Ahrensburger Gremium stellt sich Frage nach Verantwortung für Missbrauchsfälle in der Gemeinde

Ahrensburg. Der Vorstand der Ahrensburger Kirchengemeinde hat offiziell das Ende seines zehnwöchigen Moratoriums bestätigt. Dies sei während der Klausurtagung des 29-köpfigen Gremiums am vergangenen Sonnabend (wir berichteten) beschlossen worden, gab gestern der Vorsitzende, Pastor Detlev Paschen, bekannt. Der Vorstand hatte sich bezüglich der Missbrauchsfälle Schutzbefohlener, die zwei Ahrensburger Ruhestandsgeistlichen angelastet werden, selbst zum Schweigen verpflichtet.

Weitere Ergebnisse verkündete Paschen nicht. Nur so viel: Unter der Leitung von Hans-Jürgen Buhl, Organisationsberater des Kirchenkreises Hamburg-Ost, seien in Bezug auf das Jahr 1999 auch "Themen wie Mitschuld und Mitwissen im damaligen Kirchenvorstand sowie die künftige Zusammenarbeit mit dem Verein Missbrauch in Ahrensburg" angesprochen worden.

Das Jahr, in dem ein Opfer des ehemaligen Ahrensburger Geistlichen Dieter Kohl sich der damaligen Stormarner Pröpstin Heide Emse anvertraute, steht auch im Fokus externer Gutachter. Sie wurden vor einem Dreivierteljahr von der Nordelbischen Kirche beauftragt, die kircheninternen Vorgänge zu untersuchen. Damals mündeten sie lediglich in einer Versetzung Kohls, ohne dass die Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden. Auch hier stehen Ergebnisse noch aus.

Der Kirchenvorstand war nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Dieter Kohl im vergangenen Jahr zunehmend in die Kritik geraten. Er agiere unprofessionell und stelle sich nicht der eigenen Verstrickung, hatte die Initiative Dialog in Ahrensburg dem Gremium vorgeworfen. Schließlich seien mehrere Mitglieder, darunter auch Pastoren, bereits 1999 im Vorstand gewesen. Heute versteckten sie sich in der "vermeintlichen Aufklärerrolle", so die Kritik. Auch der Opferverein Missbrauch in Ahrensburg hatte am Sonnabend mit einer Mahnwache "tätige Reue" sowie ein unabhängiges Gremium zur Untersuchung der Missbrauchsfälle gefordert.

"Die Kritikpunkte nehmen wir mit in den kircheninternen Krisenstab, der sich noch immer regelmäßig trifft", sagte Paschen dazu. "Beim Thema Mitschuld und Mitwissen des Kirchenvorstands im Jahr 1999 müssen wir zwischen Institution und Individuum differenzieren. Wie geht die Kirche als Institution damit um, dass möglicherweise Fehler gemacht wurden und was haben einzelne Mitglieder als Individuum zu verantworten? Das wurde in der Vergangenheit zu oft vermischt."

Die Aufarbeitung sei schwer, weil es um lange zurückliegende Geschehnisse gehe, so Paschen weiter. Einzelne Vorstandsmitglieder hätten unterschiedliche Erinnerungen an 1999.