Kreis im Babyglück: Der bundesweite Trend ist auch in Stormarn erkennbar. In Bad Oldesloe wurden 2010 zehn Prozent mehr Babys geboren.

Bad Oldesloe. Im Kreißsaal herrscht Hochbetrieb, alle Wochenbetten sind belegt - in der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe erblicken so viele Kinder das Licht der Welt wie schon lange nicht mehr. "Allein in den ersten vier Tagen des neuen Jahres hatten wir acht Geburten, ein richtiger Babyboom", sagt Kinderkrankenschwester Bernhilde Stock, 54. Die Klinik hatte 2010 mit 460 Geburten rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

"In den Jahren davor war die Geburtenrate immer rückläufig", sagt Stock, die bereits seit 1976 auf der Geburtsstationen arbeitet. Der Trend zu mehr Geburten habe sich in den letzten Monaten des vergangenen Jahres verstärkt, sagt sie. Die Klinik rechne für 2011 mit einer weiteren Zunahme.

Was die Kinderkrankenschwester wahrnimmt, bestätigt die Statistik als bundesweiten Trend: Die Zahl der Geburten steigt wieder an. Und es gibt erste Hinweise, dass auch in Stormarn wieder mehr Menschen Ja zur Familie sagen. Aktuelle Zahlen sind zwar noch nicht ausgewertet. Aber im ersten Halbjahr 2010 bekamen Stormarner Eltern bereits 833 Babys - zehn mehr als im selben Zeitraum 2009.

Deutschlandweit kamen von Januar bis September 2010 etwa 510 000 Kinder zur Welt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 492 000 Kinder - ein Plus von 3,6 Prozent. Das Bundesfamilienministerium rechnet deshalb mit zusätzlichen Kosten von 140 Millionen Euro für das Elterngeld. In Stormarn bezogen im vergangenen Jahr von Januar bis September 1692 Mütter und Väter Elterngeld - und zwar durchschnittlich 790 Euro. "Für uns hat das Geld vom Staat aber keine Rolle gespielt, wir wollten schon immer zwei Kinder", sagt Barbara Kampa aus Bargteheide. Die 29-Jährige hat am 2. Januar ihre Tochter Milla in Bad Oldesloe geboren. Ihr dreijähriger Sohn Samuel streicht dem winzigen Baby liebevoll über den Kopf, und auch der Papa strahlt stolz. "Mit Kindern ist das Leben bunt", schwärmt Pawel Kampa, der als Bauingenieur arbeitet. "Es ist so ein schönes Gefühl, wenn ich nach einem stressigen Arbeitstag zu meiner Familie nach Hause komme."

Der Anteil der Krippenkinder hat sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt

Auch die meisten ihrer Freunde und Verwandte hätten Kinder, sagt Pawel Kampa. Viele seiner Kollegen entschieden sich allerdings erst spät für Nachwuchs und wollten erst Karriere machen. In ihrem Neubaugebiet in Bargteheide gebe es jedoch immer mehr Kinder. "Wir hatten Schwierigkeiten, einen Kindergartenplatz für Samuel zu bekommen", sagt Barbara Kampa. Denn nicht nur die Zahl der Kinder steigt. Es arbeiten auch immer mehr Mütter, dadurch wächst der Bedarf an Betreuung kontinuierlich.

Besuchten 2006 in Stormarn nur rund 5,9 Prozent der Kinder unter drei Jahren eine Kita, hat sich der Anteil bis März 2010 fast verdoppelt - auf 11,6 Prozent. Bei den Drei- bis Sechsjährigen erhöhte sich die Betreuungsquote im selben Zeitraum von 80,5 auf 85,8 Prozent. Insgesamt besuchten im März vergangenen Jahres 9524 Stormarner Kinder eine Tageseinrichtung.

Gerade für Eltern, die einen Beruf mit unregelmäßigen Büroarbeitszeiten haben, ist es noch schwer, eine Betreuung zu organisieren. Mehrdad und Kerstin Lebaschi aus Ammersbek sind beide Piloten. "Obwohl ich auf Teilzeit reduziert habe, bin ich manchmal mehrere Tage weg", sagt die Mutter des zweijährigen Shahin-Matthaeus. Auf Kinder wollte das Ehepaar trotz ihrer stressigen Jobs nicht verzichten. "Kinder machen das Leben erst lebenswert. Es ist schön, Werte und Traditionen an sie weiterzugeben", sagt Mehrdad Lebaschi. "Vielleicht können wir unseren Beruf irgendwann nicht mehr ausüben, haben dann aber noch die Kinder", ergänzt seine Frau. Auch wenn das Leben und Arbeiten mit Kind nicht immer einfach sei. "In Deutschland ist Kinderbetreuung noch schwierig zu bekommen", sagt Kerstin Lebaschi. "Zum Glück helfen uns die Großeltern."

Jeder fünfte Antrag auf Elterngeld kommt von einem Vater

Im Juli soll ihr zweites Kind, eine Tochter, geboren werden. Wie auch nach der Geburt seines Sohnes möchte Merhrdad Lebaschi dann wieder zwei Vätermonate nehmen. "Ich möchte weiter einen aktiven Part in der Erziehung übernehmen und die Entwicklung meiner Kinder miterleben", sagt Mehrdad Lebaschi, "Wir führen eine gleichberechtigte Partnerschaft."

In Stormarn ist bereits gut jeder fünfte Elterngeldbezieher ein Mann. Von Januar bis September vergangenen Jahres haben 364 Männer Elterngeld erhalten, sie stellten 22 Prozent aller bewilligten Anträge. 2009 waren es im gesamten Jahr 402 Männer (18 Prozent). Bundesweit beträgt der Anteil der Väter an den Elterngeldbeziehern bereits 23 Prozent.

Auch Pierre Schäffler aus Ahrensburg nimmt sich so oft wie möglich Zeit für seine zweijährigen Zwillinge Maya und Janna. "Ich bin selbstständig und kann mir meine Zeit einteilen", sagt der 37-Jährige. "Durch die Kinder sieht man ganz neue Sachen, mit ihnen zu spielen, ist eine Herzensfreude."