Kreis ersetzt gemeindliches Einvernehmen für Bau der Schweinemastanlage in Köthel. Gegner wollen weiter kämpfen

Köthel. Das Reizthema geistert schon lange durch das Dorf Köthel. Doch nun dürfte ein neuer Höhepunkt erreicht sein und bei vielen Einwohnern Unmut, gar Wut noch steigern. Wer durch das Dorf fährt und auf die Schilder an vielen Gartenzäunen schaut, weiß schnell, worum es geht: um eine Schweinemastanlage. Eine solche mit Plätzen für rund 1350 Tiere will der Trittauer Landwirt Rudolf Grunwald nach eigenen Angaben an der Hohenfelder Straße bauen lassen. Diesem Vorhaben, das von der überwiegenden Mehrzahl der Kötheler abgelehnt wird, ist Grunwald nun einen gewaltigen Schritt näher gekommen: Das sogenannte gemeindliche Einvernehmen liegt vor.

Erteilt hat es allerdings nicht die Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister an der Spitze, sondern - ersatzweise - der Kreis Stormarn in Person des Landrats Klaus Plöger. Ein einigermaßen seltener Vorgang. Plöger hat den Bescheid am Donnerstag vergangener Woche unterzeichnet. Ein Mitarbeiter der Kreisbauverwaltung hat das Dokument daraufhin umgehend persönlich in die Amtsverwaltung nach Trittau gebracht. Auf diese Art und Weise lässt sich am besten belegen, dass es dort auch tatsächlich angekommen ist.

"In unserer Gemeinde ist das Schreiben erst am Freitag eingetroffen", sagt Uwe Petersen, stellvertretender Bürgermeister. "Wir haben uns mit einem Fachanwalt für Verwaltungsrecht in Verbindung gesetzt, der die Gründe der Entscheidung des Kreises überprüfen soll." Petersen verweist zudem auf die Internetseite der Gemeinde, wo sich auch das Schreiben des Kreises findet. "Nun müssen wir die Auskunft des Anwalts abwarten."

Deutlicher wird Frank Kieper, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den geplanten Mastbetrieb. "Noch hat Herr Grunwald das Spiel nicht gewonnen." Im Übrigen gehe es bei der Sache nicht um ein Spiel, sondern um die Gesundheit der Kötheler. Die Initiative werde sich durch die Entscheidung des Kreises nicht entmutigen lassen. Im Gegenteil: "Wir werden gelassen weitermachen", betont Kieper. "Der Schritt des Kreises ist nur ein Vorbescheid. Das Bauantragsverfahren beginnt ja erst noch." Wolfram Röblitz hat den Landrat sogar angezeigt. "Hier wird ganz bewusst getrickst." Wie viele andere Mitglieder der Initiative fordert der Rentner, der seit 14 Jahren in Köthel lebt, ein Umweltgutachten. "Es wurden etliche Maßnahmen zum Schutz der Bille durchgeführt", schimpft der 67-Jährige. "Und nun soll die Verteilung der Gülle an der Bille - einem FFH-Gebiet - erlaubt werden."

Heidi Beutin kritisiert das Vorgehen des Kreises ebenfalls scharf. "Das ist nicht demokratisch. Nach unserer Umfrage sind 75 Prozent der Einwohner gegen die Schweinemastanlage", sagt die freie Wissenschaftspublizistin. "Ich bin gegen eine industrielle Tierproduktion und die Entwicklung der Landwirtschaft hin zu Monokulturen." Als sie 1981 nach Köthel gezogen sei, habe es noch viele Bauern im Ort gegeben, heute seien es nur noch wenige.

Landrat Plöger ist bemüht, sich dem Thema möglichst nüchtern zu nähern. "Ich kann die Menschen in Köthel verstehen", sagt er. Aber das sei nicht die Frage. Er werde sich auch nicht dazu äußern, was in seinen Augen gutes und was weniger gutes Schweinefleisch sei. Denn auch das sei nicht die Frage. Die Frage ist eine andere, es ist die nach Recht und Gesetz. Plöger: "Daran hat sich die Verwaltung zu halten. Es gibt Gesetze, und die sind anzuwenden."

Leicht gemacht habe sich die Kreisverwaltung die Entscheidung nicht. "Wir haben uns viel Zeit genommen, alle Argumente zu prüfen", sagt Plöger. Zudem habe der Kreis noch die Kommunalaufsicht beim Innenministerium um Rat gefragt. Auch aus Kiel kam eine eindeutige Antwort: Die Argumente der Kötheler sind nicht stichhaltig. Sie hatten zuletzt vor allem angeführt, die Straße zum geplanten Mastbetrieb müsse gegebenenfalls ausgebaut werden. Klaus Plöger: "Diese Straße hätte ohnehin längst saniert werden müssen." Außerdem gehe es dabei um einen geringen Betrag, und Investor Grunwald wolle sich sogar daran beteiligen.

Landwirt Grunwald kann nun beim Kreis einen Bauantrag einreichen. Die Bauaufsicht in Bad Oldesloe muss dem dann - sofern er nicht fehlerhaft ist - zustimmen.

"Der Schritt des Kreises war keine Überraschung für mich", sagt Landwirt Grunwald. Nun werde noch an den Feinheiten für die Umsetzung gearbeitet. "Im kommenden Jahr kann die Anlage dann stehen", sagt er. Für die Einwände der Gegner fehlt im das Verständnis. "Ich führe einen Familienbetrieb, der ohne Erweiterungsmöglichkeiten nicht überleben könnte", sagt er. Sein Sohn habe die entsprechende Ausbildung gerade absolviert und werde den Betrieb in Köthel führen. "Die Menschen werden gar nicht mitbekommen, wenn ich Gülle ausfahre", so Grunwald weiter. "Zum einen bin ich außerhalb der Hauptwindrichtung, zum anderen werden die Emissionen etwa durch eine sogenannte Schwimmdecke, also eine Strohschicht, gemindert."