwohner keine städtebauliche Pracht, sondern eine Verlegenheitslösung. Er ist zu groß, er ist zu unwirtlich, der Einzelne verliert sich. Seit Jahren werden dort Autos geparkt - für den Platz in der Mitte einer Stadt ist das eine untypische Nutzung.

Angelegt wurde der Rathausplatz Anfang der 1970er-Jahre, als Städteplaner gern die Vogelperspektive einnahmen. "Der Platz wurde als große Geste zur Stadt hin gesehen. Er sollte der Stadt eine neue Mitte verordnen", beschreibt Hauke Seeger, Stadtplaner der Verwaltung, den damaligen Ansatz. "Doch wurden die Menschen nicht mitgenommen. Der Platz lag eigentlich im Nirgendwo."

So begannen bereits Anfang der 80er-Jahre Diskussionen zur Neugestaltung. Seitdem werden Ideen und Konzepte vorgestellt, gibt es Architektenwettbewerbe und Ideensammlungen. Nun wird ein neuer Anlauf genommen. Am kommenden Mittwoch eröffnet die Stadtverwaltung eine Ausstellung, in der alle bisherigen Vorschläge noch einmal präsentiert werden.

"Bei der Neugestaltung des Rathausplatzes handelt es sich um ein Langfristprojekt, weil es ein absolut zentraler Platz ist und viele Interessen berücksichtigt werden müssen", sagt Bürgermeister Michael Sarach. Bei seinem Dienstantritt hatte er betont, dass für ihn der Rathausplatz weit oben auf der Agenda stehe. Und er kündigte an, dass die Bürger von Anfang an in die Planungen eingebunden werden. Die Ausstellung unter dem Titel "Der Ahrensburger Rathausplatz... und was kommt nun?" dient Startschuss.

"Die Ausstellung soll unter der Beteiligung der Bürger eine Gestaltungsdiskussion anstoßen", sagt Sarach. Doch schränkt der Bürgermeister zugleich ein: "Wir werden uns Zeit nehmen. Das Projekt steht nicht grundlegend an. Da sind andere Dinge wie die Nordtangente zunächst wichtiger."

Es handle sich zwar beim Rathausplatz um "eine unwahrscheinlich wichtige Fläche", sagt auch Annette Kirchgeorg, Fachdienstleiterin für Stadtplanung im Rathaus. "Doch müssen wir die gesamte Innenstadt mit einbeziehen. Und wir sind mit der Umgebung des Platzes noch nicht fertig." So sei mit neuen Nutzungsplänen für den Rathausplatz die Frage verbunden, wo die Menschen alternativen Parkraum finden. Andere Projekte in der Nähe seien dagegen schon umgesetzt worden. Kirchgeorg: "So haben wir bereits das Jugendzentrum 42 und das Peter-Rantzau-Haus fertig, und so rückt langsam der öffentliche Blick wieder auf den Rathausplatz."

Die Ausstellung soll nun Schwung in die festgefahrene Debatte bringen. Sarach: "Jetzt ist erst einmal kreatives Spinnen angesagt. Es soll keine Grenzen geben." Es solle nicht der Eindruck erweckt werden, die Verwaltung habe ein eigenes Konzept, das sie durchdrücken wolle. "Es kommt ganz darauf an, was nun bei der Ausstellung herauskommt", sagt der Bürgermeister. "Es kann natürlich auch sein, dass eine kleine Lösung herauskommt, bei der nur Bäume gepflanzt werden."

Eröffnet wird das "kreative Spinnen" von der stellvertretenden Bürgermeisterin Susanne Philipp-Richter (CDU). Auf Infotafeln im Rathausfoyer werden zunächst die Entwürfe aus Wettbewerben von 1991 und 2001 sowie ein Konzept der Verwaltung von 2002 vorgestellt. Sämtliche dieser Entwürfe versuchen, den Platz durch eine Bebauung zu verkleinern. Immer wieder taucht dabei die Idee auf, eine Markthalle zu errichten. Laufend soll die Ausstellung ergänzt werden. "Wir werden zunächst alle Ideen parallel stellen. So kommt jeder auf den gleichen Stand", sagt Hauke Seeger.

Ausdrücklich sind die Bürger aufgerufen, sich eigene Gedanken zu machen. Diese können sie schriftlich formulieren oder skizzieren und in eine Art Meinungsbox werfen. Auch online soll eine Beteiligung möglich sein.

Derzeit überlegen die Planer der Ausstellung noch, ob sich die Nutzer im Internet auch einen Lageplan herunterladen können, um die eigene Idee oder den eigenen Entwurf zu skizzieren. Nach und nach werde die Ausstellung erweitert. Seeger: " So werden wir zum Vergleich auch die Plätze anderer Städte darstellen." Geplant sei auch ein Vortragsabend, zu dem eventuell auch auswärtige Experten Grundlegendes zu Plätzen sagen werden. Seeger: "In diesem theoretischen Teil geht es etwa um die Frage, was eigentlich Platz bedeutet." Doch erst sollen die Bürger ihre Ideen loswerden können. "Sie sollen nicht gleich in irgendeiner Weise beeinflusst werden." Zum Ausstellungsende im Januar wird die Verwaltung die Vorschläge sichten und auf einer Finissage präsentieren. Stadtplaner Seeger rechnet mit reichlich Ideen. "Ich habe bereits jetzt mindestens zehn Vorschläge erhalten", sagt er. "Es gibt sogar zwei Konzepte nach der Feng-Shui-Lehre."