Die 13-jährige Benita Klöpper hat ihre Liebe zu einem Pony in einem Buch veröffentlicht. Jetzt arbeitet sie an ihrem zweiten Werk.

Delingsdorf. Sie möchte bestimmt gern Springreiterin werden. Oder Tierärztin? Benita Klöpper zögert. Doch lieber Autorin? Jetzt kommt eine klare Ansage: "Autorin? Nein, das bin ich ja schon." Eine beachtliche Antwort für eine 13-Jährige. Das Verrückte ist: Sie stimmt. Knapp 100 Seiten dick ist ihr Erstlingswerk, das der Wagner Verlag in einer Auflage von 2000 Exemplaren herausgebracht hat. "Hier kommt Ferry Jones" steht auf dem Einband. Das wiederum stimmt nicht so ganz. Das Titelbild zeigt ein herangaloppierendes Pony. Und das heißt definitiv nicht Ferry Jones, sondern Twister. Dass es dieser hübsche Kerl aufs Cover geschafft hat, war eine Kleinigkeit für ihn. Denn Twister ist das reale Vorbild für Benitas Pferdegeschichte und ihr absoluter Liebling.

Die Mähne hat es der 13-Jährigen besonders angetan. Ganz verliebt wuschelt Benita durch die schick geschnittene Frisur ihres Ponys. Und wenn ein Fotograf oder das Fernsehen kommt, um eine so junge Autorin und ihren vierbeinigen Titelhelden in Augenschein zu nehmen, achtet sie darauf, dass die tolle Mähne voll zur Geltung kommt. Wenn es die Siebtklässlerin mal wieder so richtig erwischt, kriegt ihr Pferdchen nicht nur ein Leckerli, sondern auch ein Küsschen auf die Nase.

Der Wallach ist zehn und im Rocker-Alter. Seine Besitzerin ist 13 und ein Teenie. Er ist ein Fuchs. Und auch ihre Haare haben einen rötlichen Ton. "Der ist manchmal echt frech", sagt Benita. Und kess ist die junge Lady auch, die das Bargteheider Eckhorst-Gymnasium besucht. Die beiden kennen sich vier Jahre. Seit zwei Jahren sind Pferd und Mädchen ein Paar. Unzertrennlich. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und die Eltern waren machtlos.

Als Benita auf einem Ponyhof Ferien machte, entdeckte sie ihren Twister - ihren Wirbelwind. "Ich dachte nur: Oh je! Dieses Zottelvieh sollen wir kaufen", erinnert sich die Mutter Birte Klöpper und schmunzelt. Die Mähne war lang, und die Fesseln waren mit Fell behangen. Ein verwegener Typ. Aber es nützte nichts. Dieser und kein anderer, ließ Benita ihre Mutter wissen. Die kann sich noch gut an die erste Begegnung mit dem neuen Familienmitglied erinnern. Dass es ihre kleine Benita inspirieren und eines Tages der Held ihres ersten Buches werden sollte, das ahnte sie damals noch nicht. Und sie und ihr Mann erfuhren es auch erst, als das Buch schon fertig war.

"Ich bin immer ganz früh morgens nach unten geschlichen und hab' mich an den Computer meiner Mutter gesetzt. Vor allem am Wochenende", erzählt Benita. Die Eltern merkten nicht so richtig, was da im Gange war und wollten es am Schluss auch gar nicht glauben. Oma und Opa mussten nachhelfen und den verdutzten Eltern klar machen, dass Benita unter die Schriftsteller gegangen war.

Zwei Jahre arbeitete Benita an dem Buch. Als sie neun Jahre alt war, hatte sie angefangen. Als sie elf war, war es geschafft. Und das in zweierlei Hinsicht: Das Buch war fertig - und ihr geliebter Twister war endlich ihr Pony geworden. "Ich musste zwei Jahre auf ihn warten", sagt die 13-Jährige und seufzt. Für sie war die Sache von Anfang an klar, aber für die Eltern war es nicht so einfach. Birte Klöpper: "Viele haben uns gewarnt und gesagt, wenn Benita ein Pferd hat, wird sie schlecht in der Schule. Und außerdem ist Reiten natürlich auch eine teure Angelegenheit."

Den Wirbelwind mit der hübschen Mähne einzufangen, hatte seinen Preis. Und das große Geld macht die kleine Autorin noch nicht. Für die ersten 80 verkauften Exemplare bekam sie ein Taschengeld. Benita musste feststellen, dass der Weg zur Bestseller-Autorin etwas länger dauert. "Aber der persönliche Gewinn ist riesig. Benita hat gelernt, sich für ihre Sache einzusetzen, in die Buchhandlungen zu gehen, mit der Presse zu sprechen und mit Filmteams zu arbeiten. Das ist fantastisch", sagt die Mutter.

Schon bei der Internetsuche nach einem Verlag war Benita hartnäckig. Selbst als eine Absage kam, versuchte sie es weiter - mit Erfolg. Und in der Schule ist sie auch nicht abgefallen. Birte Klöpper: "Unmittelbar nachdem Twister zu uns gekommen ist, sind ihre Leistungen noch besser geworden."

Inzwischen haben die Eltern ihre Zurückhaltung aufgegeben. Sie wissen, dass sie sowieso keine Chance hätten, Benita von den Pferden wegzukriegen. So haben sie ihr noch Caprilli spendiert, einen braunen Holsteiner, der ein bisschen größer ist als Twister und für die wachsende Teenagerin das Pferd für die Zukunft. "Ich reite beide", sagt Benita, die sich vier Stunden täglich um ihre Schützlinge kümmert. Sie werden gefüttert, gestriegelt, geritten und danach geduscht. Das volle Verwöhnprogramm, das mit einem leckeren Apfel gekrönt wird. Viele Äpfel gibt es nicht. "Die machen dick", sagt Benita, ganz Fachfrau. Und wer kriegt zuerst sein Leckerli? Und wessen Fell wird zuerst hübsch gemacht? "Das von Twister", sagt die 13-Jährige, " nur, weil der vorne steht." Natürlich, warum auch sonst.

In ihrem Buch hat sie Twister, der hier Ferry Jones heißt, ein bisschen älter und größer gemacht. Damit die Leser ihn auch ernst nehmen. Auf Seite 25 ist ein Steckbrief über ihn abgedruckt. Hinter Charakter steht: gutmütig. Hinter Besonderheit: kann sprechen. Und als Eigenschaft ist vermerkt: Zirkuspferd. Das klingt viel versprechend. Benita Klöpper geht es professionell an. "Ich will nicht alles verraten", sagt sie. Nur so viel: "Das Pony ist am Anfang traurig und muss Abenteuer bestehen. Und am Schluss ist es glücklich."

Und wie geht ihre eigene Geschichte weiter? "Ich will Schauspielerin werden", sagt Benita. Wenn sie dabei so zielstrebig vorgeht, wie bei ihrer Schriftstellerei, könnte das glatt etwas werden. Aber bis dahin ist es noch weit. Also hat sie sich wieder an den Computer gesetzt. "Es wird was Neues, mit Pferden, Kaninchen und Hunden. Auf keinen Fall eine Fortsetzung", sagt die 13-Jährige. Ihr großer Bruder hatte sich auch mal im Schreiben probiert. "Ein Krimi, glaube ich", sagt Benita. Sie wollte mitschreiben. Aber die kleine Schwester war nicht so richtig erwünscht. Also machte sie sich allein an die Arbeit. Und jetzt ist das zweite Buch bereits in Arbeit. Aber das hatte sie ja gleich klargestellt: "Eine Autorin bin ich schon."