Ahrensburger Unternehmer Hans-Dieter Philipowsk macht sich nach Skandalen für strengere Vorgaben bei Transporten von Lebensmitteln stark.

Ahrensburg. Strengere Vorgaben für die Reinigung von Lebensmitteltransportern fordert der Ahrensburger Unternehmer Hans-Dieter Philipowski. "Die jüngsten Skandale bei Silotransporten sowie der Dioxinskandal bei Lebens- und Futtermitteln zeigen uns deutlich, wie wichtig es ist, dass klare, reproduzierbare und verbindliche Qualitätsstandards in der Branche entwickelt werden müssen und entsprechend umgesetzt werden", sagt Philipowski.

Er ist auch Präsident von Enfit, des Europäischen Verbands zur Förderung innovativer Technologien, Logistikmanagement und Service für Transport- und Lagerbehälter. Der Verband veranstaltet Anfang April eine internationale Fachtagung in Hamburg. Ein Schwerpunktthema ist die Lebensmittelhygiene. Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Lebensmitteltechnologen, Verbraucherschützer und Unternehmer nehmen daran teil.

Dioxin in Eiern, Gammelfleisch im Döner, Pflanzenschutzmittel im Gemüse - Lebensmittelskandale reißen nicht ab. Der jüngste liegt ein paar Wochen zurück: Ein Futtermittelhersteller aus Uetersen hatte Fettsäuren in seine Fette gemischt hat, die für die Industrie bestimmt waren. Spuren des Giftes fanden sich in Eiern und Geflügelfleisch. Das war Anfang des Jahres. Drei Monate zuvor hatte Schimmelpilz in Mehltransportern die Verbraucher verunsichert.

Hans-Dieter Philipowski baut und zertifiziert mit seiner Firma Protec Industriereinigungsanlagen. Der 54 Jahre alte Diplom-Ingenieur kennt das Problem seit Jahren. "Die Produzenten, die Transportunternehmer, die Abnehmer. Da tragen alle Verantwortung", sagt er. Er beklagt, dass die Reinigungsintervalle zu groß, die Reinigung oft nicht fachgerecht ist und die europaweiten Richtlinien darüber hinaus wenig aussagekräftig sind. Durchschnittlich einmal im Quartal würden Transportfahrzeuge durch die Spülstraße gefahren, sagt Philipowski. Die Logistiker sparen Geld.

Andererseits müssen sie Transporte so günstig wie möglich anbieten. "Häufig erhält man den Transportauftrag nur, wenn er zum niedrigsten Preis angeboten wird", sagt Philipowski. Der zum Teil ruinöse Wettbewerb der Handelsketten führe dazu, dass die Preisschraube seitens der Hersteller bis zum Anschlag angezogen würde.

Laut der 2006 eingeführten Hygienerichtlinien in der Europäischen Union müssen "Transporter sauber und instand gehalten werden". Was das genau bedeutet, definieren die Richtlinien des Verbands der Tankinnenreiniger (EFTCO) nicht. Das führe dazu, dass als "sauber" gilt, wenn es keine sichtbaren Spuren oder Gerüche gibt. Was aber kann ein Fahrer erkennen, wenn er in das dunkle Wageninnere schaut, fragt Philipowski. Von Transport zu Transport kann sich eine dickere Schicht an den Wagenwänden aufbauen. "In eine der bundesweit 160 Tankreinigungsanlagen geht es häufig erst dann, wenn der Fahrer merkt, dass das Transportunternehmen merkt, dass es statt 20 nur noch 17 Tonnen Mehl laden kann", sagt der Unternehmer.

Es gebe nur scheinbar eine hohe Qualität bei der Reinigung. De facto würden keine messbaren Aussagen getroffen. Philipowski: Es gibt keine Angaben über die Dauer des Spülvorgangs, die Temperatur des Wassers, die verwendeten Reinigungsmittel." An diesem Punkt setzt der Verband an und sucht nach einer "Lösung mit Maß, die für alle vertretbar ist", sagt der Reinigungsanlagenbauer.

Die Enfit-Arbeitsgruppe Lebensmittel hat sich bereits vor drei Jahren mit europaweiten Qualitätsstandards beschäftigt und als Ergänzung zur EU-Hygieneverordnung einen Leitfaden entwickelt. Wissenschaftler, Techniker und Transportunternehmer haben daran mitgewirkt. Die Anwendung dieses Leitfadens ist freiwillig, die Resonanz bislang noch nicht überwältigend. Doch Hans-Dieter Philipowski lässt nicht locker. Er will über den Verband aufklären. Für ihn heißt das: "Wissen schaffen und klare Vorgaben machen." Die Reinigung von Lebensmittel-Transportbehältern sei ein wesentliches und von vielen Menschen unterschätztes Element in der Transportkette. Das müssten Hersteller und Logistiker gleichermaßen erkennen. "Wir, die Verbraucher, würden trotz höherer Fachraten unter dem Strich noch sparen und gesünder leben." Beim deutschen Mühlenverband hat der Ahrensburger bereits etwas angestoßen. Vertreter nehmen an der Fachtagung teil.