Immer mehr Menschen genießen das Leben inmitten der Natur - und suchen nach den passenden Accessoires

Bargfeld-Stegen. Ein Leben in der Stadt? "Niemals." Die Antwort kommt ohne Nachdenken und wie selbstverständlich. "Ich bin auf dem Land groß geworden. Darüber nachgedacht, in die Stadt zu ziehen, habe ich nie. Wie furchtbar!", sagt Christine Drews lachend und stöbert zwischen Blumen, Schmiedekunst und selbst geflochtenen Körben. Sie sucht etwas für ihr Häuschen in Nienwohld. "Ich muss einfach alles haben, was irgendwie alt und ländlich aussieht. Im modernen Schnickschnack fühle ich mich nicht wohl", sagt die 33-Jährige. Die Lust am Land und vielen verspielten und nützlichen Accessoires zog am Wochenende Hunderte Besucher zum Gutshoffest Landlust auf Gut Stegen nach Bargfeld-Stegen.

Rund 60 Marktstände boten am Sonnabend und Sonntag im dritten Jahr in Folge alles von Pflanzen, Gartenmöbeln, Schmiedekunst, Schmuck bis hin zu selbst gemachter Marmelade, Ölen, Käse und Kleidung an. Märkte wie diese liegen im Trend. In Zeiten von Bio-Boom, Nachhaltigkeit und steigendem Umweltbewusstsein spiegeln sie die Landlust als einen Zeitgeist wider, der Gemütlichkeit, ein Gefühl vertrauter Geborgenheit, Naturverbundenheit und Idylle suggeriert. Bullerbü-Romantik so weit das Auge schaut. Zarte Pfeilchen im verschnörkelten, geschmiedeten Körbchen, bunte Glaskugeln für den Garten, selbst gezimmerte Regale im nostalgischen Anstrich, Mini-Glasvasen, Stoffe in verträumten Pastellfarben.

Auch die Ausstellerin Pixi Krigsman-Graw aus Nahe bestätigt, dass es seit einigen Jahren einen Trend hin zu den verspielten Landaccessoires gibt. "Die Leute wollen Dinge, die nicht jeder hat und die einfach schön sind - und vor allem wollen sie Handwerk zu Hause haben. Keine Massenproduktion", sagt die finnische Kunsthandwerkerin, die seit einiger Zeit auf dem Dorf lebt. "Ich habe auch 25 Jahre mitten in Stockholm gewohnt. Furchtbar. Das will ich nie wieder haben. In Nahe ist es so schön ruhig, ich habe meine kleine Werkstatt. Es ist der beste Platz in der Welt", sagt sie schwärmerisch.

Uwe Schindler aus Tremsbüttel kann dies gut nachfühlen. Er lebte viele Jahre lang in Hamburg. Dann verschlug es auch ihn aufs Land. Was ist denn so wundervoll auf dem Dorf? "Dass man direkt vor dem Haus eine große wilde Wiese hat, mit Pferden und Kühen drauf. Es ist einfach ein stressfreier Start, wenn man morgens um sechs mit einem Kaffeebecher in der Hand am Fenster steht und Hasen über die Weide springen sieht", sagt der 45-Jährige, der sich neben seinen Sohn an einen Weidenzaun gelehnt hat. Fabian wartet darauf, dass das braune Rindvieh hinter ihm ihren Mist in das richtige Feld fallen lässt. Kuhroulette. "Das ist witzig. In der Stadt gibt es das nicht", sagt der Achtjährige kichernd.

Einige Stände weiter kramt Julia Hasler eine Waschschüssel aus einem Haufen alter Küchenutensilien. Vor allem wegen der Kinder ist die 40-Jährige aufs Land gezogen. Vom Stadtleben hatte sie irgendwann die Nase voll. "Ich bin auf dem Land groß geworden, habe danach in Paris und in Kiel gewohnt. Aber irgendwann musste ich zurück", sagt sie, während Sohn Friedrich, 2, eine alte Mini-Schubkarre entdeckt und damit einen Baum umrundet. "Wenn man Kinder hat, sind die Bedürfnisse einfach andere. Es gibt nichts Schöneres, als in der Natur aufzuwachsen."

Das ist etwas, das auch Christine Drews ihrem drei Jahre alten Jamie nicht vorenthalten will. "Nur hier kann er mit seinem Opa Trecker fahren und mit uns einen spontanen Ausflug ins Moor machen", sagt die Nienwohlderin.

Martina Stölken aus Großhansdorf denkt genauso. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nur zum Studieren verschlug es sie für einige Jahre nach Hamburg. Die Großstadt habe sie gerne wieder eingetauscht. Heute lebt sie mit ihrer Familie wieder in der Waldgemeinde. Es sei alles da, was man braucht. Und wenn es doch einmal etwas Besonderes sein soll, sei die Stadt nicht weit. Doch die biete eben nicht die Ruhe und Gemütlichkeit, die sie mit ihrem Haus und dem kleinen Garten habe. "Wenn man einmal die Natur genossen hat, will man nichts anderes mehr. Warum die Hektik der Großstadt gegen Landidylle eintauschen?