Die Gemeinde geht mit 2500 Euro Bußgeld gegen den Verstoß beim Leinenzwang vor. Die Hinweistafeln werden von Unbekannten abmontiert.

Großhansdorf. Die Gemeinde Großhansdorf greift durch im Streit um den Leinenzwang im Waldgebiet Rauhe Berge und Park Manhagen. Immer häufiger gehen Beschwerden über Attacken aggressiver Hunde bei der Gemeinde und in der Försterei Lütjensee ein. "Spaziergänger und auch Hundebesitzer halten mich im Wald an und sind völlig aufgelöst, weil freilaufende Hunde Wild jagen oder andere Hunde anfallen", sagt Förster Andreas Körber. Das passiere gerade in Großhansdorf extrem häufig. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß bestätigt dies. Er sagt auf Anfrage:"Es gibt zunehmend Beschwerden von Spaziergängern und Anwohnern."

Im Mai wurden in dem Waldgebiet 20 Schilder aufgestellt, die auf die Leinenpflicht hinweisen. An der Situation geändert hat sich dadurch nichts, die aus Steuergeldern finanzierten Tafeln wurden jedoch von Unbekannten abmontiert. Bürgermeister Voß ist sauer. "13 Schilder wurden gestohlen und drei geschwärzt", sagt Janhinnerk Voß. Pro Schild beläuft sich der Schaden auf etwa 50 Euro, die von der Gemeinde getragen werden müssen.

"Den Leinenzwang gab es schon, bevor die Hinweistafeln aufgestellt wurden", sagt Andreas Körber. "Die Leinenpflicht gilt unabhängig davon, ob Schilder da sind oder nicht", sagt der Förster. Körber macht regelmäßig Kontrollgänge durch den Großhansdorfer Wald. Erwischt er Hundehalter mit freilaufenden Tieren, ist er befugt, sie zur Rede zu stellen. "Wenn die Besitzer wiederholt gegen die Leinenpflicht verstoßen und ihre Hunde nicht auf den Wegen laufen, müssen sie mit einer Anzeige rechnen", so Körber.

Dann kann ein Bußgeld in Höhe von bis zu 2500 Euro fällig werden. "Entsprechende Strafgelder wurden bereits in mindestens drei Fällen verhängt", sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Die wenigsten Hundebesitzer reagierten laut Voß auf eine mündliche Verwarnung mit Verständnis. Im Notfall hat Andreas Körber sogar die Möglichkeit, einen Hund zu erschießen, der Wild anfällt. "Um das Reh zu retten, würde ich den Hund notfalls töten", sagt der Förster.

Vier schneeweiße Hunde hat Per Rasmussen mit einer selbst gebastelten Leine an sein Mountainbike gebunden. Die sibirischen Samojedenspitze ziehen den 51-Jährigen rund um den Teich im Park Manhagen in Großhansdorf. "Nur deshalb habe ich meine Hunde angeleint", sagt Per Rasmussen. Normalerweise lässt er die Tiere frei laufen. "Dann haben die Hunde einfach mehr Spaß." Von Spaß ist im Landeswaldgesetz allerdings keine Rede. Dort heißt es klar, dass in Wäldern wie dem Gebiet Rauhe Berge und Park Manhagen Hunde zwar gestattet sind, aber angeleint sein müssen und nur auf den gekennzeichneten Wegen laufen dürfen.

Eine Alternative gibt es für die Hundehalter nicht. Die Försterei hatte vorgeschlagen, einen Teil des Waldes als Freilauffläche für Hunde abzusperren. "Das wäre allen gerecht geworden", sagt Förster Andreas Körber. Diese Alternative hatte die Gemeinde Großhansdorf jedoch abgelehnt. Die Kosten seien laut Bürgermeister Voß zu hoch gewesen. "Eine Freilauffläche im Park Manhagen hätte zu viele Hunde-Touristen aus Ahrensburg und Umgebung angelockt", so Voß. Ein weiteres Problem sei die Vermüllung, die eine solcher Bereich mit sich brächte.

Neu ist die Leinenpflicht nach dem Landeswaldgesetz keineswegs, trotzdem wird sie weiterhin von vielen Hundehaltern ignoriert. Herta Jehne geht oft im Park Manhagen spazieren und lässt ihren Hund Emilio dabei immer ohne Leine laufen. "Ich sehe nicht ein, warum ich das auf einmal ändern sollte", sagt die Rentnerin. Auch Hundebesitzer Wilfried Krull sieht keine Notwendigkeit für eine Anleinpflicht. "Das ist völliger Quatsch", sagt der Ahrensburger. "Hunde brauchen nicht an die Leine, dann werden sie nur aggressiv." Der Rentner hat seinen Australian Sheperd trotzdem angebunden. "Ella führt mich, das ist aber auch der einzige Grund für die Leine", sagt Wilfried Krull.

Thorsten Bülow, 39, geht häufig mit seiner Tochter Helene im Wald spazieren. "Angst vor Hunden haben wir nicht", sagt der Großhansdorfer. "Meinetwegen können die Tiere gerne frei laufen, solange sie gut erzogen sind und auf ihre Besitzer hören."

Doch nicht alle sehen die Situation so entspannt wie der Großhansdorfer.

Armin Schneider führt seinen Hund immer an der Leine. Schon öfter sei der sieben Monate alte Kingston von anderen Hunden attackiert. "Aggressive Hunde sind hier definitiv ein Problem", sagt der 48-Jährige. Der Hoisdorfer ist dafür, dass sich alle Hundehalter an die Leinenpflicht halten müssen. "Dass sich der Leinenzwang aber tatsächlich durchsetzen kann, glaube ich nicht", so Armin Schneider.

Förster Andreas Körber ist zuversichtlich. "Die Leute werden oft einsichtiger, sobald eine Geldstrafe droht."