Berufsfachschule bietet Möglichkeit für einen mittleren Abschluss

Ammersbek. Auf ihrem Halbjahreszeugnis der Ahrensburger Gemeinschaftsschule Am Heimgarten stand im Fach Mathematik noch die Note Fünf und in Englisch eine Vier. Ihr Hauptschulabschluss war in Gefahr. Jetzt verlässt Daria mit einem Notendurchschnitt von 3,2 die Schule. "Am Ende des ersten Halbjahres hatte ich Panik, weil ich nicht wusste, was ich tun soll", sagt die 16-Jährige Ammersbekerin rückblickend. "Ich war bereits im zehnten Schuljahr, weil ich in der dritten Klasse einmal sitzen geblieben war." Das bedeutete: Schafft sie den Abschluss nicht, muss sie ohne Zeugnis die Schule verlassen.

Daria wendete sich an Aleksander Wojtczak von der Kompetenzagentur Stormarn. Gemeinsam mit seiner Kollegin Sabine Leminski berät Wojtczak im Schulzentrum Am Heimgarten Jugendliche mit Schulproblemen und mangelnden Perspektiven. Mit ihrem Programm "Schulverweigerung - Die 2. Chance" führen sie betroffene Jugendliche ins Schulsystem zurück und verbessern ihre Chancen auf einen Schulabschluss.

"Ich hatte viele Probleme zu Hause, konnte nicht gut lernen", sagt Daria. Für Wojtczak war Darias Situation ein Fall fürs sogenannte Casemanagement. "Wir führten intensive Gespräche, ich beriet sie zu den Möglichkeiten nach Verlassen der Schule", sagt der Diplompädagoge, der seit Oktober vergangenen Jahres Anlaufstelle für 27 Schüler des neunten Jahrgangs war. Sechs davon forderten ein Casemanagement. "Ohne Abschlusszeugnis hätte Daria zum Beispiel ein ausbildungsvorbereitendes Jahr an der Beruflichen Schule absolvieren können, um den Hauptschulabschluss nachträglich zu erwerben." Doch Wojtczak stellte Kontakt zu Charlotte Mauve her - die Rettung für Darias Abschluss.

Die Lerntherapeutin unterstützte Daria vor Ort in der Schule. "Jeden Dienstag traf ich mich dort mit Daria. Wir haben über ihre Situation, ihre fachlichen Probleme gesprochen und daran gearbeitet", sagt Mauve. Gemeinsam bereiteten sie auch Darias Projektprüfung vor, deren Bewertung in die Abschluss-Gesamtnote einfloss. "Das drohende Aus war ein großer Druck für mich", erinnert sich Daria. "Ich war erleichtert, als Frau Mauve Zeit für mich hatte und sich auf meine Bedürfnisse konzentrierte." Zu Hause habe sie anschließend, teils mit Freunden, weiter gelernt. Mit dem Endergebnis von 3,2 ist die 16-Jährige, die sich in ihrer Freizeit für das Technische Hilfswerk engagiert, dennoch nicht zufrieden. "Für einen Realschulabschluss bräuchte ich einen Notendurchschnitt von 2,5. Ich würde die Schule gern fortsetzen."

Jetzt plant Daria ein freiwilliges soziales Jahr im Kinder- und Jugendbereich. Und sie steht auf der Warteliste der Berufsfachschule in Ahrensburg, an der sie einen mittleren Bildungsabschluss erwerben könnte. Daria: "Kann ich nicht nachrücken, bewerbe ich mich 2012 erneut. Mein Ziel ist, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich will mir selbst beweisen, dass ich mehr drauf habe als einen Hauptschulabschluss."