Diese Erklärung des Ruhestandsgeistlichen übermittelte dessen Anwalt am Donnerstag der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn

"In der Öffentlichkeit mag ich den Eindruck erweckt haben, die Anschuldigungen der vergangenen Monate seien innerlich und äußerlich spurlos an mir vorbeigegangen. Das war nie der Fall. Die disziplinarrechtlichen Ermittlungen des NEK gegen mich sind abgeschlossen. Mein Antrag auf Entlassung aus allen Rechten meiner Ordination ist angenommen worden. Ab Januar 2011 bin ich nicht mehr Pastor. Die Entlassung aus dem Pastorendienst ist die formale Übernahme der Verantwortung für das, was ich getan habe. Dies entlastet mich aber nicht von meiner persönlichen Verantwortung. Im Gegenteil: Sie befreit mich, diese Verantwortung aus eigenem - nicht fremdbestimmten - Gewissen wahrzunehmen.

So erkläre ich: Ich bin schuldig geworden damals. Jugendliche und junge Erwachsene habe ich zu Opfern meiner sexuellen Übergriffe gemacht. Erst später wurde mir die Schwere meines Tuns, der Missbrauch bewusst. Ich habe ihnen Leid und seelischen Schmerz zugefügt und sie in ihrer Persönlichkeit sehr verletzt. Ich habe ihnen angeboten, mich ihnen zu Gesprächen im vertraulichen Rahmen zu stellen. Was ich damals getan habe, kann ich nicht ungeschehen machen. Vergebung kann ich von den Betroffenen nicht erwarten. Ich lebe mit der Schuld. Ich hoffe auf den vergebenden Gott.

Alle die Menschen, die in der Kirche und für die Kirche arbeiten oder die der Kirche in anderer Weise verbunden sind, bitte ich auch um Entschuldigung für den Missbrauch des Vertrauens, das kirchliche Ämter gewähren. Er macht ihre Arbeit sehr viel schwerer. Ich hoffe, dass die Bitte um künftige Vertraulichkeit trotz aller Wut und allen Hasses auf mich respektiert werden kann - im Interesse der Menschen, die keine Schuld an dem tragen, was ich getan habe, die auch in der gegenwärtigen Situation meine Freunde blieben, die mir nahe stehen und die ich liebe, insbesondere meine Frau und unseren Sohn."

Gezeichnet Dieter Kohl

7. Dezember 2010