Sylvia Frautz trägt Verantwortung im Oldesloer Rathaus. Frauen mit Leitungsfunktion sind in Verwaltungen selten

Bad Oldesloe. Auf Sylvia Frautz' weißem Schreibtisch herrscht Ordnung. Ein paar Unterlagen, ein Flachbildschirm, daneben eine Flasche Wasser, eine Primel. Struktur und gute Organisation sind wichtig in ihrer Position. Sylvia Frautz ist Sachgebietsleiterin bei der Oldesloer Stadtverwaltung. Und sie arbeitet in Teilzeit. "Ich bin sehr glücklich mit dieser Lösung", sagt sie und blickt auf ein Foto, das an der Magnetwand hinter ihr hängt und auf dem ihre 16 Monate alte Tochter zu sehen ist. "Bisher läuft alles gut."

Weibliche Führungskräfte wie Sylvia Frautz sind in den Stormarner Verwaltungen in der Unterzahl. Zwar arbeiten in vielen Rathäusern mehr Frauen als Männer. Doch die bleiben meist unter sich, je weiter es auf der Karriereleiter nach oben geht.

Sylvia Frautz, die ihr Sachgebiet seit sieben Jahren leitet, hatte schon vor der Babypause über eine mögliche Stundenreduzierung gesprochen. "Dass es aber wirklich geklappt hat, hat mich doch ein bisschen überrascht." Da die Verwaltungsfachangestellte nur noch vormittags im Büro ist, hat sie einige Aufgaben abgegeben. Alles andere erledigt sie nun besonders gebündelt. "Früher bin ich abends auch mal eine Stunde länger geblieben, das geht jetzt nicht mehr so einfach."

In Bad Oldesloe wird die Hälfte der 22 Sachgebiete von Frauen geleitet

Bad Oldesloe ist beim Thema Frauen in Führungspositionen vorbildlich im Kreis. Die Hälfte der 22 Sachgebiete wird von Frauen geleitet. "Und von den elf Fachbereichsleitungen und Stabsstellen sind fünf mit Frauen besetzt", sagt Malte Schaarmann, Leiter des Hauptamtes. "Hauptsache, die Qualifikation stimmt." Mitarbeiterinnen werde nach einer Kinderpause ermöglicht, frühzeitig und flexibel wieder einzusteigen. Schaarmann: "Es ist wichtig, auch Frauen zu gewinnen und zu halten. Denn qualifiziertes Personal ist immer schwieriger zu bekommen."

In der Kreisverwaltung sind zwar 62 Prozent der 570 Mitarbeiter weiblich. "In den Führungspositionen gibt es aber noch ein deutliches Übergewicht der Herren", sagt Larissa Bebensee, Leiterin des Fachdienstes Personal. Nur fünf der 22 Fachdienste und zwei der sechs Fachbereiche werden von Frauen geleitet. Eine Quote lehnt Bebensee aber ab: "Frauen wollen durch ihre Leistung überzeugen."

Stormarns Bürgermeister - von der Bevölkerung gewählte Männerrunde

Das sieht Birte Kruse-Gobrecht anders. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises sagt: "Wenn mit Freiwilligkeit keine Gleichberechtigung erreicht wird, hilft nur eine Vorgabe. Die Quote nutzt letztendlich allen." Sowohl Verwaltungen als auch Unternehmen müssten "zu Potte kommen", um den demografischen Wandel nicht zu verschlafen und sich auf den Fachkräftemangel einzustellen. Effektiv sei eine Quote aber nur, wenn zugleich die Rahmenbedingungen verbessert würden, sagt Kruse-Gobrecht. Kinderbetreuung, neue Arbeitszeitmodelle und Männer in Elternzeit gehörten ebenso dazu wie das Überdenken von Sitzungszeiten und Anwesenheitspflichten. Dass die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) gerade die "Charta für familienbewusste Arbeitszeiten" unterschrieben hat, sei ein wichtiger Schritt. Noch seien aber Frauen in Führungspositionen oft kinderlos - auch in der Kreisverwaltung. "Wir sind weit entfernt von Frauen in Führung, die Kinder haben und in Teilzeit arbeiten", sagt Kruse-Gobrecht. Sie fordert: "Die Lebenswirklichkeit von Frauen mit Familie muss sich in den Führungsgremien besser widerspiegeln."

