Der Missbrauch eines Mädchens wird Thema im Jugendhilfeausschuss. Amtsleiter muss berichten

Bad Oldesloe. Das Jugendamt muss zum Rapport. In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 7. März soll Amtsleiter Wilhelm Hegermann den Kreistagsabgeordneten erklären, was im Missbrauchsfall der kleinen Nina getan oder vielleicht auch unterlassen worden ist. "Das muss aufgeklärt werden", sagt Joachim Wagner, der Fraktionschef der CDU.

Am Mittwoch hatte das Landgericht Lübeck Ninas Stiefvater, 43, wegen schweren sexuellen Missbrauchs zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt (wie berichteten). Das Stormarner Jugendamt hatte von dem Fall schon im Februar 2005 erfahren. Erst im Oktober 2006 - da war Nina zwölf Jahre alt - wurde das Mädchen dann auf Veranlassung der Polizei aus der Familie herausgenommen. Hätten dem Mädchen 20 Monate des Missbrauchs erspart werden können, wenn das Jugendamt schneller reagiert hätte?

Die Berichterstattung über den Fall Nina hat die Politiker aufgerüttelt. Thomas Bellizzi (FDP), Mitglied des Jugendhilfeausschusses, hält das Verhalten des Amtes für "völlig unverständlich". "Wenn eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, muss anders gehandelt werden", sagt er. "Ich erwarte vom Jugendamt, dass das Kind geschützt wird." Der Amtsleiter müsse nun erläutern, was im Fall Nina passiert sei. "Dann müssen die Schwachstellen beseitigt werden." Mark-Oliver Potzahr (CDU), der Ausschussvorsitzende, sagt: "Wir müssen alles dafür tun, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt." Die SPD-Kreistagsabgeordnete Margot Sinning findet: "Da ist offenbar einiges schief gelaufen." Stefan Kehl, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sagt: "Die Abläufe müssen geklärt werden." Kehl hatte nach der Berichterstattung als erster zum Hörer gegriffen und den Amtsleiter Hegermann angerufen.

Unklar ist bislang, welche Maßnahmen das Jugendamt im Einzelnen ergriffen hat. Wilhelm Hegermann mochte sich gegenüber der Presse zu dem Fall nicht äußern. Nach Ninas Aussage vor Gericht hatte sie im Februar 2005 einer Mitarbeiterin des Amtes von dem Missbrauch berichtet. Einen weiteren Gesprächstermin habe sie nicht wahrgenommen. Danach sei nichts geschehen. Ein zweiter Kontakt mit dem Amt im Oktober 2005 kam offenbar nur deshalb zustande, weil Ninas Lehrerin sich an die Behörde gewandt hatte.

"Wenn sich das wirklich so zugetragen hat, dann bin ich sprachlos", sagt Joachim Malecki, Stormarns Kinderbeauftragter. Er habe eigentlich bislang den Eindruck gehabt, dass die Behörde sehr sorgfältig mit solchen Fällen umgehe. "Der erste Schritt muss immer sein, dass das Jugendamt möglichst schnell herausfindet, ob sich der Verdacht des Missbrauchs erhärten oder eben nicht erhärten lässt", erklärt er. Im Stormarner Jugendamt gebe es eine Arbeitsstelle Kindesmissbrauch. Ob sie im Fall Nina eingeschaltet worden sei, wisse er nicht.