Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist ein schweres Verbrechen.

Die Studie des Deutschen Jugendinstituts hat nun offengelegt, dass jede zweite Schule in Deutschland in den vergangenen drei Jahren mit Verdachtsfällen konfrontiert wurde. Jeder dritte davon kommt aus dem familiären Umfeld, etwa 16 Prozent der Fälle ereigneten sich zwischen Kindern und Jugendlichen untereinander, in etwa vier Prozent der Fälle deuteten Spuren auf das Personal an Schulen.

Die Opfer empfinden meist so starken Schmerz und Schande, dass sie sich erst nach langer Zeit des Leidens an jemanden wenden, dem sie vertrauen, oder durch ihr Verhalten so auffallen, dass die Hintergründe hinterfragt werden. Oft aber vergehen bis dahin Monate, manchmal sogar Jahre.

Lehrern, die mit immer dichteren Stundenplänen, größeren Klassen und damit mehr Schülern zu tun haben, wird es jedoch nicht leicht gemacht, jeden einzelnen Schüler so im Blick zu haben, um Auffälligkeiten wahrzunehmen und richtig einzuschätzen. Und nicht hinter jeder Wesensveränderung - gerade in der Pubertät - steckt ja auch gleich ein Missbrauch. Ist dies aber der Fall, muss es erkannt werden.

Doch dafür brauchen Lehrer nicht nur mehr Zeit pro Schüler, dafür brauchen sie auch das nötige Wissen, wie sie möglichen Missbrauch am Verhalten von Kindern und Jugendlichen erkennen. Und sie müssen wissen, wie sie mit Betroffenen sprechen, wie sie die Schwere des Falls einordnen, ob sie das Jugendamt oder erst mal eine Beratungsstelle einschalten.

Fortbildungen dafür gibt es. Doch sie sind freiwillig. Vielleicht wäre es sinnvoll, Fortbildungen zur Pflicht zu machen. Zudem sollte der pädagogische Nachwuchs verstärkt in der Lehrerausbildung für das Thema sensibilisiert werden.

Denn nichts ist schlimmer, als wenn der Hilferuf eines Kindes, das sich nicht verbal mitteilt, nicht gehört wird.