Betroffene bitten Bürgermeister um Unterstützung

Ahrensburg. Barbara Liere sorgt sich um die Schulbildung ihrer Tochter und ist wütend auf die Politiker. Gemeinsam mit etwa 20 weiteren Eltern appellierte sie während der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung an Bürgermeister Michael Sarach, sein Bestes zu tun, damit das Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein endlich verlängert wird.

Die 13 Jahre alte Tochter von Barbara Liere ist eine gute Schülerin und fühlt sich in ihrer Klasse in der Rudolf-Steiner-Schule in Hamburg-Wandsbek wohl. Trotzdem wird sie dort vielleicht nicht bleiben können. Denn das Gastschulabkommen endet zum Jahreswechsel. Im Streit geht es um die Höhe des Ausgleichs, den Schleswig-Holstein künftig an Hamburg zahlen muss. Die Hansestadt droht damit, im schlimmsten Fall Kinder aus anderen Bundesländern nicht weiter zu unterrichten. "Das wäre schrecklich, meine Tochter würde sicher abstürzen, wenn sie sich in das System einer Regelschule eingewöhnen müsste", sagt Barbara Liere.

Und selbst wenn die Kinder vorerst bleiben dürften, sieht es für ihre jüngeren Geschwister schwieriger aus. "Ich kann langfristig nicht ein Kind nach Wandsbek und das zweite zur geplanten Waldorfschule nach Bargteheide fahren", sagt Mareike Rettberg. "Dann müssten wir uns umständlich in Hamburg anmelden. In Ahrensburg hält uns nach diesem ganzen Trubel ohnehin nur noch das Haus", sagt Iris Bremmes, die sieben Jahre alte Zwillinge auf der Waldorfschule in Hamburg hat.

Hinzu kommt, dass Ahrensburg die etwa 140 zurzeit in Hamburg unterrichteten Kinder und Jugendlichen gar nicht in Regelschulen unterbringen könnte. "Das würde außerordentlich problematisch werden. Ahrensburg ist darauf nicht vorbereitet", sagte Bürgermeister Michael Sarach auf Anfrage der Grünen.

Nachdem es bisher keine Einigung zwischen den Ländern gab, steht das Gastschulabkommen morgen erneut auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses in Kiel. Die besorgten Ahrensburger Eltern werden dort an einer Demonstration teilnehmen. Sie fordern auch den Ahrensburger Bürgermeister auf, auf die Entscheidung einzuwirken. "Leider sind unsere Einwirkungsmöglichkeiten gleich Null, da es sich um eine landesgesetzliche Regelung handelt", sagte Sarach, "allerdings werde ich versuchen, erneut beim Bildungsministerium auf das Problem hinzuweisen." In Hamburg soll am Freitag verhandelt werden. "Ob dieses Gespräch nach dem Zerfall der Hamburger Koalition noch stattfindet, weiß ich jedoch nicht", sagte Sarach. Der Ahrensburger Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU) beurteilt die Wahrscheinlichkeit einer Einigung jedoch weiterhin als hoch.