Ahrensburg. Narzissentöpfe, kleine Windlichter und lindgrüne Servietten zieren die Tische des Schüler-Bistros in der Beruflichen Schule in Ahrensburg. Heute stehen Seelachs in Senfsauce und Grießflammerie auf dem Speiseplan. Lennart Knigge zerteilt gerade den Fisch in der benachbarten Lehrküche. Er ist einer von 29 Schülern in der Oberstufe der Berufsfachschule BFS I, der sich für das Fach Gesundheit und Ernährung entschieden hat. Mittwochs und donnerstags sorgen sie für ein Mittagsmenü in der Hermann-Löns-Straße 38, zum Selbstkostenpreis von vier Euro. Die Dienste rund ums Essen sind klar aufgeteilt: von der Speiseplanung über Kalkulation und Kasse bis hin zum Tischdienst. Auch das Bügeln der Kochbekleidung und das Erstellen von Plakaten, die das Menü in der Schule ankündigen, gehören zu den Aufgaben der 16 bis 20 Jahre alten Schüler.

"Wir setzen das Bistro als Lernmethode ein", sagt Caren Waller, Fachlehrerin für Ernährung.

Waller leitet die Lehrküche, die in ihrer Ausstattung einem Gastronomiebetrieb in nichts nachsteht. In der Regel bereiten sich im Fach Gesundheit und Ernährung Schüler mit Hauptschulabschluss auf Ausbildungen zum Koch, zur Hotelfachfrau, zum Arzthelfer oder zur Krankenschwester vor. Lennart Knigge, der zurzeit sein Abschlussjahr absolviert, strebt mit dem bald erworbenen Realschulabschluss das Fachabitur an. Seine Mitschülerin Jenny Arnold hat andere Pläne. "Ich will im Anschluss eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik im Gesundheitsbereich machen", sagt die 18-Jährige.

Schüler ohne Hauptschulabschluss können hier das Abitur machen

"Ein Schüler kann bei uns ohne Hauptschulabschluss ankommen und nach sechs Jahren mit dem Abitur in der Tasche nach Hause gehen", sagt Schulleiter Joachim Steußloff. "Wir vereinen sieben oder acht Schulformen unter einem Dach." Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss bietet die Schule als Einstieg das ausbildungsvorbereitende Jahr (AvJ), die berufsvorbereitende Maßnahme (BvM) und die Berufseingangsklasse. Sie können sich weiter qualifizieren für die Berufsfachschulen (BFS) I und III im Haus, deren Besuch ein bis zwei Jahre in Vollzeit dauert. Parallel dazu kombiniert die Berufsschule im dualen System die Ausbildung im Betrieb mit Schulunterricht, tage- oder blockweise über mehrere Wochen hinweg.

Wer diese Schulen durchlaufen hat, kann anschließend in Ahrensburg an der Berufsoberschule die allgemeine Hochschulreife oder an der Fachoberschule die Fachhochschulreife erwerben. Der kürzere, aber härtere Weg zum Abitur: Berufsschulbegleitend können Auszubildende mit Realschulabschluss zwei Jahre lang im Abendunterricht die Fachhochschulreife erlangen. "Das sind unsere Hardcore-Schüler", sagt Steußloff. "Sie müssen zweimal pro Woche von 18 bis 21.30 Uhr nach der Arbeit im Betrieb die Schulbank drücken."

Die Schule sei ein "gut sortierter Gemischtwarenladen", sagt Steußloff. Bis auf Elektrotechnik und Nahrungsmittel seien alle Großberufe vertreten. Den größten Anteil habe der kaufmännische Bereich mit 1000 Auszubildenden, gefolgt vom Bereich Metalltechnik mit 600 Auszubildenden, so Steußloff.

Nadjas Augen sind auf den Computerbildschirm vor ihr gerichtet. Mithilfe der Programmiersprache Delphi muss die 16-Jährige Aufgaben lösen, die sie zuvor übers Server-Netzwerk erhielt. Sie ist eine von 25 Schülern, die nach ihrem Realschulabschluss zwei Jahre lang täglich die BFS III besuchen, um staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent zu werden. "Nächstes Jahr bin ich fertig, dann will ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau machen", sagt sie. "Im August mache ich bei Edding ein vierwöchiges Praktikum."

