Mit 10 000 Euro finanzieren Awo und der Verein Kontakt das Pilotprojekt Streetworker in Reinbek

Reinbek. Trittau und Bargteheide haben ihn bereits, Reinbek soll ihn jetzt auch bekommen: einen Streetworker. Ab Freitag will Thomas Wilsdorf die Orte in der Stadt aufsuchen, die als Treffpunkte von Jugendlichen bekannt sind. Täbyplatz, Klostermarkt und der Rewe-Parkplatz. "Die Situation dort hat uns zum Handeln veranlasst", sagt Michel Richter-Brehm, Leiter der Awo-Jugendzentren der Stadt. Mit "der Situation" meint er den zunehmenden Vandalismus, Randale, und Trinkgelage auf öffentlichen Plätzen in Reinbek. Er sieht einen gestiegenen Bedarf an Beratung und Begleitung von Jugendlichen.

Deswegen haben die Awo Soziale Dienstleistungen GmbH in Ahrensburg, der Awo-Ortsverein Reinbek und die Initiative Sucht und Gewalt in Stormarn "Kontakt" nun das neue Straßensozialarbeitsprojekt in Reinbek ins Leben gerufen. 10 000 Euro hat das Netzwerk zusammengetragen, um die aufsuchende Sozialarbeit für ein Jahr zu finanzieren.

"Wir wollen jetzt auch außerhalb der Jugendeinrichtungen Kontakt mit Jugendlichen aufnehmen. Und das geht am besten da, wo sie sich auch aufhalten", sagt Thomas Wilsdorf. Der 37-Jährige arbeitet seit fünf Jahren in der Awo-Kinder- und Jugendeinrichtung Treff. "Viele Jugendliche in Reinbek kenne ich bereits. Doch nicht alle sind für uns mit der normalen Sozialarbeit erreichbar. Manche wissen auch gar nicht, dass sie auf uns zukommen können, wenn sie Probleme haben", sagt Wilsdorf, der das nun ändern will.

Sieben Stunden in der Woche will er demnächst unterwegs sein - vor allem an Freitag- und Sonnabendabenden. Zwar sei die Straßenarbeit für ihn noch Neuland, doch er fühlt sich der Aufgabe nicht nur gewachsen, er freut sich auch darauf. "Ich habe einen guten Draht zu Jugendlichen. Ich gehe locker auf sie zu", sagt der gebürtige Rostocker, der seit einigen Jahren mit seiner Frau in Reinbek lebt. Das wichtigste an dem Projekt sei zunächst die Kontaktaufnahme und dass ihn noch mehr Jugendliche kennenlernen. Dann habe er ein offenes Ohr: für Probleme in der Schule, mit den Eltern, in der Ausbildung. Auch Themen wie Alkohol, Drogen und Gewalt will er ansprechen.

Die Erfahrungen, die er dabei macht, will das Netzwerk der Vereine bündeln. Nach einigen Monaten soll dann der Stadtverwaltung eine ausführliche Dokumentation vorgelegt werden. "Die 10 000 Euro sollen eine Anschubfinanzierung sein. Ziel ist es, der Stadt den gestiegenen Bedarf aufzuzeigen und sie später mit ins Boot zu holen. Oder dass sie das Projekt Streetworker künftig übernimmt", sagt Martin Hennig vom Verein Kontakt.

Erst in der vergangenen Woche seien die Vereine mit dem Projekt an die Reinbeker Politik herangetreten, sagt Bürgermeister Axel Bärendorf. Es sei zwar gut, wenn die Vereine nun ermitteln, ob Straßenarbeit in Reinbek überhaupt sinnvoll ist. Er hätte sich jedoch gefreut, wenn es vorab eine Beratung mit allen Beteiligten gegeben hätte. Für solche Projekte Geld auszugeben, sei bei er derzeitigen Haushaltslage immer schwierig. Die Entscheidung darüber müsse die Politik treffen. Doch die sollte vorab auch über einen Bedarf informiert werden. Bärendorf selbst ist der Meinung, dass in der Sozialarbeit noch wesentlich früher angesetzt werden muss. "Ich sehe den Bedarf im Grundschulbereich noch eher, um das Erziehungsdefizit auch langfristig in den Griff zu bekommen."

Wilhelm Hegermann, Fachdienstleiter für Jugend, Schule und Kultur im Kreis Stormarn bewertet das Engagement, einen Streetworker einzusetzen, positiv: "Das ist eine gute Möglichkeit, Zielgruppen zu erreichen, an die man sonst nur schwer rankommt."