Grünen-Landesvorsitzende Eka von Kalben spricht beim Frauenfrühstück in Bargteheide

Bargteheide. Es gibt noch viel zu tun für die Frauenbewegung, darin waren sich die Besucherinnen eines Frauenfrühstücks in Bargteheide einig. Die Stormarner Grünen hatten ins Stadthaus eingeladen, um bei regionalen Bio-Leckereien, Musik und Kunst über Quoten, Rollenbilder und Geschlechterkämpfe zu diskutieren. Seit vor 100 Jahren zum ersten Mal der Internationale Frauentag gefeiert wurde, habe sich bereits viel getan, sagte Klaudia Rahmann, Vorsitzende der Kreis-Grünen, zur Begrüßung. "Wir Frauen haben schon ein ganz anderes Selbstverständnis. Aber wir wissen auch: Da geht noch mehr."

Frauenpolitik habe sich noch längst nicht erledigt, sagte Eka von Kalben, Landesvorsitzende der Grünen in Schleswig-Holstein. In einem Rückblick auf die Geschichte erinnerte sie vor knapp 50 Besucherinnen an die Anfänge der Frauenbewegung. 1910 ging es den Frauenrechtlerinnen vor allem um das Wahlrecht für Frauen. "Damals hieß es: Über das Stimmrecht geht der Weg zur Selbstständigkeit und Ebenbürtigkeit zur Freiheit und zum Glück der Frau", sagte von Kalben. "Aber haben wir das heute wirklich erreicht?"

Nein, meinte die Politikerin. Noch immer säßen im schleswig-holsteinischen Landtag zu zwei Drittel Männer, nur ein Ministerium habe eine Chefin. Und die Chefetagen der deutschen Wirtschaft seien sogar zu 97 Prozent mit Männern besetzt. Deshalb hält sie eine Frauenquote für sinnvoll - die es bei den Grünen übrigens bereits seit 25 Jahren gibt.

Sie selbst sei zwar nicht über einen solchen Frauenplatz in die weibliche Doppelspitze ihrer Partei gelangt, sagte von Kalben.. "Ohne die Ermutigung, Ämter anzunehmen, ohne den kontinuierlichen Ansporn in der Partei, wäre ich meinen Weg aber vermutlich nicht gegangen." Dennoch sollte die Quotenfrage nicht im Vordergrund stehen. Frauen, insbesondere wenn sie sich für Kinder entschieden, müssten die Möglichkeit der Wahl haben. Zudem sollten in die Diskussion auch Männer einbezogen werden, die sich mehr Lebensqualität wünschen. "Der Kampf für die Quote kann zum Kampf für eine menschlichere und familienfreundliche Arbeitswelt werden."

Für das schleppende Vorankommen der Gleichbehandlung der Geschlechter machte Eka von Kalben nicht nur die Männer verantwortlich. "Eine gewisse Rolle rückwärts in der Geschlechterzuweisung hat auch etwas mit den Frauen zu tun. Vielen Frauen wird der gesellschaftliche Aufstieg schwerer gemacht als Männern. Aber vielleicht müssen wir auch fragen, ob Frau das überhaupt will. Verzichten Frauen vielleicht auch bewusst auf Macht und ziehen sich lieber ins Häusliche zurück?" Diese These der Autorin Bascha Mika sei zwar provokant. "Aber ein kritischer Blick ist wichtig." Das starre Festhalten an antiquierten Rollenmustern sei immer noch ein Problem, das Männer und Frauen gemeinsam angehen müssten, sagte Eka von Kalben. "Die Gesellschaft befindet sich in Fragen zur Rolle der Frau noch stärker im 19. als im 21. Jahrhundert."

Die Rede der Landesvorsitzenden löste Diskussionen an den Frühstückstischen aus. "Sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Vieles ist im Rückschritt, aber viele junge Frauen halten eine Diskussion über Frauenpolitik mittlerweile für überflüssig", sagte Conny Portius. Die Bargteheiderin ist seit der Geburt ihrer zwei Kinder Hausfrau und Mutter. Heute sagt sie: "Ich hätte meine Interessen mehr wahrnehmen sollen." Dass sie als Hausfrau schief angeguckt werde, sei aber auch nicht richtig. "Frauen müssen die Wahl haben." Das meint auch Elke Lührig aus Bargteheide. "In Deutschland heißt es entweder Rabenmutter oder Heimchen am Herd." Die Diplom-Kauffrau, die in geringem Umfang von zu Hause aus selbstständig arbeitet, bedauert, dass sie sich als junge Frau nicht stärker für ihre Berufstätigkeit und das Teilen der Hausarbeit eingesetzt hat.

"Damals habe ich die Tragweite noch nicht erkannt. Es war eher eine finanzielle Frage, ob sich Arbeiten mit Kind noch lohnt", sagt die zweifache Mutter. Ihren Töchtern will sie mehr Selbstvertrauen auf den Weg mitgeben. "Sie sollen selbst entscheiden können, was ihnen wichtig ist."