Es sei das erste Mal, dass die Hälfte der Klasse aus Mädchen bestehe, sagt Mathematik- und Informatiklehrerin Heidrun Straumer, die gemeinsam mit Abteilungsleiter Uwe Nielsen die Schüler zwischen 16 und 19 Jahren betreut. "Jeder Schüler bestimmt seinen Arbeitsrhythmus selbst", sagt Straumer. "Wir Lehrer sind lediglich Moderatoren." Durch die teamorientierte Arbeitsweise erhielten die Schüler Rüstzeug wie Team- und Kritikfähigkeit, so Straumer. "Am Ende stellen wir ihnen auch Arbeitszeugnisse aus."

Für Forschungszwecke dürfen Autos die Türschwelle der Schule überqueren

Das Dröhnen der Drehmaschinen übertönt in der Metallwerkstatt jedes gesprochene Wort. Hier werden Maschinen- und Anlagenführer oder Teilezurichter trainiert. "Die Schüler lernen zum Beispiel, Schaltungen aufzubauen und Maschinen zu warten", sagt Gudrun Pruß, Lehrerin für Mathematik, Datenverarbeitung, Technik, Wirtschaft und Politik. Die gelernte Elektrotechnikerin ist seit 2006 an der Schule, die einzige weibliche Lehrkraft im Bereich Metalltechnik. "Die Schüler testen am Anfang mehr aus, weil ich eine Frau bin", sagt die 40-Jährige, "aber sie finden es auch gut, dass sich eine Frau für diesen Bereich interessiert." Ihre männlichen Kollegen hätten ihr sogar bescheinigt, dass sich die Schüler bei ihr besser benähmen, verrät sie schmunzelnd.

Hinter der Metallwerkstatt liegt das Steuerungstechnik-Labor, der Raum mit der wertvollsten Ausstattung. "Hier stehen Geräte im Wert von 545 000 Euro", sagt Wolfgang Mohr, seit 34 Jahren Lehrer für Metalltechnik und Maschinenbau an der Schule. An die Computer, die hier stehen, lassen sich Automatisierungsmodelle anschließen, um pneumatische, elektro-pneumatische und hydraulische Schaltungen zu bearbeiten. Fast alle Metallberufsgruppen machen hier Station. "Wir simulieren Industriebedingungen", sagt der 62-Jährige. "Die Schüler können hier einen Roboter so programmieren, dass er Kunststoffteile nach Farben sortiert."

Beim Parkplatz-Projekt kam ihr Können direkt vor der Haustür zum Einsatz. Mohr: "Die Schüler entwickelten eigenständig eine Zugriffssteuerung für den Schulparkplatz, über die sich eine Schranke bewegen ließ", sagt Mohr. Für Forschungszwecke dürfen Autos indes sogar die Türschwelle der Schule überqueren. Kfz-Mechatroniker - ob in der Berufsschule oder in der Fachoberschule - begeben sich bei Prototypen, die die Autoindustrie der Schule überlässt, regelmäßig auf Fehlersuche.

Malte Jarick ist gerade vom Landesschülerparlament zum stellvertretenden Landesschülersprecher der berufsbildenden Schulen in Schleswig-Holstein gewählt worden. Der 18-Jährige ist einer von acht Schülervertretern an der Schule. Er will hier seinen Abschluss als kaufmännischer Assistent machen. "Ich finde es gut, dass es hier die Möglichkeit vieler verschiedener Abschlüsse gibt", sagt Jarick. Die Schulleitung trug die Kosten für die Teilnahme am Landesschülerparlament. "Wenn die Umbauten im Eingangsbereich abgeschlossen sind, bekommen wir einen eigenen SV-Raum direkt neben dem Kiosk", freut sich Jarick. Den Kiosk gibt es seit drei Jahren. In den großen Pausen verkaufen Schüler Wiener Würstchen, Waffeln und mehr. Eine weitere gelungene Kombination von Wissen und Praxis an der Schule.