88 Schüler in Schleswig-Holstein haben die Reifeprüfung mit Bestnote bestanden - so wie auch der Oldesloer Niclas Düstersiek.

Wichtig sind in der Schule doch diejenigen, die die Klassengemeinschaft stärken", sagt Niclas Düstersiek. Dafür brauche man kein Abitur mit 1,0-Durchschnitt. Genau das hat der 18-Jährige aber gerade geschafft. Zusammen mit Hannah Holzgreve und Vivian Schultz gehört der Abiturient zu den drei Schülern des Gymnasiums Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe, die in diesem Jahr die Schule mit einem Notendurchschnitt von 1,0 abgeschlossen haben. In ganz Schleswig-Holstein schafften 88 Schüler die Bestnote.

Niclas trägt karierte Shorts und Turnschuhe, Hemd und Jackett hat er nach den Abiprüfungen schnell wieder gegen sportliche Kleidung ausgetauscht. Mit 18 Jahren gehört Niclas Düstersiek zu den jüngeren Abiturienten, auf dem Schulhof der Theodor-Mommsen-Schule ist er bekannt. Eine Schülerin spricht ihn an, ein ehemaliger Lehrer grüßt im Vorbeigehen. "Alles Gute zum Abitur!"

Der Bad Oldesloer kann zufrieden sein mit seinem Zeugnis. Und auch seine Mutter ist stolz auf ihn. "So wichtig sind Schulnoten bei uns Zuhause aber auch wieder nicht", so Niclas.

Vor allem will er nicht auf die Bestnote auf seinem Zeugnis reduziert werden. Fast scheint er besonderen Respekt vor Jugendlichen zu haben, die weniger gut in der Schule sind als er. "Am Ende behält man doch die Schüler in Erinnerung, die aufgrund ihres Charakters auf sich aufmerksam machen und nicht durch Noten", betont der Bad Oldesloer.

Schwergefallen ist Niclas der Unterricht noch nie. Die Noten vieler Schüler verschlechtern sich tendenziell nach der Grundschule eher, aufgrund der schulischen Umstellung auf dem Gymnasium. "Bei mir war das komischerweise genau umgekehrt", erzählt Niclas lachend. "Auf der weiterführenden Schule hatte ich bessere Noten als in den Klassen eins bis vier."

In der zehnten Klasse hat Niclas sogar ein Schuljahr übersprungen. Dass die erwarteten schiefen Blicke von den Mitschülern ausblieben, war eine große Erleichterung für ihn. Bis heute ist der Abiturient sehr froh, dass die anderen in ihm nicht nur den schulischen Überflieger gesehen haben. Anschluss hat er in der neuen Klasse gleich gefunden. Niclas: "Die anderen Schüler haben mich sofort in die Klassengemeinschaft aufgenommen."

Eine 1,0 auf dem Abiturzeugnis: Was manchem Schüler utopisch erscheint, war für Niclas absehbar. "Man kann sich ja schließlich zum Teil aussuchen, welche Noten man ins Abitur einbringen will", erklärt er lässig. Als Streber sieht Niclas sich nicht: "Vor Klausuren habe ich schon den Stoff wiederholt", sagt der Bad Oldesloer. Auch die Hausaufgaben habe er meistens erledigt. "Aber ich würde lieber schlechter in der Schule abschneiden als den ganzen Tag nur zu lernen."

Ein bisschen gelernt hat Niclas für seine mündliche Abitur-Prüfung in Erdkunde dann aber doch. Mindestens zwölf Punkte mussten es sein, damit am Ende eine 1,0 auf dem Zeugnis steht. "Letztlich habe ich dann aber sogar 15 Punkte geschafft", sagt Niclas. Damit hat er die Höchstpunktzahl in der Oberstufe erreicht. Schriftlich hat der 18-Jährige sich in Wirtschaftspolitik, Englisch und Mathe prüfen lassen. Von zwölf Punkten in Mathe gingen die Noten aufwärts bis zu 15 Punkten in Wirtschaftspolitik.

Gibt es auch Schulfächer, die Niclas nicht mag? "Mit Kunst und Musik kann ich nicht so viel anfangen", sagt der Abiturient. "Kunst musste ich trotzdem bis zum Abi behalten." Begeistert sieht er bei der Erinnerung nicht aus. Seiner Abschlussnote hat aber auch sein mangelnder Enthusiasmus für dieses Fach keinen Abbruch getan. Lieber als zu singen oder zu malen spielt Niclas in seiner Freizeit Tischtennis oder geht laufen. Bei dem Thema kriegt der Oldesloer leuchtende Augen. "Sport gehörte auch in der Schule immer zu meinen Lieblingsfächern", erinnert er sich.

Nun beginnt für Niclas Düstersiek und die anderen Abiturienten des Jahrgangs ein neuer Lebensabschnitt. Studieren, eine Ausbildung anfangen oder erstmal durch die Welt reisen - die Schulabsolventen haben die Wahl, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Je mehr Möglichkeiten es gibt, umso schwerer fällt aber auch die Entscheidung. Zum ersten Mal über die eigene Zukunft zu bestimmen, ist für viele Jugendliche schwer.

Niclas Düstersiek hat aber schon beschlossen, wie es für ihn weitergehen soll. Im Herbst will der 18-Jährige anfangen zu studieren. Da ist er sich sicher. Welches Fach es werden soll, ist dagegen noch ein wenig offen. "Wahrscheinlich Wirtschaft", sagt Niclas. Festgelegt ist er in seiner Entscheidung noch nicht. Vielleicht wird es auch ein Psychologie-Studium werden. "Ich würde gerne in Hamburg studieren", sagt Niclas. Er könne sich aber auch eine andere Stadt vorstellen, sollte das Studienangebot dort besser sein. Die freie Auswahl hat der Abiturient mit seinem Notendurchschnitt wohl in jedem Fall. Bevor im Oktober die Uni anfängt, geht es für Niclas aber erst mal in den Familienurlaub nach Kreta.

Im Moment ist er froh über die freie Zeit. "Aber in zwei, drei Wochen fange ich bestimmt an, die Schule und meine Freunde zu vermissen", sagt Niclas nachdenklich. "Das Leben an der Uni wird bestimmt ganz anders werden."