Ein Bundesland ist auf Gedeih und Verderb an das Schicksal einer vergleichsweise kleinen Bank gekettet: Wie konnte das passieren?

Viel Geld, viel Gier und viel Geiz waren im Spiel. Die Banker hatten sich an den Zugang zu günstigen Krediten gewöhnt - und wollten, Drogensüchtigen gleich, davon nicht lassen. Die Politiker fanden es wunderbar, dass die Bank den Landeshaushalt Jahr für Jahr mit Dividendenzahlungen bereicherte - und wollten darauf nicht verzichten. Damit diese Zahlungen schön hoch ausfielen, sparte die Bank bei den Kosten. Schließlich sollte die Firma ja bald an die Börse gehen, also verkauft werden. Geld für erfahrene Risikomanager, die das hoch gefährliche Kreditersatzgeschäft unter die Lupe hätten nehmen können, war deshalb nicht vorhanden. Es reichte nur für Anfänger. "Wir haben einfach einen Junior aus Kiel bekommen, der überhaupt gar nichts verstanden hat", erzählte der Leiter der Londoner HSH-Niederlassung dem Untersuchungsausschuss. Das Computerprogramm namens "Calypso", mit dem die Risiken von Geldanlagen berechnet werden sollte, hieß im Jargon der HSH-Mitarbeiter nur "Collapso".

Jetzt droht dem Land Schleswig-Holstein der Kollaps. Gestern fiel der Dax auf ein neues Jahrestief, besonders Bankenaktien sackten ab. Es gebe Zweifel an der Stabilität des Finanzsystems, hieß es an den Börsen. Niemand weiß, wie die Entwicklung der nächsten Tage ist. Aber Schleswig-Holstein braucht noch vier Jahre, um die Ketten zu lösen.