Bund und Land geben Geld für zusätzliche Stellen. Aber manche Kommunen wollen damit lieber den Etat sanieren

Ahrensburg. Die Schulrätin Karin Thomas fordert es, die meisten Stormarner Schulleiter verlangen es: mehr Sozialpädagogen für die Problemkinder in den Klassen. Ihr Wunsch geht jetzt offenbar in Erfüllung. Die Bundesregierung will den Einsatz von Sozialpädagogen in Schulen massiv ausbauen.

400 Millionen Euro stehen dafür bundesweit bereit, jährlich rund 13 Millionen Euro sollen nach Schleswig-Holstein fließen. Wie die Schulträger an das Geld kommen, ist derzeit noch unklar. Werden alle Kreise gleichbehandelt, müssten in Stormarn etwa rund 800 000 Euro ankommen. Ein Betrag, der reichen dürfte, um rund 20 Sozialpädagogen einzustellen.

Dementsprechend groß ist die Freude. "Wir werden uns auf jeden Fall darum bemühen, Bundesmittel zu bekommen", sagt Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf. Und Landrat Klaus Plöger findet es gut, dass Land und Bund nun "endlich einsehen, dass Schulsozialarbeit zu ihren Aufgaben gehört". Derzeit werden alle Sozialarbeiter, die an Stormarner Schulen tätig sind, vom Kreis oder den Kommunen bezahlt.

Und darin liegt auch eine Gefahr. Benutzen die Kommunen das Geld vom Bund auch wirklich dazu, zusätzliche Stellen zu schaffen? Oder setzen sie es ein, um ihren Etat zu entlasten - und bezahlen mit den Berliner Millionen einfach die Pädagogen, die sie bislang aus der Stadtkasse entlohnt haben?

Tobias Koch, der CDU-Landtagsabgeordnete aus Ahrensburg, fände Letzteres nicht verwerflich. "Diese Möglichkeit muss es geben", sagt er. "Sonst würde man ja die Kommunen bestrafen, die schon eingestellt haben, und nur die Kommunen belohnen, die bisher gar nichts getan haben. Wer schon gut ausgestattet ist, der muss nicht noch mehr Sozialpädagogen beschäftigen. Der kann mit dem Geld das bestehende Personal bezahlen."

Thomas Schreitmüller, der Barsbütteler Bürgermeister, sieht es ähnlich. An der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule, der einzigen weiterführenden Schule im Ort, arbeiten derzeit zwei Sozialpädagogen halbtags. "Wir haben ein Defizit von 800 000 Euro, das haben wir nur ausgleichen können, weil wir das Bauhofgelände verkauft haben", sagt der Bürgermeister. "Aber das kann man nur einmal verkaufen. Wir sind auf dem Weg in die Zahlungsunfähigkeit. Da müssen wir uns schon sehr genau überlegen, was wir mit dem Geld tun."

Hartmut Johann, der Leiter der Kästner-Schule, fände es "doof", wenn er nicht mehr Sozialpädagogen bekommen würde. "Wir haben um unsere Halbtagsstellen damals sehr gekämpft. Das ist eine ganz wichtige Unterstützung bei der erzieherischen Arbeit, die die Lehrer zu leisten haben, und das wird immer mehr", sagt er. Martin Habersaat, der Barsbütteler SPD-Landtagsabgeordnete, sieht es ähnlich. "Ich fände es sehr bedauerlich, wenn mit dem Geld keine zusätzlichen Stellen geschaffen werden", sagt er.

Das Bundesprogramm hat offenbar noch einen weiteren Webfehler - jedenfalls aus Sicht der Kommunen. Es ist auf drei Jahre begrenzt. "Manche Bürgermeister fragen sich, ob es sich lohnt, für diesen begrenzten Zeitraum jemanden einzustellen", sagt Schreitmüller. "Das ist nicht nachhaltig, was da gemacht wird."

Auch sein Ahrensburger Amtskollegen Michael Sarach meint: "Nach den drei Jahren stellt sich dann ja für die Kommune die Frage, ob sie die Sozialpädagogen auf eigene Kosten weiterbeschäftigt", sagt er. "Das muss einem klar sein, wenn man jetzt einstellt."

Zusätzlich zu den Bundesmitteln gibt es nun auch noch ein Landesprogramm für Sozialpädagogen in Grundschulen. In diesem Jahr stehen im Landesetat 800 000 Euro bereit, im kommenden 1,7 Millionen Euro. Auf diesen Betrag legen die Kreise und die Kommunen jeweils dieselbe Summe oben drauf. "Das reicht für landesweit 100 Sozialpädagogen", hat der Landtagsabgeordnete Tobias Koch ausgerechnet.

Er kann sich durchaus vorstellen, dass seine Heimatstadt Ahrensburg dieses Programm nutzen wird. "Es gibt bislang kaum Sozialpädagogen an Grundschulen", sagt er. "Wir könnten eine Stelle für unsere vier Grundschulen schaffen, vielleicht können wir sogar noch die Großhansdorfer Grundschulen dazunehmen."

Auf Landesebene wird derzeit an einem Gesetz gearbeitet, das sicherstellen soll, dass die vielen Millionen möglichst rasch in den Kommunen ankommen. "Zum 1. Juni soll es in Kraft treten", sagt Christian Kohl, der Sprecher des Sozialministeriums. "Das ist ein sportliches Ziel."

Danach beginnt die Arbeit in den Kommunen. Stellen müssen nicht nur geschaffen, sie müssen auch noch besetzt werden. Landrat Plöger ahnt schon: "Das wird gar nicht so leicht sein, die Leute zu finden. Sozialpädagogen gibt es nicht wie Sand am Meer."