Volker Auerbach aus Reinbek und sein Geschäftspartner haben ein Weingut an der Mosel gekauft

Reinbek. Auf das Verhältnis von Zucker und Säure kommt es an. Das haben der Reinbeker Volker Auerbach und Roland Probst aus Wohltorf in den vergangenen Monaten gelernt. Die beiden Geschäftsmänner - bis dahin Weinliebhaber, aber keine echten Weinkenner - haben im vergangenen Jahr ein altes Weingut an der Mosel gekauft.

"Die Idee kam uns vor etwa drei Jahren bei einem Glas Wein", sagt Volker Auerbach. Eine verwunschene Burg mit Blick auf Berge voller Weinreben tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. "Wir hatten eine romantische Vorstellung von einem Weingut", sagt Roland Probst. "Uns war nicht so deutlich bewusst, dass das ein landwirtschaftlicher Betrieb ist, von dem häufig mehrere Familien leben müssen."

Abschrecken ließen sie sich jedoch nicht. Immer wieder trafen sie Winzer, besichtigten Anbaugebiete, stiegen in Weinkeller hinab - und immer wieder hörten sie vom "Batterieberg". Ein traditionsreiches, aber heruntergewirtschaftetes Gut an der Mosel, eines der ältesten der Region. Frei zum Verkauf. 500 Jahre gehörte es der Familie Immich, die dem Schieferberg im 19. Jahrhundert mit Sprengungen zur Steillage verhalf. Daher der Name: Immich-Batterieberg. Die Weinliebhaber aus dem Norden hatten ihr Traumgut gefunden.

"Schon beim ersten Besuch hat uns das imposante Gebäude beeindruckt", sagt Volker Auerbach, Chef einer Firma für Sicherheitstechnik. "In dieses Gut haben Familien über Jahrhunderte viel Herzblut hineingesteckt - und wir haben einen Wirtschaftsbetrieb daraus gemacht." Als rein betriebswirtschaftliches Unternehmen wollen Auerbach und Probst ihre Investition - immerhin siebenstellig - jedoch nicht verstanden sehen. "Da steckt Leidenschaft drin", sagt Probst. Das Geschäftliche stehe nicht im Vordergrund, doch moderne Strukturen, ein durchdachtes Marketing und ein kompetenter Kellermeister sollen das Anwesen für die Zukunft rüsten. Nur so könne die Herzensangelegenheit langfristig überleben, meint Auerbach. "Eine Liebe, die zuviel Geld kostet, verwelkt am Ende."

Alle paar Wochen fahren die neuen Eigentümer zu ihrem Gut nach Enkirch. "Ich genieße die andere Lebensart dort", sagt Banker Roland Probst. "Im Alltag beschäftige ich mich nur mit Papier, hier produziere ich etwas, das Gefühle weckt." Er lacht, weil er weiß, wie klischeehaft sein nächster Satz klingen wird. Und sagt ihn trotzdem: "So eine handfeste Sache erdet einen irgendwie." Die Menschen im Ort hätten sie anfangs skeptisch beäugt, erzählt Volker Auerbach. Doch jetzt tausche er sich mit den Nachbarn über die Trauben aus. "Die Arbeit bei der Weinlese entspannt mich", sagt er. "Trauben abschneiden. Kisten füllen. Trauben abschneiden."

Ihren Winzer haben die Unternehmer sorgfältig ausgesucht. Er sorgt dafür, dass aus den Weinreben der Riesling wird, für den das Gut wieder berühmt werden soll. 22 000 Flaschen sind nach der ersten Ernte 2009 produziert worden. Fünf Weine sind es, alle im Stil ihres Winzers "naturnah" produziert, alle unterschiedlich. "Es sind erklärungsbedürftige Weine", sagt Roland Probst. Und erklärt: "Sie werden nicht um jeden Preis trocken gemacht. Das ist ein größeres Risiko. Aber auch viel spannender." Der Wein reife nach, der zweite Schluck schmecke nicht genau wie der erste. Probst: "Das sorgt für Gesprächsstoff im Freundeskreis."

Als Inhaber eines Weingutes betrachte er einen Wein anders, sagt Volker Auerbach. Er könne mittlerweile schmecken, ob ein Wein Ergebnis einer Spontangärung - wie am Batterieberg - oder einer Reinzucht sei. Auch feine Fruchtnoten und Spuren von Mineralität, entscheidend für den Geschmack, erkenne er nun. "Und natürlich das Verhältnis von Zucker und Säure."

Bald steht die zweite Ernte an. Dann werden Volker Auerbach und Roland Probst wieder dabei sein, wenn ihre Trauben den Weg in die Weinfässer antreten. Zehn Tage wird die Ernte dauern, knapp 5000 Liter Wein ergibt jeder der fünfeinhalb Hektar Anbaufläche. Schon der Jahrgang 2010 soll durch zugekaufte Berge doppelt so viele Flaschen wie im ersten Jahr erbringen. Die Investoren setzen auf Wachstum. Und auf die Wurzeln des Guts. "Unser Ziel ist es, den Immich-Batterieberg wieder zu dem zu machen, was er einmal war", sagt Volker Auerbach. "Unser erstes Lernjahr haben wir hinter uns, jetzt geht es ins nächste. "