Stormini-Kinder entwickeln in der Öko-City Teebeutel-Windräder und Luftballon-Boote für eine sparsamere Welt von morgen

Bargfeld-Stegen. Während über der Wiese Gummimotorflugzeuge durch die Luft schwirren, brüten Lina-Marie und Anna Lisa im benachbarten Zelt über ihrer Ökobilanz. Vor ihnen liegt ein Fragebogen mit 32 Fragen und einem Ziel: zu zeigen, wie groß der ökologische Fußabdruck der beiden Zwölfjährigen ist. Stormini, die Kinderstadt in Bargfeld-Stegen, hat am Dienstag seine Öko-City offiziell eröffnet. Schwerpunktthemen des vom Kreis Stormarn und dem Kreisjugendring (KJR) initiierten Planspiels, an dem noch bis Sonnabend 230 neun- bis 13-jährige Kinder mitwirken, sind in diesem Jahr Nachhaltigkeit und Zukunft.

"Wir wollen den Kindern zeigen, was Ökologie bedeutet und wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen auswirkt", sagt Organisator Ansgar Büter-Menke vom KJR. "Die Stormini-Bürger erforschen, wie Sonnenenergie, Pflanzenwachstum, Wasserkreislauf und Energienutzung wirken und zusammenhängen." Kooperationspartner sind dabei unter anderem der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), der Juniorcampus der Fachhochschule Lübeck und der Fachbereich Umwelt des Kreises Stormarn.

Shirin Anders vom BUND hat Lina-Marie gerade erklärt, dass ein Bundesbürger im Durchschnitt einen ökologischen Fußabdruck von zwei bis drei Erden hinterlässt. "Erden sind die Maßeinheit eures persönlichen Ressourcen- und Energieverbrauchs", sagt die 20-Jährige. "Der Verbrauch wird in Landfläche umgerechnet. Zwei bis drei Erden bedeutet, wir bräuchten bereits mehr als zweimal die Fläche unserer Erde, um den Bedarf zu decken." Auf den Einzelnen umgerechnet hieße das insgesamt 4,8 Hektar an Acker-, Weide-, Siedlungs-, Wald- und Meeresfläche. Mehr als 1,9 Hektar im Jahr könne die Erde jedem Menschen jedoch nicht zur Verfügung stellen, so Anders. Entwicklungsländer hätten einen Fußabdruck von 0,3 Erden, die USA hingegen von 6,5 Erden.

Lina-Marie nimmt mit ihrem Verhalten beim Konsum, Wohnen, im Umgang mit Verkehrsmitteln und bei der Ernährung laut Fragebogen zwei bis drei Erden in Anspruch. Das Ergebnis stimmt die Schülerin aus Bargfeld-Stegen nachdenklich. "Man sollte mehr tun, um die Erde zu schützen", sagt sie. Anna Lisa hat bereits Schlussfolgerungen gezogen. "Weniger PC-Spiele, die Strom verbrauchen, öfter Fahrradfahren und für den Trip in den Urlaub Fahrgemeinschaften bilden", sagt die Zwölfjährige. "Das sind Maßnahmen, die jeder ergreifen kann."

Volker Geist vom Juniorcampus der Fachhochschule Lübeck zeigt den Kindern nebenan im Forscherlaboratorium auf spielerische Weise, wie sich alternative Energien wie Wind und Sonne als Antrieb einsetzen lassen. "Eine Weihnachtspyramide ist nichts anderes als ein Aufwindkraftwerk", erklärt der Pädagoge gerade Dennis aus Delingsdorf. Beim Aufwindkraftwerk werde die Luft durch die Sonne erhitzt. Die nach oben steigende Luft setze ein Rad in Gang, das schließlich Strom erzeuge. Draußen erproben einige Jungen derweil Flugzeuge, mechanisch oder von einem Gummiriemen angetrieben. "Das macht Spaß mit den Flugzeugen", sagt Alvin aus Bargteheide, "ich hätte nicht gedacht, dass wir hier so viel ausprobieren können."

Ob Strom aus Gurken oder Teebeutel-Windräder sowie Luftballon-Boote - in der Öko-City kennt die Kreativität im Nutzen von Alltagsgegenständen zur Energiegewinnung keine Grenzen. Doch im Zentrum der kleinen Zeltansammlung steht das Solarmobil der Infostelle für Klimagerechtigkeit, ein Projekt des Nordelbischen Missionszentrums. Ansgar Büter-Menke sagt: "Hier lernen die Kinder, wie aus Wind Musik und aus Sonne Popcorn entsteht."