A wie atomar. Das klingt gefährlich, selbst wenn sich dahinter kein Kernreaktor verbirgt und auch kein Endlager für nukleare Brennstäbe.

In Sülfeld sind es nur ein paar Gramm Cäsium, doch schon hinter das Wort nur gehört ein Fragezeichen. Sind ein paar Gramm Cäsium eine geringe oder eine bedrohliche Menge? Otto Normalbürger dürfte diese Frage nicht seriös beantworten können. Er wird sich eher sorgen, der ganze Ort könne demnächst in die Luft fliegen.

Es liegt nahe, dass angesichts solcher Sorgen in den Landesbehörden der Bürokratieapparat in die Gänge kommt. Das Sozialministerium erhöht die Gefahrenklasse für das Forschungszentrum Borstel, das Innenministerium zieht seine naheliegende Schlussfolgerung daraus und erhöht das Anforderungsprofil an die Sülfelder Feuerwehr. Zahlen soll die Gemeinde, bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal informiert über die womöglich atomare Gefahr, die möglicherweise neuerdings vom Ortsteil Borstel auszugehen scheint.

Dass sich angesichts drohender Investitionen für die Feuerwehr bei leeren Kassen Widerstand in Sülfeld regt, ist verständlich. Und es ist richtig. A wie atomar hin oder her: Teurer Aktionismus ist der falsche Weg. Erst mal müssen die Karten offen, das heißt öffentlich, auf den Tisch gelegt werden: Wie gefährlich sind ein paar Gramm Cäsium wirklich? Welche Unfälle damit sind denkbar? Welches Szenario könnte schlimmstenfalls auf Sülfeld zukommen? Das sind Fragen, die ein Fachmann beantworten muss.

Sollte der zu dem Ergebnis kommen, dass das Cäsium gefährlich ist, kann nur das Verursacherprinzip gelten. Für den Schutz der Bevölkerung müssten diejenigen aufkommen, die eine Gefahr geschaffen haben. Und nicht die gefährdete Bevölkerung.