Umfrage unter 1640 Ahrensburger Schülern zeigt, dass Kino, Modeläden und günstige Wohnungen fehlen.

Ahrensburg. Beinahe 60 Prozent aller Jugendlichen in Ahrensburg können sich gut vorstellen, nach dem Ende der Schulzeit in der Schlossstadt wohnen zu bleiben. Das ist ein Ergebnis aus der dritten Ahrensburger Kinder- und Jugendbefragung, die wohl als repräsentativ bezeichnet werden darf: 1640 von rund 2000 befragten Schülern der Stormarnschule, des Schulzentrums am Heimgarten und der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule haben sich daran beteiligt. Gestern Abend haben Vertreter des Stadtjugendrings und des städtischen Kinder- und Jugendbeirats (KiJuB) die Ergebnisse im Rathaus präsentiert.

Anderthalb Jahre Arbeit stecken in dem Werk, das jetzt druckfrisch als 84-seitige Broschüre vorliegt. Rund 100 000 einzelne Antworten sind ausgewertet worden. "Sie zeichnen ein Bild von einer sehr interessierten Jugend, die sich kritisch reflektierend mit ihrer Stadt auseinandersetzt", sagt die KiJuB-Vorsitzende Lisa Brauner, 18.

Sie zeichnen aber auch ein Bild, das sich nicht immer mit dem subjektiven Empfinden in der Schlossstadt deckt: 60 Prozent der Jugendlichen wollen in Ahrensburg wohnen bleiben. Tatsächlich sieht man in der Stadt nur sehr wenige Menschen, die älter als 18 und jünger als Mitte 30 sind. Dazwischen scheint eine Lücke zu klaffen.

"Gefühlt empfinde ich das auch so", sagt Lisa Brauner, womöglich stimme es sogar. Deshalb hat die angehende Lehramtsstudentin im Bauausschuss einen Vorstoß gewagt und mehr bezahlbaren Wohnraum für junge Leute gefordert. Brauner: "Die Frage lautet: Ist Ahrensburg eine Stadt für alle oder nur für Senioren?"

"Zu viele Alte": Das haben allerdings nur 1,3 Prozent derer, die weg aus der Stadt wollen, als Grund angekreuzt. Jeder Zehnte aus dieser Gruppe will in Hamburg leben, 8,6 Prozent finden Ahrensburg "zu langweilig", sieben Prozent "zu klein". Nur 3,6 Prozent derer, die es wegzieht, geben "mangelnde Berufsangebote" als Grund an.

Freunde treffen, Musik hören, am Computer sitzen, fernsehen, lesen, Videospiele: Die meisten Freizeitaktivitäten der Ahrensburger Jugendlichen spielen sich zu Hause ab. Erst im Alter von 16 Jahren gewinnen Cafés an Bedeutung, dort treffen sich rund 30 Prozent dieser Altersklasse regelmäßig. Ein Viertel der 18-Jährigen geht regelmäßig in die Kneipe. Dagegen stehen Discobesuche bei mehr als 60 Prozent der 16- bis 18-Jährigen hoch im Kurs. Die mit Abstand beliebtesten Disco-Abende gehen im Jugendzentrum "42" über die Bühne.

Ahrensburgs Jugendliche finden die vorhandenen Angebote wichtig und benoten sie auch durchweg gut. Nichtsdestotrotz haben sie auch viele unerfüllte Wünsche. Ganz oben auf der Liste: ein Kino. Für 31,6 Prozent der Befragten wäre es ein riesengroßer Zugewinn für die Stadt. Auf dem zweiten Rang folgen attraktive Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere ein Modehaus der Marke H&M. Für jeden Vierten wäre das wichtig. Bei Bus- und Bahnverbindungen ist hingegen nur nach Auffassung von 13,7 Prozent der Befragten eine Verbesserung nötig.

Ein ähnliches Bild ergab die sogenannte Bürgermeisterfrage: Was würdet ihr machen, wenn ihr einen ganzen Tag lang Bürgermeister wärt? Mehr als 70 Prozent der Befragten würden ein Kino bauen lassen. Solche Antworten machen Lisa Brauner nachdenklich. "Es sind Forderungen, die die Ahrensburger Jugend schon seit vielen Jahren hat. Das zeigt, dass in Wirklichkeit noch nicht so schrecklich viel geschehen ist."

Mit den Ergebnissen der Umfrage in der Hand will der KiJuB in den kommenden Jahren immer wieder in die politischen Gremien gehen und sich dafür einsetzen, dass Entscheidungen auch verstärkt im Sinne Jugendlicher getroffen werden.

In eine Politik übrigens, die den meisten Befragten offensichtlich sehr fremd ist. Auch das ist ein Ergebnis der Befragung. 50,1 Prozent kannten nicht den Namen der zum Zeitpunkt der Umfrage noch amtierenden Bürgermeisterin Ursula Pepper, sogar 66,2 Prozent nicht den ihres Nachfolgers Michael Sarach. Mehr noch: 71,1 Prozent wissen nicht, welche Partei die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung stellt- Sage und schreibe 97,4 Prozent haben zudem keine Ahnung, was die Stadtverordnetenversammlung überhaupt ist.

Wer die komplette Umfrage einsehen möchte, kann unter der Telefonnummer 04102/77-199 nach einem Exemplar fragen.