Stadt kürzt Zuschüsse an die Kulturschaffenden um zehn Prozent. Vereine fürchten, dass sie ihr Angebot nicht aufrechterhalten können.

Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg schraubt die Kulturförderung zurück. "Angesichts der wirtschaftlichen Lage sind alle Haushaltsposten von einer zehnprozentigen Kürzung betroffen, auch die Kultur. So hat es die Politik beschlossen", sagt der im Rathaus für Kultur zuständige Fachbereichsleiter Hanno Krause. Das Hauhaltsdefizit für das nächste Jahr beträgt 3,35 Millionen Euro. Das erfordere Konsolidierungsmaßnahmen und eben auch einen Beitrag der Kulturschaffenden.

Die Niederdeutsche Bühne bekommt die Sparmaßnahmen für die Saison 2011/2012 zu spüren. Dann werden die Zuschüsse von 10 500 Euro auf 9500 Euro reduziert. "Wir werden an allen Ecken und Enden sparen müssen. Auch der Bühnenbund gibt in 2011 zehn Prozent weniger. Dann können wir uns auch keine Gastregisseure mehr leisten", sagt Bühnenleiter Hans-Jochim Eggers. Grund dafür, dass für die Speeldeel die Kürzung mit zeitlichem Verzug kommt, ist ein noch geltender anderslautender Beschluss. Das Gleiche gilt für den Verein Theater und Musik. Er hat eine Schonfrist bis 2013. Dann jedoch wird er statt mit 48 000 Euro mit 43 200 Euro auskommen müssen. "Das wird dramatisch", sagt die Vorsitzende Sabine Schwarz.

Das Kulturzentrum Marstall hingegen trifft es sofort. Der Zuschuss von 89 000 Euro ist auf 80 000 Euro zusammengestrichen worden. Legt der Verein ein Konzept für die zukünftige Arbeit vor, könnten in diesem Jahr einmalig 4000 Euro dazukommen. Noch gilt für dieses Geld jedoch ein Sperrvermerk. "Das ist sehr ärgerlich", sagt der Vorsitzende des Fördervereins Marstall, Eckhard Kohls, "zumal 5000 Euro als Zuschuss für die Bezahlung des Hausmeisters gedacht waren."

Marstall-Verein soll der Politik ein Konzept vorlegen

Um die Personalkosten zu reduzieren, hatte der Marstall eine Kooperation mit dem Schloss angeregt. So arbeitet der Hausmeister für beide Gebäude. Am Marstall bleiben aber immer noch rund 17 000 Euro hängen.

Nun geht es erst mal darum, ein Konzept vorzulegen, um wenigstens in diesem Jahr 84 000 Euro zu bekommen. Kohls: "Wir werden am 21. Januar in Klausur gehen. Wir werden grübeln, was mit Konzept gemeint sein könnte. Und wir werden auch nach und nach die Fraktionen zu Gesprächen einladen. Offensichtlich gibt es ja unterschiedliche Vorstellungen, denn Konzepte haben wir schon sehr häufig vorgelegt."

"Wir möchten genau nachvollziehen können, wohin die Gelder kommen und wie die Einnahmen verteilt werden", sagt Hinrich Schmick (WAB). "Wir brauchen mehr Transparenz", sagt Petra Wilmer (SPD). "Einfach nur zu sagen, wir kommen mit dem Geld nicht hin, das reicht nicht", sagt Christian Schubbert von Hobe (Grüne).

So einig sich die Fraktionen in diesem Punkt sind, so vielfältig sind die Wünsche, was das inhaltliche Konzept angeht. Petra Wilmer möchte, dass der Marstall ein Haus für alle Ahrensburger ist und vor allem Kinder und Jugendliche anspricht. Schubbert von Hobe fordert das Auflisten von Veranstaltungsgruppen und deren Auslastung und schlägt Dia-Vorträge und Ein-Mann-Comedy-Veranstaltungen vor, um mehr Geld in die Kasse zu kriegen. Thomas Bellizzi (FDP) fordert mehr Absprache mit anderen Vereinen und daher weniger Mehrfachangebote wie Chor- oder Theatergruppen und auch weniger Ausstellungen, um stattdessen die Räume vermieten und die Einnahmen erhöhen zu können. Und noch etwa möchte der Liberale im Konzept stehen sehen: Mainstream-Veranstaltungen.

Liberale wollten Zuschuss um bis zu 35 Prozent kürzen

Welche könnten das sein? Bellizzi: "Ich bin kein Kulturschaffender, aber die Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben ist einfach zu hoch. Wir müssen mehr Einnahmen generieren."

Matthias Stern (CDU) hingegen sieht es so: "Die Leute vom Marstall sind kreativ genug, da will ich nicht reinreden. Ich weiß auch nicht, was sich andere vorstellen. Ich finde das Konzept des Marstalls durchschaubar." Tragende Säule seien die vielen Ehrenamtler. "Das jedoch ist ein Glückstreffer und kann nicht konzeptionell verordnet werden." Ein Zuschuss von 80 000 Euro sei daher jetzt erst einmal die Schmerzgrenze.

So sieht es auch Rathausmitarbeiter Hanno Krause: "Diese Kürzung kann der Verein gerade noch über die ehrenamtliche Arbeit abfedern. Aber alles hat seine Grenzen. Wenn wir mit der Förderung weiter runtergehen, gefährden wie den Betrieb." Ein solches Kulturzentrum aufzubauen, dauere lange. Es zu zerstören, gehe schnell.

"Es hätte noch schlimmer kommen können", sagt Eckhard Kohls vom Marstall und meint damit einen Vorstoß der FDP. "Unser Vorschlag war, einen Zuschuss von 50 000 Euro zu gewähren und 20 000 Euro mit einem Sperrvermerk zu versehen", bestätigt Bellizzi. Die anderen Fraktionen zogen nicht mit.

Nun übernimmt die Stadt also 40 Prozent der Kosten. "60 Prozent tragen wir selbst", sagt der Vorsitzende des Marstall-Vereins. Stolz ist er vor allem auf sein Team. Kohls: "Unser Jahresbudget für 2011 beträgt 198 000 Euro. Dass es so niedrig ausfällt, liegt an unseren 50 Ehrenamtlern. Meine Aufgabe ist es, sie jetzt zu motivieren."