Dioxin-Skandal führt zu dramatischem Absatzrückgang und Preisverfall. Betroffen sind auch Landwirte, bei denen alles in Ordnung ist

Ahrensburg. Der Dioxin-Skandal bringt die Stormarner Schweinezüchter in Bedrängnis. "Die Situation ist dramatisch. Der Verbrauch ist um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen", sagt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Peter Koll. Eine Abwärtsspirale: Die gesunkene Nachfrage zieht sinkende Preise nach sich. "Die Landwirte bekommen nur noch 1,12 Euro pro Kilo. Das sind auf einen Schlag 23 Cent weniger. Einen solchen Preissturz haben wir noch nicht erlebt", sagt Koll.

Bei einem mittelständischen Betrieb mit rund 1000 Schweinen bedeute das einen Verlust von 25 Euro pro Schwein. Koll: "Das sind aufs Jahr hochgerechnet sind das 75 000 Euro".

Und es kommt noch schlimmer. "Wegen der Schlafmützigkeit in Niedersachsen, wo nicht über weitere Fälle informiert wurde, bekommen wir bald nur noch 98 Cent pro Kilo", sagt Carsten Rosenau. Auch für Ferkel sei der Erlös um 25 Prozent gesunken. Den Landwirt aus Grande trifft es doppelt: Er verkauft Ferkel und betreibt Schweinemast. "Und dann steigt im Welthandel auch noch der Futterpreis. Im vergangenen Jahr kosteten 100Kilo zwölf Euro. Jetzt sind es 24 Euro", sagt Rosenau. Er rechnet mit Einbußen von 100 000 Euro in diesem Jahr. "Dafür muss ich mich verschulden. Und Schadensersatz können wir auch nicht fordern. Hinter dem Skandal steckt ein kriminelles Verhalten. Dafür zahlt keine Versicherung."

"Die Entwicklung macht uns Sorgen. So was kann schnell in die Zehntausende gehen", sagt auch Angela Timmermann, die mit ihrem Mann Jens in Ammersbek Jungsauen aufzieht. Was die Timmermanns wie viele Kollegen am meisten aufregt, ist die Tatsache, dass sie vom Preisverfall betroffen sind, obwohl sie mit den kriminellen Machenschaften nichts zu tun haben. Angela Timmermann: "Überall wurden Proben genommen. Bei uns wurde nichts gefunden. Wir sind ein zertifizierter Betrieb. Und wir arbeiten mit einer Vermarktungsgesellschaft zusammen, die sehr streng kontrolliert." Nützen tue das nicht. Wenn sich die Lage nicht entspanne, werde es schwierig.

"Die Lage ist beschissen", sagt Gerd-Wilhelm Nuppenau. Für eine feine Wortwahl hat der Jersbeker in dieser Situation absolut keinen Sinn. "Ich kann nachts nicht mehr schlafen. Und wenn ich einen Augenblick innehalte, um für die Tiere das Trinkwasser einlaufen zu lassen, kreisen meine Gedanken schon wieder um den Skandal. Das kostet so unglaublich viel Energie und Kraft." Nuppenau züchtet Ferkel. 14 000 im Jahr. Wie hoch der Verlust in diesem Jahr sein wird, will er gar nicht erst ausrechnen. "Allein in diesem Monat habe ich ein Defizit von 15 000 bis 20 000 Euro. Die muss ich mir von der Bank holen. Weil sich einer in kriminelle Machenschaften verwickelt, werden wir alle in den Strudel reingezogen", sagt Nuppenau.

Er ist verbittert. Gerade sei es wieder etwas aufwärts gegangen. "Und nun das! Mein Sohn soll den Hof übernehmen. Der hat bald keine Lust mehr. So macht die Arbeit einfach keinen Spaß mehr."