Eine rein männliche Welt zeigt ein Blick in die Runde der Stormarner Bürgermeister. "Alle Städte sind in männlicher Hand", sagt Kruse-Gobrecht. Lediglich Oststeinbek wird ab Mai von Martina Denecke geführt werden. Allerdings sind die Bürgermeister von der Bevölkerung gewählt worden. Doch auch die weiteren Leitungspositionen in den Stormarner Rathäusern sind mehrheitlich mit Männern besetzt - obwohl bei Ausschreibungen stets gilt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden.

Noch leiten im Ahrensburger Rathaus vier Männer die vier Fachbereiche

In der Ahrensburger Verwaltung sind rund 41 Prozent der Führungsstellen auf oberer und mittlerer Ebene mit Frauen besetzt - sobald im April die neue Bauamtsleiterin ihr Büro bezieht. Noch werden vier Fachbereiche von vier Männern geleitet. In Bargteheide hat eines der vier Ämter eine Frau an der Spitze. Gut die Hälfte der Stadtangestellten sind Frauen, viele haben Teilzeitstellen. In Oststeinbek werden bereits zwei der vier Fachbereiche von Frauen geleitet. Und in Reinbek sind zwar nur zwei der fünf Ämter in Frauenhand, allerdings zwölf der 20 Sachgebiete.

In der Glinder Verwaltung steht dagegen bei allen drei Ämtern ein Mann an der Spitze. Auch die Stabsstelle hat ein Mann inne. Frauen sind lediglich als Vertreterinnen beziehungsweise eine Ebene tiefer bei den Sachgebietsleitungen vertreten. Personalchefin Doris Bahr sieht einen Grund für die Unterrepräsentation der Frauen darin, dass die Ämter teilweise von Beamten auf Lebenszeit geführt werden. Zwar sei es positiv, dass Stellen langfristig besetzt sind. "Aber das kann eine Bremse für andere Mitarbeiter sein."

Im Glinder Rathaus arbeiten 30 Frauen und ein Mann in Teilzeit

Glindes Gleichstellungsbeauftragte wird deutlicher. Sie fordert flexiblere Kinderbetreuung und zum Beispiel mehr Fortbildungen am Arbeitsplatz. "Es mangelt nicht an guten Frauen", sagt Claudia Riegler. "Es mangelt an guten Bedingungen." Das Potenzial gut ausgebildeter Frauen, die wegen der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf zu Hause blieben, dürfe nicht brachliegen. Deshalb befürwortet auch sie eine Quote. Noch erschwerten auch überholte Denkweisen Frauen den Aufstieg. "Von einer Führungskraft wird erwartet, dass sie immer verfügbar ist. Und das traut man Männern offenbar eher zu", sagt Riegler. In der Stadtverwaltung arbeiten 30 Frauen und ein Mann in Teilzeit. Führung und Teilzeit - das sei möglich, sagt Riegler. "Aber es lässt sich nicht kommunizieren."

Im Oldesloer Rathaus ist dies offenbar gelungen. Die regelmäßigen Sachbereichsleiterrunden wurden extra auf vormittags verlegt. Da viele Mitarbeiter in Teilzeit arbeiteten, seien Teambesprechungen allerdings etwas schwierig zu organisieren, sagt Sylvia Frautz. "Die größten Bedenken der Kollegen waren, dass ich ausfallen könnte, wenn mein Kind krank ist." Bisher habe sie aber nur einen Tag gefehlt.

Um noch mehr Frauen für Führungsaufgaben zu gewinnen, bietet die Stadt auch Ausbildung in Teilzeit an. Colette Rüffer, 31 Jahre alt und alleinerziehende Mutter zweier Töchter, steht in den Startlöchern. Seit vergangenem August ist sie zwei Tage pro Woche in der Berufsschule, zwei Tage arbeitet sie von etwa acht bis 15 Uhr im Rathaus. "Meine Arbeitszeiten kann ich zum Glück flexibel gestalten", sagt sie.

Die gelernte Pferdewirtin hat sich bewusst für einen Neubeginn im öffentlichen Dienst entschieden. "Ich bin noch jung und will beruflich vorankommen", sagt Colette Rüffer. "Hier kann ich noch mal neu durchstarten." In ein paar Jahren will die angehende Verwaltungsfachangestellte eine weitere Prüfung machen, um den Sprung in den gehobenen Dienst zu schaffen. "Das muss ich mir natürlich erarbeiten", sagt Colette Rüffer. "Aber ich haben keine Bedenken, dass das nicht klappt."