Auf den ersten Blick scheint es nur eine von vielen schlechten Nachrichten über das Bildungssystem zu sein.Doch bei genauer Betrachtung sind die Weckrufe aus den Lehrerkollegien weitaus beunruhigender als der Kieler Reformwirrwarr oder der Streit um das Turbo-Abitur. Die Zahl verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher steigt in Schleswig-Holstein an. So stark offenbar, dass sogar sonst in Sachen Öffentlichkeitsarbeit eher zurückhaltende Pädagogen das Problem offen beim Namen nennen: Wir haben zu wenige Sozialpädagogen, um die Lage richtig in den Griff zu bekommen. Wie ernst das Bildungsministerium die Entwicklung nimmt, belegt die Entscheidung, den Kommunen im aktuellen Haushalt 2,5 Millionen Euro für Schulsozialarbeit zur Verfügung zu stellen. Aber genügt das? Und hilft es, wenn Kommunen mit dem Finger auf Kiel weisen, das Land nur finanziell in der Pflicht sehen? Und die Debatte über eine gesamtgesellschaftliche Fehlentwicklung auf die Kosten deren Bekämpfung reduzieren? Wohl kaum.

Die Eigeninitiative der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten, an der ein Pilotprojekt zur Betreuung auffälliger Schüler gestartet wurde, weist den richtigen Weg. Schnelles Handeln scheint geboten - ist überdies effektiver als politisches Hickhack. Gut ist auch, dass die Botschaft aus den Lehrerzimmern die Schulbehörde erreicht. Stormarns Schulrätin sagt, das Problem sei bereits das Thema Nummer eins in ihrem Amt. Die neue Offenheit in dieser Sache ist wohltuend, vielversprechend sogar. Denn gekoppelt mit einer umfassenden Analyse der Fakten und dem erklärten Willen aller Beteiligten sollte zu verhindern sein, dass unsere Schulen zu sozialen Reparaturwerkstätten verkommen.