Bargteheider Schülerin Denise Schlichting veröffentlicht in diesen Tagen ihr Erstlingswerk “Das Hexenquartett“. Drei weitere Folgen der Fantasy-Geschichte sind in Vorbereitung

Bargteheide. "Andere Leute gucken Fernsehen. Ich schreibe. Das entspannt mich", sagt Denise Schlichting. Wer sie reden hört, könnte meinen, er hätte eine gestandene Schriftstellerin vor sich. Wer sie jedoch sieht, mit dem freundlichen, etwas blassen Gesicht, den langen Haaren eines jungen Mädchens und der T-Shirt/Jeans-Kombination, wird stutzig. "Ich bin 15", antwortet die Bargteheider Schülerin und lächelt zurückhaltend.

Ihr "Hexenquartett" um die vier Mädchen Sonja, Rose, Blue und Tanja ist noch nicht erschienen, da gibt Denise Schlichting schon Interviews, wird fotografiert und zu Lesungen eingeladen. Wie eine Große. Wie eine Erwachsene hat sie auch die Verhandlungen mit ihrem Verlag geführt.

"Ich bin gezielt rangegangen", sagt die Schülerin. "Zuerst habe ich im Internet nachgeschaut, in welches Programm ich passe." Nach einer ersten Vorauswahl schrieb sie mehrere Verlage an und reichte Leseproben ein. Vom Bodensee kam umgehend eine Antwort mit der Aufforderung, das vollständige Manuskript zu schicken. "Das habe ich postwendend erledigt", sagt die Gymnasiastin, die dann ganz schnell alles klar gemacht und nun einen Vertrag mit dem Papierfresserchen Verlag in der Tasche hat. Und wie war das, als der Brief kam? "Das war toll. Ich konnte es erst gar nicht glauben." Und plötzlich ist sie ganz Teenagerin und lächelt unbefangen und noch immer voller Freude.

Dann wieder die nüchterne Einschätzung einer zielstrebigen jungen Dame: "Mein Buch passte einfach ins Profil", sagt sie. "Die geben Fantasy raus und veröffentlichen sehr junge Autoren. Ich glaube, der jüngste ist zehn."

Denise Schlichting schreibt, seitdem sie zwölf ist. Woher der Anstoß kam, weiß sie nicht mehr genau. "Am Anfang war es mehr aus Langeweile. Ich habe einfach irgendwie angefangen und war dann selbst so begeistert davon, dass ich weiter geschrieben habe." Sie schrieb und schrieb und schrieb - und hat jetzt nicht nur ein Buch fertig, sondern vier: Das erste noch im Druck, warten schon die nächsten drei Folgen auf ihr Erscheinen.

Eine Fortsetzungsgeschichte. Wie sie ausgeht, wird nicht verraten. Nicht einmal, wie der erste Band endet. Denise Schlichting zögert: "Auf jeden Fall so, dass man den zweiten Teil lesen möchte." Eine clevere Antwort. Joanne K. Rowling ist mit diesem Prinzip hervorragend gefahren und mit den Harry-Potter-Bänden zur reichsten Frau der Welt geworden. Denise Schlichting schüttelt den Kopf: "Das ist mir nicht so wichtig. Ich möchte, dass die Leser meine Bücher gern lesen und richtig mitgehen und mitfühlen. Jedes Mädchen hat einen ganz eigenen Charakter."

Die Hexe Rose ist ängstlich. Sonja ist die Mutige. Tanja ist belesen, schlau und ehrgeizig. So die Analyse der Autorin. "Und Blue ist aufmüpfig und pfiffig. Sie redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ich finde, der Name Blue passt. Das klingt schon so frech. Aber sie ist auch nett. Nett sind eigentlich alle."

Ob mehr Blue, Sonja, Tanja oder Rose in der Stormarner Jungautorin steckt, bleibt offen. Denise Schlichting: "Ich habe auch nicht meine Freundinnen beschrieben. Das ist alles Fantasie." Und die treibt auf sage und schreibe 430 Seiten wilde Blüten: Das Hexenquartett muss sich gegen Zauberer, Vampire und andere magische Wesen verteidigen. Das ist schwieriger als gedacht. Ansonsten herrscht auch mal ganz normaler Zickenalarm zwischen den vier Mädchen, die in einem Hexeninternat leben. Das Muster ist vertraut, ein bisschen Harry-Potter schimmert dann doch durch. Aber warum auch nicht. Und dagegen, berühmt zu werden und richtig viel Geld mit dem Schreiben zu machen, spricht auch nichts.

Allerdings müssen die Finanzen auch schon zu Beginn der Schriftstellerkarriere stimmen. In erster Auflage werden 500 Exemplare gedruckt. 150 Exemplare muss die junge Autorin dem Verlag selbst abnehmen. Ansonsten kann "Das Hexenquartett" für 14,40 Euro im Internet bestellt werden.

Eine Agentin hat die 15-Jährige auch schon. "Meine Mutter. Und die Chefin des Verlags. Die ist auch immer für mich da." In alles eingeweiht wird Simone Schlichting aber nicht: "Ich habe keine Ahnung, was mit den Hexen am Schluss geschieht."

Früher hat Denise Schlichting Ballett gemacht und Jazzdance. Sie hat Fußball und Volleyball gespielt. Jetzt spielt sie mit der Sprache. Ihre Kameradinnen aus der zehnten Klasse finden es toll. "Die waren bei meiner Lesung in der Ahrensburger Stadtbücherei. Und ich glaube, die waren ganz begeistert." Vielleicht haben sich ja einige in der frechen Blue oder der ängstlichen Hexe Rose wiedererkannt.

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