Sauftour mit den Kumpels oder Familienidylle im Kreise der Lieben - den meisten Stormarner Papis fällt die Entscheidung da nicht schwer

Mit Familienidylle statt im Vollsuff verbringt offenbar der moderne Stormarner Familienvater den morgigen Vatertag. Die klischeehafte Vorstellung von Horden schwitzender Männer, die sich an Christi Himmelfahrt mit ihrem pilsbepackten Bollerwagen auf kilometerlange Touren begeben und dann bereits am frühen Nachmittag die ersten Vollausfälle zu beklagen haben - das ist offenbar alles Schnee von gestern.

Zeit ist kostbar, und so wird der Vatertag 2011 von vielen genutzt, um endlich mal wieder Zeit mit der Familie zu verbringen. Selbstverständlich ist der Vatertag auch die Gelegenheit, den Papis zu gedenken, ihnen zu zeigen, wie sehr man sie lieb hat und die Väter vielleicht sogar mit der einen oder anderen kleinen Aufmerksamkeit zu überraschen. Das wäre auch ganz im Sinne der Erfinderin.

Die Amerikanerin Sonora Smart Dott hatte im Jahre 1910 nämlich überhaupt kein Verständnis dafür, dass ausschließlich die Mütter an ihrem gerade eingeführten Ehrentag bedacht werden sollten. Daddy Dott hatte schließlich auch so einiges durchgemacht und wie viele Väter im Sezessionskrieg gekämpft - ein eigener Vatertag musste unbedingt her. Sonora Smart Dott hat ihren Vatertag bekommen - auch wenn er erst 1972 als offizieller Feiertag in den USA eingeführt wurde. Die Deutschen feiern jedes Jahr an Christi Himmelfahrt Vatertag.

"Der Vatertag ist wichtig, na klar", sagt der 17-jährige Sebastian Kelbach aus Reinfeld im Brustton der Überzeugung. "Ich stehe Donnerstag sogar früher auf, bereite ein Frühstück vor und als Geschenk für meinen Vater gibt es Schokolade." Selber auf Vatertagstour zu gehen, hat der Schüler dieses Jahr nicht geplant. Dabei stehen die Sauftouren gerade bei denjenigen noch hoch im Kurs, die gerade mal so eben offiziell Bier trinken dürfen. "Für die jüngeren Leute ist der Vatertag einfach nur ein Grund, sich volllaufen zu lassen", sagt Sebastian. "Wenn überhaupt, sollte man sich gemeinsam mit dem Vater betrinken, oder?" Die Reinfelder Schülerin Katja Köster findet es ebenfalls ganz normal, ihrem Papa etwas zum Vatertag zu schenken. "Dieses Jahr fällt das Geschenk aber etwas kleiner aus", sagt die 17-jährige, "meine Eltern feiern Silberhochzeit, da verschenke ich natürlich auch etwas".

Beim Muttertagsgeschenk wird gern mal ordentlich geklotzt. Da werden nicht selten sündhaft teure Eau de Parfums, Schmuck oder gleich ganze Wellness-Wochenenden verschenkt. Die Präsente zum Vatertag fallen hingegen traditionell spartanisch aus. "Schokolade oder eine Flasche Wein - damit kann man zum Vatertag nichts falsch machen", sagt Kerstin Brandts, Verkäuferin im Reinfelder Geschenkladen 'Aroma'. "Kinder kaufen ihren Vätern auch mal eine Laterne für den Garten oder eine Engelsfigur", so Brandts. "Die Älteren greifen hingegen auch mal zu Hochprozentigem." Das ideale Vatertagsgeschenk zu finden, ist eben auch immer ein langjähriger Lernprozess.

Für Holger Dokter, Elektriker aus Reinfeld, legen sich die Söhne Flemming, 13, und Lauris, 9, ganz besonders ins Zeug: Das Geschenk wird von den Jungs höchstpersönlich gebastelt. "Schokolade gibt's eigentlich auch jedes Jahr", fügt Holger Dokter an. Die gute dunkle Herrenschokolade wenigstens? "Nee, die isst höchstens meine Frau", sagt Dokter und lacht.

Für den 50-jährigen ist der Vatertag heutzutage vor allen Dingen ein Familientag. "Wir machen jedes Jahr einen Ausflug zusammen", so Dokter. Die feuchtfröhlichen Vatertage gehören für den Familienvater der Vergangenheit an: "Früher haben wir uns jedes Jahr beim Sängerplatz am Kneeden getroffen und dort ordentlich gefeiert."

Hält wenigstens die Generation der jüngeren und möglicherweise trinkfesteren Papis an den Vatertagstour-Traditionen fest? Scheinbar nicht. Die Vorstellung, den Bollerwagen morgen von Reinfeld nach Klein Wesenberg und zurück zu ziehen, haut Daniel Gögel jedenfalls mehr vom Hocker.

"Klar, früher haben wir das gemacht", sagt der 30-Jährige aus Klein Wesenberg und wiegt Baby Leland auf dem Arm. "Heute muss das nicht mehr sein, man wird ja auch ruhiger." Statt mit Kumpels auf Tour verbringt er den Vatertag viel lieber im Kreise seiner Lieben. "Da grillen wir gemütlich zu Hause", sagt Gögel.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen: Der moderne Stormarner Papi verlebt den Vatertag grillend statt grölend und ist eher mit der Familie auf Fahrradtour unterwegs statt mit den Kumpels und dem Bollerwagen. Da bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wen treibt es dann doch morgen wieder an die B 75, durch die Stormarner Wälder und Feldwege? Was sind das für Menschen, die normalerweise nie Sport treiben würden, am Vatertag jedoch mit schwerem Handgepäck und ordentlich Promille gehandicapt locker einen Halbmarathon absolvieren?

Eines dürfte klar sein: Familienväter sind es sehr wahrscheinlich nicht.