Mit der Finanzierungszusage des Bundes ist eine große Hürde für das millionenschwere Bahnprojekt genommen. Neue Bahnhöfe geplant.

Ahrensburg. Sigrid Kuhlwein kann die Argumente für die S 4 im Schlaf runterrasseln. Seit rund 15 Jahren ist die Stormarner Sozialdemokratin, die dem Kreisverkehrsausschuss vorsitzt, an dem Thema dran. Jetzt könnte der immer wieder geforderte Bau einer S-Bahn-Verbindung zwischen Ahrensburg und Hamburg endlich Wirklichkeit werden. Das Bundesverkehrsministerium hat am Montag (wie berichtet) seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, das Millionenprojekt mitzufinanzieren. "Das war es, was wir immer erreichen wollten", sagt Kuhlwein.

Die Anhänger der S-Bahn sind in Hochstimmung. "Ich bin begeistert", sagt Ole Thorben Buschhüter, Sprecher der S-4-Bürgerinitiative und zugleich SPD-Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. "So weit waren wir noch nie." Kay Uwe Arnecke, der Chef der S-Bahn Hamburg, urteilt: "Das ist ein ganz entscheidender Schritt. Bei uns herrscht große Begeisterung." Und Norbert Brackmann, CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Stormarn/Lauenburg, findet: "Wer das jetzt noch versaubeutelt, der müsste sich schon sehr dumm anstellen."

Es scheint so, als sei bei dem Treffen am Montag in Bonn der gordische Knoten durchschlagen wollen. Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Kieler Verkehrsministerium, sprach hinterher von einem "wichtigen Schritt zur Realisierung der S 4". Erstmals hatten sich die beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg gemeinsam für den Bau der S-Bahn-Linie eingesetzt. Bei einem weiteren Termin im Bundesverkehrsministerium soll nun über die Details der Finanzierung gesprochen werden. Es gehe um die "Konkretisierung von Finanzanteilen und Quellen", so Zieschang.

Danach soll die Vorentwurfsplanung ausgeschrieben werden. Sie kostet etwa 2,5 Millionen Euro, wird den Bau der geplanten Doppelgleise genauer unter die Lupe nehmen und am Ende zu einer hoffentlich recht genauen Kostenrechnung kommen. Derzeitige Schätzungen belaufen sich auf 350 Millionen Euro.

Die Finanzierungszusage des Bundes ist der Endpunkt einer kuriosen Entwicklung, die im vergangenen Jahr begonnen hatte. Damals tauchte ein Gutachten zur Entwicklung des Hamburger Hauptbahnhofs auf. Eine der Aussagen der Fachleute lautete: Die Fahrgastzahlen machen den Bau einer S-Bahn nach Ahrensburg nicht erforderlich.

Diese Aussage führte zu Protesten von Verkehrspolitikern diesseits und jenseits der Landesgrenze. Eine S-4-Solidarisierungswelle setzte ein. Die verstärkte sich noch, als klar wurde, dass sich die Gutachter zum einen mit der Fahrgastentwicklung gar nicht genauer befasst hatten, zum anderen aber herausgefunden hatten, dass der Knotenpunkt Hauptbahnhof entlastet werden würde, wenn die S-Bahn-Gleise gebaut würden. Daraufhin trafen sich Christdemokraten beider Bundesländer, dann auch Sozialdemokraten beider Bundesländer zu S-4-Gipfeln. Im September forderten beide Landesparlamenten nahezu einstimmig den Bau der S 4, und in Berlin machte sich unter anderem der frisch gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann daran, das dortige Verkehrsministerium zu bearbeiten. "Ich freue mich darüber, dass man erfolgreich sein kann, wenn man an einem Thema beharrlich dranbleibt", sagt er jetzt.

Die Zukunft der S 4 sieht rosig aus - zumal die Bürgerschaftswahl in Hamburg die großen Bremser aus dem Senat gefegt hat. Anja Hajduk von der GAL hatte zuvor als Stadtentwicklungssenatorin nur Geld für den Bau der Hamburger Straßenbahn verplant. Für die S 4 blieben nur Lippenbekenntnisse. Das führt jetzt dazu, dass sich der Christdemokrat Brackmann über den Wahlsieg der SPD freut. "Olaf Scholz hat sich ja ganz deutlich gegen die Stadtbahn und für die S 4 ausgesprochen", sagt Brackmann. In Hamburger SPD-Kreisen wird gemutmaßt, dass Frank Horch, der designierte Wirtschaftssenator, auch für den Bereich Verkehr zuständig werden könnte. Horch gilt als entschiedener Befürworter der S 4.

Klaus Plöger, Stormarns Landrat, sagt: "Die S 4 wäre toll für Stormarn." Auch er hofft, dass es mit einem Bürgermeister Olaf Scholz in Hamburg einfacher wird. Und Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach denkt an Firmenansiedlungen und sagt: "Die Verknüpfungen mit der Metropole werden enger. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern werden."