Im AOK-Krankenhausnavigator schneiden Bad Oldesloe und Reinbek weniger gut ab. Kritik am Bewertungsverfahren.

Reinbek. Das St. Adolf-Stift in Reinbek bekommt schlechte Noten von der AOK, am besten schneidet die Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf ab. Drei "überwiegend planbare Operationen" hat das Wissenschaftliche Institut der Krankenkasse unter die Lupe genommen. Zwei davon gehören zu einem der beiden Fachgebiete der Park-Klinik: die Implantation künstlicher Hüft- und Kniegelenke. Bei den Behandlungsergebnissen wird den Großhansdorfern eine überdurchschnittliche Qualität attestiert.

Die Reinbeker sind bei Hüftgelenken nur Durchschnitt, bei Kniegelenken liegen sie sogar darunter - ebenso bei der dritten OP, dem Einsetzen eines Hüftgelenks bei einer Oberschenkelhalsfraktur. Die Oldesloer Asklepios-Klinik liefert bei Hüft- und Kniegelenken Durchschnitt, bei den Oberschenkelfrakturen liegt die Qualität unter dem Mittelwert. Die Klinik Ahrensburg wurde von der AOK nicht bewertet, weil sie derartige Operationen nicht oder nur selten vornimmt.

Die Details der Qualitätsbeurteilung sind jetzt via Internet einsehbar - im Krankenhausnavigator der AOK. "Die Daten im Navigator tragen dazu bei, dass sich unsere Versicherten und alle anderen Interessierten umfassend, schnell und einfach über die medizinische Qualität von Krankenhäusern informieren können", sagt Herbert Reichelt, der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands.

Noch sind allerdings nur die Informationen über diese drei Operationen verfügbar. Zug um Zug sollen weitere hinzukommen. "Im nächsten Jahr ist es wahrscheinlich die Gallenblasenentfernung", sagt Christian Günster vom Wissenschaftlichen Institut der AOK. Am Ende soll etwa ein Drittel aller Krankenhausleistungen erfasst sein.

"Wir werden in kleinen Schritten wachsen. Es wird mehrere Jahre dauern, bis wir unser Ziel erreicht haben", sagt Günster, der im Institut für QSR-Verfahren zuständig ist. QSR steht für "Qualitätssicherung mit Routinedaten". Genau diese Daten liefern die Basis für die Qualitätseinstufung. Dabei werden alle Krankenhausbehandlungen eines Patienten innerhalb von einem Jahr nach der Operation berücksichtigt. Gibt es also eine Komplikation, ist irgendwas schiefgelaufen und bedarf der Nachbehandlung, wird dies über die QSR-Daten festgehalten.

Deshalb ist im Netz nun auch zu lesen, warum das Reinbeker Krankenhaus so schlecht abgeschnitten hat. Bei den Kniegelenks-OPs gab es ungeplante Folgeoperationen und chirurgische Komplikationen. Und über die Oldesloer Asklepios-Klinik ist zu lesen, dass beim Hüftgelenksersatz nach Oberschenkelbrüchen die Sterblichkeit erhöht war. Erfasst wird dabei ein Zeitraum von 90 Tagen nach dem Eingriff.

Nach Ansicht der AOK gehören die Daten aus dem QSR-Verfahren zu den verlässlichsten Informationsquellen zur Qualität von Krankenhäusern. Dort wird das allerdings nicht überall so gesehen. Professor Stefan Jäckle, der ärztliche Direktor des St. Adolf-Stifts, findet, dass die QSR-Daten wenig aussagen. "Zu uns kommen überwiegend Risikopatienten", sagt er. "Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzinsuffizienz können nun mal dazu führen, dass es bei einer Kniegelenks-Implantation Komplikationen gibt." Ein Qualitätsvergleich zum Beispiel mit der Park-Klinik Manhagen verbiete sich da. "Dort gibt es keine Intensivmedizin, bei uns schon", sagt Jäckle. "Ein anästhesiologisch schwieriger Patient muss aber dahin, wo es eine Intensivstation gibt." Wissenschaftlich fundiert sei eine Qualitätsbeurteilung nur dann, wenn man ähnliche Patientengruppen betrachte.

Achim Rogge, der Geschäftsführer der Asklepios-Klinik, hält die Darstellung im AOK-Navigator für "extrem irreführend". "Die Patienten, die bei uns diesen Eingriff erhalten, sind deutlich älter als der Durchschnitt und haben wesentlich größere Komorbiditäten als das Vergleichskollektiv", sagt er.

Professor Stefan Jäckle findet trotz aller Kritik auch einiges gut an dem Krankenhausnavigator. Er liefert nämlich auch Informationen darüber, wie häufig bestimmte Operationen in Krankenhäusern durchgeführt werden. "Das kann den Patienten schon als Richtschnur dienen", sagt er. Je häufiger dieser Eingriff vorgenommen wird, desto größer ist die Erfahrung. Jäckle empfiehlt, dazu noch eine zweite Zahl in Erfahrung zu bringen: "Wie viele solcher Operationen hat der Arzt, der Sie operieren soll, schon vorgenommen?"

Jan Zabel, der Geschäftsführer der Park-Klinik, sieht das ähnlich. "Die Fallzahl spielt im Auswahlprozess der Patienten die entscheidende Rolle", sagt er. Im Bereich der Endoprothetik liege die Park-Klinik Manhagen mit 1400 Operationen im Jahr im bundesweiten Vergleich der verschiedenen Spezialisierungen auf vorderen Plätzen. "Im Bereich der Monoschlitten-Prothese gilt dies sogar europaweit." Diese Zahlen ließen Rückschlüsse auf die spezielle Erfahrung der Operateure zu, denn je häufiger ein Verfahren angewendet werde, umso routinierter laufe ein Eingriff ab.

Jan Zabel: "Die von der AOK festgestellten überdurchschnittlichen Ergebnisse sind für die Ärzte und Mitarbeiter Freude und Ansporn zugleich."