Er hat eine Schiebermütze auf. Aber das ist auch schon das einzig Auffällige an Leo Kyllar. Er spricht leise, sein Lächeln ist sparsam.

Fast wirkt er ein schüchtern. Und damit ist er die Idealbesetzung. Der 43-Jährige soll nämlich nicht wirken und auftrumpfen. Er soll zuhören, damit Menschen, die schon lange nichts mehr zu sagen haben und in der lauten Welt nicht mehr gehört werden, wieder eine Chance bekommen. Leo Kyllar ist Streetworker, der erste in Bargteheide. Psychisch Kranke, Alkoholiker und Menschen, die die Einsamkeit zerfrisst, können sich an ihn wenden. Ohne lange Erklärungen, warum sie so tief gesunken sind.

Bargteheide geht mit diesem Vorzeigeprojekt wieder einmal voran. Die Stadt hat die Initiative ergriffen, ohne dabei den falschen Ehrgeiz zu entwickeln, das Rad neu erfinden zu wollen. Stattdessen hat sie sich mit der gemeinnützigen Gesellschaft Tohus einen kompetenten Partner ins Boot geholt - und sich die Kosten geteilt.

Es ist gut, dass es Organisationen wie Tohus gibt. Und es ist gut, dass es Städte gibt, die keine Angst haben, dass andere auf sie mit Fingern zeigen. Nach dem Motto: Schau mal, die haben es wohl nötig.

Ja. Die haben es nötig. So wie es jeder Mitmensch nötig hat, den anderen zu achten, auch wenn er am Boden liegt. Jeder kann fallen. Aber richtig schlimm wird es erst, wenn Nachbarn plötzlich verschwinden, weil ihnen niemand die Hand gereicht hat.