Die Hoisdorferin Renate Keller engagiert sich im Armenkrankenhaus Santa Teresa in Zacatecoluca in El Salvador

Hoisdorf. "Die Toiletten sind Löcher, die wollen Sie nicht sehen." Renate Keller hat die entsprechenden Fotos von vornherein aussortiert. Die übrigen Bilder vom Armenkrankenhaus Santa Teresa in Zacatecoluca in El Salvador lassen erahnen, warum. Bruchbude ist das Wort, das dem Betrachter spontan einfällt. Großraumbaracken mit 180 Betten, in einem Krankenzimmer stehen bis zu 40, dicht an dicht. Doppelt so viele Patienten finden hier schon mal Platz. "Dass zwei Menschen sich ein Bett teilen, ist völlig normal", sagt Renate Keller. Auf dem Fußboden liegt benutztes Verbandsmaterial, im OP hängt eine nackte Glühbirne über dem Tisch. Offene Jalousiefenster belüften die Krankenzimmer bei einer Außentemperatur von 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent.

"Man muss das mit eigenen Augen gesehen haben, um das wahre Ausmaß der Zustände dort zu begreifen", sagt Renate Keller. 2009 hat sie ihren Mann zum ersten Mal nach Zacatecoluca begleitet. Sie hat in der Notfallambulanz mitgearbeitet, hat den Assistenzärzten gezeigt, wie sie Kunststoffgipse anlegen, hat die Patienten versorgt.

Enno Keller hatte 2007 mit der Familie und engen Freunden den Verein "Hilfe für das Hospital Santa Teresa" gegründet. Der renommierte Fußchirurg mit Praxis in Ahrensburg investiert privates Geld und sammelt Spenden, um medizinisches Gerät zu kaufen und nach Zacatecoluca zu verschiffen. "Weil es an allem fehlt, passiert es häufig, dass auch schwere Verletzungen nur provisorisch versorgt werden können", sagt er. Sein Ziel: Auf dem unfallchirurgischen Sektor für eine vernünftige Versorgung zu sorgen, die die Patienten nichts kostet. Zahlen könnten sie ohnehin nicht, oder nur unter großen Opfern. Die meisten der 75 000 Einwohner in Zacatecoluca sind nicht krankenversichert.

Zacatecoluca ist die Hauptstadt des Distrikts La Paz. Es gibt nur dieses eine Krankenhaus. 2001 wurde es von einem Erdbeben zerstört und notdürftig wieder aufgebaut. "Es ist heute immer noch ein Provisorium", sagt Renate Keller. Mehr denn je ist sie davon überzeugt, dass die Hilfe wichtig ist, für die Ärzte, für die Kinder, für alle Patienten. "Es wäre ein großer Schritt, wenn wir dabei helfen können, ein menschenwürdiges Behandlungsumfeld zu schaffen."

Zuhause in Hoisdorf kümmert sich die ehemalige Oberschwester einer Tübinger Notfallambulanz um den Schriftverkehr für den Verein, um Spendenbescheinigungen.

Rund 100 000 Euro hat der Verein seit seiner Gründung eingeworben. Wenn Geld vorhanden ist, überlegt Enno Keller dreierlei: "Was brauchen die? Womit können sie umgehen? Hält das Gerät den klimatischen Bedingungen stand? Dann kauft er Prothesen, Hüftschrauben, Verbandsscheren. Auch einen Tisch-Sterilisator hat er schon nach El Salvador geschickt. Eine mobile OP-Lampe geht demnächst auf Reisen. Ein mobiles Röntgengerät steht ganz oben auf der Liste, damit die Ärzte Knochen und Gelenke nicht mehr ohne vorheriges Röntgen operieren müssen.

"Hoffentlich liegen die Geräte nicht wieder wochenlang beim Zoll", sagt Keller. Das ist schon mehrfach passiert, er ist deswegen schon beim Botschafter vorstellig geworden. Seitdem klappt es alles besser.

"Es sind sehr kleine Schritte. Was wir runterschicken, verarbeiten meine Kollegen sofort", sagt der Chirurg, der im November wieder nach Zacatecoluca fliegt, um Kinder mit angeborenen Fußmissbildungen oder Rückenmarksschäden und Erwachsene mit Oberschenkelbrüchen oder Verletzungen, die von einer Machete herrühren, zu operieren. Ehefrau Renate wird ihn wieder begleiten, obwohl ihr das Klima in El Salvador nicht sehr gut bekommt. Es ist zu heiß, die Luftfeuchtigkeit zu hoch. "Aber ich kann den Menschen dort helfen. Das zählt", sagt sie.

Die Koffer kann sie noch nicht packen. Denn noch wartet zuhause in Hoisdorf eine wichtige Veranstaltung. Am Sonnabend, 13. November, lädt der Verein nämlich zum zweiten Wohltätigkeitsball im Landhaus Hoisdorf ein. Sein Motto: "Tanzen hilft". Das Ziel: Spenden sammeln für das Krankenhaus in El Salvador. Das Festkomitee aus Mitgliedern des Freundeskreises hat das Programm des Abends vorbereitet. Die Generalkonsulin von El Salvador wird wie im vorigen Jahr nach Hoisdorf anreisen. Es gibt ein Galadinner, eine Aufführung der renommierten Stage School Hamburg und Latino-Livemusik mit dem Orchester "Salsa y Azucar". 99 Euro kostet die Karte für den Abend. 50 Euro davon kommen direkt dem Verein und seiner Arbeit für das Hospital zugute.

Noch gibt es Karten für den Wohltätigkeitsball. Sie können beim Vereinsmitglied Helga Quandt unter der Telefonnummer 04107/52 35 oder bei Renate Keller Telefon 04107/51 30 sowie per E-Mail bestellt werden.

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