Deutsche, Türken, Russen und Griechen teilen sich im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz eine Laubenkolonie

Ahrensburg. "Einen interkulturellen Garten gibt es bei uns in Ahrensburg auch", sagt Jürgen Martens vom Arbeitskreis Gartenhölzer. Als der 71-Jährige einen Bericht des Abendblattes über ein ähnliches Projekt in Bad Oldesloe las, wurde er stutzig. Die Stiftung Interkultur weihte dort einen Garten als Treffpunkt für Menschen verschiedener Nationen ein, wies ihn als ersten dieser Art in Schleswig-Holstein aus.

Doch bereits seit 2009 verpachtet der Arbeitskreis Gartenhölzer im Stadtteil Gartenholz auf einer Fläche von 2200 Quadratmetern 13 Parzellen an die Bewohner des Stadtteiles. Jürgen Martens ist einer der Mitinitiatoren. "Im Unterschied zum Netzwerk Interkultur sind wir zwar kein eingetragener Verein", sagt Martens. "Doch auch bei uns gärtnern Menschen vieler Nationen miteinander. Die etwa 130 Quadratmeter großen Grundstücke werden von Deutschen bewirtschaftet, aber auch Griechen, Russen und Türken sind hier Pächter."

Eine von ihnen ist Aiyse Duran. Stolz hält die 40-Jährige einen Kürbis aus eigenem Anbau in Händen. "Die sind in diesem Jahr besonders gut", sagt sie. Zudem baut sie Bohnen, Peperoni und Tomaten an. "Ich habe vier Kinder", sagt die gebürtige Türkin. "Die sollen lernen, dass es Gemüse und Obst nicht nur im Supermarkt gibt." In der Gegend, in der sie aufwuchs, habe jeder ein Stück Land, auf dem er Gemüse für den Eigenverzehr anbaut.

Mit dem Garten holt sich die Frau auch ein bisschen Türkei nach Ahrensburg. Er hat für Aiyse Duran aber auch einen hohen Freizeitwert. "Oft sitzen wir mit Freunden zusammen", sagt sie. Dank Gasheizung und überdachter Terrasse ist das auch im Winter möglich. Das sei doch viel besser, als alleine vor dem Fernseher zu versauern.

Ihre Gartennachbarin Evgenija Fink hätte Aiyse Duran ohne das Projekt kaum kennengelernt. Die junge Frau bewirtschaftet nur ein paar Parzellen weiter ein Stück Land. "Ich habe den Garten von meinen Großeltern übernommen", sagt die 28-Jährige. Als diese noch in Russland an der Grenze zur Mongolei lebten, hatten ihre Großeltern einen landwirtschaftlichen Betrieb. "Die können gar nicht ohne", berichtet Fink. Zu Gärtnern sei für ihre Oma und ihren Opa eine Aufgabe die sie von früher kennen. Daher sei der Garten für sie auch ein Stück Heimat.

Für sie selbst hat der Garten eine ganz andere Bedeutung. "Ich kann hier einfach mal draußen sein", sagt sie. Die Kinder könnten frische Früchte von den Himbeer-, Stachelbeer- oder Johannisbeersträuchern naschen. Abends könne man zusammensitzen und grillen. "In unsere kleine Wohnung passen nur maximal fünf Leute", sagt Evgenija Fink. Draußen im Garten gebe es genug Platz für Feiern mit vielen Gästen. Was noch auffällt: Bei den Finks gibt es jede Menge Gartenzwerge. "Erbstücke meines Opas", sagt sie.

Multi-Kulti-Gärtnern sind für fast jeden erschwinglich. Etwa 100 Euro Pacht kosten die Grundstücke pro Jahr. Ein Schnäppchen im Vergleich zu Kleingartenvereinen, wo oft dreimal so viel bezahlt werden muss.

Als Sabina Ikonomou vor vier Jahren mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter in eine Wohnung im Gartenholz zog, war für sie klar, sie möchte einen Kleingarten. "Vom Interkulturellen Garten erfuhr ich von einer Nachbarin", erinnert sie sich. Schnell habe sie sich beworben und bis heute nichts bereut. "Gerade die Unterschiede finde ich so toll", sagt die 43-Jährige.

Anders als viele ihrer Nachbarn habe sie kein Gemüse angepflanzt. Kurz geschnittener Rasen, ein paar Blumenbeete und ein großes Klettergerüst für ihre Tochter stehen im aufgeräumt wirkenden Garten der Deutschen, die mit einem Griechen verheiratet ist. "Wenn ich frisches Gemüse möchte, frage ich einfach meine Nachbarin", sagt sie.

Ihr Garten sei für sie nicht nur ein Ort der Entspannung, Sabina Ikonomou schätzt auch den Zusammenhalt. "Wir helfen uns gegenseitig, wenn mal ein Gartengerät fehlt", sagt sie. Zudem sei die Gemeinschaft der Kinder in der Kolonie sehr stark. "Die Tochter unserer türkischen Nachbarn ist mittlerweile die beste Freundin meiner Tochter", sagt Ikonomou. Und auch, wenn die eigenen Eltern mal nicht im Garten sind, seien die Kleinen hier sicher. Es sei immer jemand da, den die Kinder kennen. Ikonomou: "Einen schönes Gefühl ist das."