Zum Welt-Hypertonie-Tag gibt der Oldesloer Kardiologe Kurt Schwabe Tipps zur Vorbeugung

Bad Oldesloe. Das Tückische an Bluthochdruck ist, dass Betroffene oft nicht wissen, dass sie betroffen sind. Mindestens 20 Millionen Menschen haben Hypertonie in Deutschland, das ist etwa jeder vierte, und ein Drittel bekommt nichts davon mit. "Solange keine Komplikationen auftreten, merkt man vom Bluthochdruck zunächst gar nichts", sagt Kurt Schwabe, leitender Oberarzt der Kardiologie in der Asklepios Klinik Bad Oldesloe.

Folge können massive Schäden an den Blutgefäßen sein

Dabei ist Bluthochdruck die häufigste Todesursache in den industrialisierten Ländern. Warnsignale können Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und Sehstörungen sein. Und manchmal nimmt die Belastbarkeit bei Bewegung ab. "Aber viele Menschen belasten sich nicht genug, als dass sie etwas merken könnten", sagt Schwabe.

Obwohl bei vielen zuerst keine Beschwerden auftreten würden, sei Bluthochdruck ernst zu nehmen. Denn unbehandelt kann es zu massiven Schäden an den Blutgefäßen kommen. Und die Folgeerkrankungen können tödlich sein. "Bluthochdruck kann zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Die Leute sterben an den Komplikationen, nicht am Hochdruck selbst", sagt der Oberarzt. Auch zu Nierenversagen und Durchblutungsstörungen der Beine kann es kommen. Schwabe rät, die Blutdruckwerte einmal im Jahr beim Hausarzt überprüfen zu lassen. Diese Werte zeigen, wie viel Anstrengung das Herz benötigt, um das Blut in den Kreislauf zu pumpen. Man misst in Millimeter Quecksilber (mmHg).

Werte ab 140 zu 90 gelten als erhöht - wenn sie von Arzt oder Krankenschwester gemessen werden, denn die Aufregung im Wartezimmer wird berücksichtigt. Für Selbstmessungen zu Hause liegt die Grenze deshalb bei 135 zu 85. "Ab dann besteht Handlungsbedarf", sagt Schwabe. Ideal ist ein Blutdruck von 120 zu 80.

Am besten schon in der Grundschule vorbeugen

An regelmäßige Kontrollen soll der heutige Welt-Hypertonie-Tag erinnern. Denn eine schnelle Behandlung kann lebensrettend wirken und auch Spätfolgen wie Lähmungen und Herzschwäche vermindern.

Ältere Menschen sind anfälliger für Hypertonie als jüngere. Denn ihre Gefäße sind weniger elastisch, besonders wenn schon lange Bluthochdruck besteht. Aber mit der Vorsorge sollte jeder früh anfangen. Sehr früh, wenn es nach Kurt Schwabe geht. "Am besten in der Grundschule. Wer schon als Kind Freude an Bewegung und den richtigen Sport für sich gefunden hat, dem fällt das Fitbleiben später leichter", sagt er. Es sei Aufgabe der Eltern, diese Begeisterung zu wecken. Zudem sollte jeder darauf achten, gesund zu leben. Denn auch wenn die genauen Ursachen für Bluthochdruck oft schwer festzustellen sind, die Risikofaktoren sind klar: Gefährdet ist, wer bereits Erkrankte in der Familie hat und wer übergewichtig, unsportlich, zuckerkrank oder Raucher ist. Anhaltender Stress begünstigt ebenfalls zu hohen Blutdruck.

"Wenn dieser erst mal festgestellt wurde, müssen Sie Ihr Leben ändern", sagt Kurt Schwabe. "Essen Sie salzarme Kost und treiben Sie Sport. Wenn das alles nichts hilft oder der Patient das gesunde Leben nicht durchhält, gibt es Medikamente." Vielen Menschen würde dieser Lebenswandel sehr schwer fallen, sagt der Mediziner. Trotzdem, er hilft: "Günstige Effekte sind bereits messbar, wenn man dreimal in der Woche eine halbe Stunde Sport treibt. Die Herzfrequenz muss dabei auf 120 oder 130 steigen."

Geeignete Ausdauersportarten sind Laufen, Schwimmen, Rudern oder Radfahren. Kurt Schwabe selbst rudert. Allerdings nur einmal wöchentlich. "Aber dafür laufe ich jeden Tag Treppen. Die Klinik hat vier Stockwerke", sagt er.