Sie wollen finanziell unabhängiger sein. Deshalb arbeiten diese Stormarner Schüler, statt in den Urlaub zu fahren

Ahrensburg. Schmutziges Geschirr stapelt sich in der Küche des Elmenhorster Hotelrestaurants "Am Neuen Teich". Leonardo Butaro steht an der Spüle und trägt den Porzellanberg Stück für Stück ab. Jeden Donnerstag ab 17 Uhr und die Sonnabende von zehn bis 15 Uhr verbringt der 20-Jährige hier. Als Tellerwäscher verdient sich der Bargfeld-Stegener monatlich rund 300 Euro dazu. "Das macht mich unabhängiger, ich muss nicht immer meine Eltern nach Geld fragen", begründet Leonardo seine Entscheidung, Freizeit gegen Arbeit einzutauschen.

Schon während der Schulzeit hat der Abiturient in dem Restaurant gejobbt. "Manchmal helfe ich auch freitags oder sonntags aus", sagt Leonardo, der die Stelle auf 400-Euro-Basis über eine Zeitungsanzeige fand. "Durch den Verdienst kann ich mir mehr leisten, zum Beispiel neue Teile für mein Rennrad, Tagesausflüge oder Urlaube." Rund 80 Prozent seiner Freunde würden ebenfalls jobben, im Supermarkt oder in der Gärtnerei. "In unserem Alter ist es einfach ein komisches Gefühl, für alles noch die Eltern um Geld bitten zu müssen."

Mit dem Abitur in der Tasche wartet Leonardo derzeit auf einen Studienplatz im Fach Sportwissenschaften. Während des einwöchigen Demokratie-Projektes Stormini, das Anfang Juli in seinem Dorf zu Gast war, arbeitete Leonardo ehrenamtlich als Gehilfe beim Stormini-Schmied. Dass er bis Studienbeginn nicht nur auf der faulen Haut in der Sonne liegen würde, sei für ihn selbstverständlich gewesen.

Das geht auch Jennifer aus Ahrensburg so. Die 15-Jährige bessert ihr Taschengeld mit Babysitten auf. Im Herbst vergangenen Jahres ließ sie sich nach einer Schulung vom Ahrensburger Kinderhaus Blauer Elefant, einer Einrichtung des Kinderschutzbundes Stormarn, in dessen Babysitter-Kartei aufnehmen. "In den vergangenen Osterferien habe ich zum ersten Mal als Babysitter gejobbt", sagt die Schülerin des Ahrensburger Heimgarten-Gymnasiums. "Ich finde es sinnvoll, in den Ferien zu arbeiten, wenn ich nichts Besseres zu tun habe. In diesen Sommerferien fahre ich nicht groß in den Urlaub."

Die Entscheidung für diese Art des Geldverdienens sei naheliegend gewesen. "Ich mag Kinder sehr und mache gerne etwas mit ihnen zusammen", sagt Jennifer. "Zum einen habe ich keine kleineren Geschwister, zum anderen lerne ich schon etwas für den späteren Umgang mit meinen eigenen Kindern." Nach dem Abitur will sie Grundschullehrerin werden.

Fünf bis sieben Euro pro Stunde verdient Jennifer bei ihren Einsätzen in derzeit zwei Familien. "Ich hüte die Kinder im Alter zwischen zwei und neun Jahren je nach Bedarf der Eltern", sagt sie. "Meistens abends, am Wochenende oder in den Ferien auch mal tagsüber." Gerade half sie der Mutter von Mia, 6, und Ben, 2, aus der Bredouille. Die Sechsjährige musste krank zu Hause bleiben, ihre Mutter konnte dank Jennifer dennoch zur Arbeit gehen. Ihr Salär legt die Schülerin zunächst auf die hohe Kante. Jennifer: "Das Geld spare ich für größere Anschaffungen."

Robert Meyer jobbt seit März als Barista im Caligo Coffee am Ahrensburger Rondeel. Kaffee zuzubereiten und Kunden zu bedienen macht dem Ahrensburger Schüler Spaß. Mit dem Verdienst von knapp 400 Euro monatlich bezahlt er nicht nur seine Handyrechnung, sondern gönnt sich auch ein wenig Luxus. "Ich geh gerne mit Freunden ins Kino oder feiern", sagt der 18-Jährige. 60 bis 70 Euro spare er im Monat - hauptsächlich fürs bevorstehende Studium. "Ich möchte später Betriebswirtschaftslehre in Hamburg studieren. Das kostet Geld", sagt Robert.

Während der Ferien arbeitet er bis zu dreimal pro Woche im Coffeeshop, in der Schulzeit nur am Wochenende. Er fühle sich gut, wenn er nach einem Arbeitstag merke, dass er etwas geleistet habe.

Auf einen Großteil seiner Freizeit zu verzichten, findet der Schüler indes nicht schlimm. "Dafür kann ich die anstehende Studienfahrt der Schule selbst finanzieren", sagt er. Zuvor hatte er jeweils einmal in der Woche als Zeitungsausträger und Nachhilfelehrer für Mathematik und Englisch gearbeitet. "Dort verdiente ich aber viel weniger Geld. Deswegen habe ich den Job im Café angenommen", begründet er den Wechsel. Bis zum Abitur möchte er dort weiter arbeiten - wenn die Schule nicht zu stressig wird.