Gegner des geplanten Schweinemastbetriebs befürchten Lärm, Gestank und mehr Verkehr. Andere Einwohner schweigen lieber

Köthel. Dunkle Wolken, Nieselregen - das ungemütliche Wetter passt zur Stimmung der Bewohner in dem idyllischen Dorf im Osten von Trittau. In Köthel leben Familien mit Kindern, Beamte, Selbstständige, Rentner, Ärzte, Landwirte, Polizisten. Aber die Ruhe in den Wohnstraßen mit den schmucken Einfamilienhäusern, Reetdachkaten und Bauerngehöften täuscht.

Viele der rund 400 Einwohner sind besorgt. Was wird, wenn die von dem Trittauer Landwirt Rudolf Grunwald geplante Schweinemastanlage tatsächlich gebaut wird? Grunwald hatte im Frühjahr 2010 bei der Gemeinde handschriftlich eine Bauvoranfrage gestellt. Ob er auf seinem Land einen Betrieb für 1490 Mastplätze und einen 2000-Kubikmeter-Güllebehälter mit Schwimmdeckel errichten kann.

"Bis jetzt ist Köthel ein Dorf mit einem hohen Wohnwert", sagt die Ärztin Susanne Schubert, 49. "Das ändert sich schlagartig, wenn hier die Schweinemast Einzug hält." Der Schweinestall würde dann am nördlichen Ortsrand von Köthel stehen - etwa 400 Meter von Haus und Garten des ehemaligen stellvertretenden Bürgermeisters Heiko Lenz entfernt. Die Gegner des Projekts befürchten üble Gerüche, Lärm und ein starkes Verkehrsaufkommen.

Denn außer den Schweinen müssen auch das Futter sowie die Gülle transportiert werden. "Die 20-Tonner werden mitten durch unseren Ort fahren", sagt Frank Kieper, einer der beiden Sprecher der Bürgerinitiative gegen den geplanten Mastbetrieb. Die Initiative ist seit Juni 2010 mit rund 50 Mitgliedern aktiv.

"Wir haben eine Tür-zu-Tür-Befragung gemacht. 70 Prozent der Bewohner Köthels haben sich gegen den Bau der Anlage ausgesprochen. Damit haben wir den Großteil der Bevölkerung hinter uns", sagt Kieper. Bei den restlichen 30 Prozent handele es sich nicht um Befürworter, sondern vorwiegend um Bürger, die sich nicht äußern wollten. "Zudem stehen natürlich die alteingesessenen Bauern nicht hinter uns", sagt Kieper.

"Vor unserer Haustür werden dann massenhaft Tiere gequält", sagt Jürgen Roloff, 63. Den Zimmermann ärgert, dass das strittige Projekt häufig auf den Kostenaspekt reduziert wird. Wie die Kosten für den Ausbau der Hohenfelder Straße zum Mastbetrieb. "Die rund 20 Anlieger sollen für die Instandhaltung mit bezahlen", sagt Kieper. In welchem Umfang, sei unklar.

Auch der Güllebehälter mit seinen 2000 Kubikmetern ist vielen ein Dorn im Auge. Die Menge entspricht in etwa dem Fassungsvermögen von 100 Tanklastern - eine Ladung, die auf den umliegenden Äckern des Landwirts verteilt werden soll. "Das ist gesundheitsgefährdend", sagt Kieferorthopäde Ulf Hempel. "Die Böden können so viel Gülle nicht aufnehmen. Und was ist, wenn der Behälter undicht ist und die Gülle in die Bille gerät?"

"Es kann nicht sein, dass ein auswärtiger Agrarwirt, der selbst nicht in Köthel lebt, sich urplötzlich auf Schweinemast verlegt, und die Anwohner sollen auch noch den Straßenbau mitfinanzieren", sagt Hella Glagow, 67. Außerdem bringe die Schweinemast bei allem Bemühen, etwas Positives zu sehen, keine Vorteile für das Dorf: weder neue Arbeitsplätze noch einen gesteigerten Wohnwert, im Gegenteil.

Es gibt jedoch außer den Bürgern, die engagiert ihre ablehnende Haltung vertreten, auch Menschen, die sich zu dem Bauprojekt nicht äußern möchten. Wie die junge Frau, die mit ihrer Tochter zum Reitstall unterwegs ist. Und der junge Mann auf dem Fahrrad, der es eilig hat.

Und was meint der Initiator selbst zur aktuellen Situation in Köthel? Grunwald: "Dazu kann ich nichts sagen. Von der Kreisverwaltung habe ich bisher nichts Schriftliches erhalten." Auf die Frage, wann seiner Meinung nach denn sein Mastbetrieb stehen wird, möchte sich Grunwald ebenfalls nicht äußern. "Das ist eine laufende Sache."

Die Gegner befürchten indes, dass bei 1490 Schweineplätzen nicht Schluss ist und später viel mehr hinzukommen. "1490 Plätze rechnen sich nicht", sagt Initiativensprecher Frank Kieper, "bei einem Preis von derzeit 1,56 Euro pro Kilo." Die Kreisverwaltung hat mittlerweile einen positiven Bauvorbescheid erlassen (wir berichteten). "Wir geben nicht auf", sagt Wulf Jannsen. Bislang fehlen auch noch konkrete Angaben, welche Kosten für den Straßenausbau auf die Gemeinde und die Anwohner zukommen. Angeblich soll es eine Förderung von 70 Prozent für die Sanierung geben. Jannsen: "Aber wir haben keine konkreten Zahlen."

Auch der Musikunternehmer Heinz Canibol, der in der Nähe der geplanten Mastanlage wohnt, vermisst Klarheit: "Wir sind bisher von amtlicher Seite nicht informiert worden." Außerdem seien drei Gemeinden an der Hohenfelder Straße beteiligt. Janssen: "Wer muss was zahlen?" Ebenso sei unklar, ob die beiden Brücken auf dem Weg zum geplanten Betrieb das Gewicht der Tanklastfahrzeuge überhaupt aushalten.