Heimat- und Bürgerverein Glinde erweitert für die 1700 Exponate seine Ausstellungsflächen

Glinde. Uralte, fragile Urnen aus der Eisenzeit und Flintsteine aus der Jungsteinzeit lagern unter einem Akkordeon und einer Zither aus dem 19. Jahrhundert in einer Glasvitrine. Gegenüber eine Sammlung verschiedenster Fotokameras, tönerne Gastgeschenke aus Ungarn, feingestickte Kaffeehauben und die alte Werkbank einer ehemaligen Willinghusener Sattlerei. Im Museum Glinder Kupfermühle herrscht das sortierte Chaos.

"Das sah vor Jahren noch viel viel wilder aus", sagt Wolf-Dieter Bode, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins, fast entschuldigend. Seitdem die Mühle vom Verein als Heimatmuseum genutzt wird, wurde er förmlich von Gegenständen aus vielen Jahrhunderten und den verschiedensten Bereichen überschwemmt. Mittlerweile platzen das Hauptgebäude und die später dazugekommenen Nebengebäude, die beiden sogenannten Wagenschauer, aus allen Nähten. Rund 1700 Exponate gibt es, von großen landwirtschaftlichen Geräten, über verschiedene Haushaltsgeräte, Erinnerungen an die Glinder Vorzugsmilch-Zeit im Alten Gutshaus bis hin zu einer kompletten Wohnungseinrichtung aus den 50er-Jahren. Fast alles kommt aus Glinde oder der näheren Umgebung. "Aus Platzgründen fällt es uns schwer, die vielen schönen Sachen für Besucher vernünftig und themenzugehörig zu präsentieren", sagt Bode.

Das aber soll sich bald ändern. Heute um 9 Uhr erfolgt der erste Spatenstich für ein weiteres Ausstellungshaus. "Der Wagenschauer 3", erklärt der Vereinsvorsitzende. 190 Quadratmeter Ausstellungsfläche will das Museum mit dem Neubau gewinnen. "Das Haus soll später fast genauso aussehen wie unser Wagenschauer 1.", sagt Bode. "Das wird das Ensemble der Museumsgebäude abrunden."

An der südlichen Seite der Mühlenwiese haben Vereinsmitglieder in Eigenarbeit bereits den Boden auf den Bau vorbereitet und die Fläche mit einem rot-weißen Band abgegrenzt. Dort wird in den kommenden Wochen das Fundament gegossen. Das zweistöckige Fachwerk- und Klinkergebäude soll noch in diesem Jahr fertig werden. Gut 90 000 Euro wird es den Verein kosten, der Großteil des Geldes kommt aus der Vereinskasse. "In den vergangenen Jahren haben wir die Erlöse unserer Veranstaltungen und die Beiträge unserer 150 Mitglieder dafür gespart. Der Rest kommt von Sponsoren", erklärt Bode, der in spätestes zwei Jahren das neue Ausstellungshaus einweihen möchte. "Es wäre toll, wenn wir bis dahin alles eingeräumt haben."

Dafür aber brauche es noch mehr helfende Hände, als es derzeit gibt. Bode, selbst 69 Jahre alt, gehört zu den jüngsten Mitgliedern im Heimat- und Bürgerverein in Glinde. "Wie in allen anderen Vereinen und Verbänden haben auch wir große Nachwuchssorgen. Uns fehlen junge Leute, die sich ehrenamtlich engagieren", klagt Bode. Doch nicht nur fürs Transportieren der Exponate aus dem einem in das andere Gebäude würde er sich mehr junge Menschen wünschen. Auch für eine andere große Aufgabe, die sich der Verein vorgenommen hat. Denn er nimmt an dem Projekt digiCULT teil, ein Projekt zur digitalen Erfassung und Publikation von Museumsbeständen. Rund 70 Museen und Sammlungen in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem Saarland haben sich dafür bereits zusammengeschlossen.

Mit Hilfe des Programms können Kulturschätze digitalisiert und dokumentiert werden. "Das ist eine super Sache, so können wir auch anderen Museen zeigen, was wir haben", sagt Bode: "Aber um alle Exponate zu fotografieren und dazu noch Recherchen anzustellen, um was für einen Gegenstand es sich handelt und wo er herkommt, braucht es Zeit und Helfer". Das alles sei eine Lebensaufgabe. "Aber eine wichtige, um Wissen zu erhalten, das nicht vergessen werden darf."

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