Nachdem die Weichen fürs Neubaugebiet Erlenhof gestellt sind, pochen Bürgerinitiative und Wirtschaft auf eine Entscheidung.

Ahrensburg. Kaum sind die Weichen für das Neubaugebiet Erlenhof im Ahrensburger Norden gestellt, verleihen Anlieger und Unternehmer ihrer Forderung nach dem Bau einer Umgehungsstraße Nachdruck. Tobias Ruprecht von der Interessengemeinschaft Ahrensburg Nord-Ost (Igano) sagt: "Wenn das Wohngebiet Erlenhof entsteht, wird das Verkehrsaufkommen auf der B 75 weiter ansteigen. Schon jetzt gibt es zu den Stoßzeiten morgens und abends kilometerlange Staus." Und Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), der Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck ist, sagt: "Es ist dringend notwendig, dass die Nordtangente gebaut wird."

Wie berichtet, haben Ahrensburgs Stadtverordnete am Montagabend beschlossen, dass die Verwaltung eine Änderung des Flächennutzungsplans ausarbeiten soll. Das Gebiet zwischen Lübecker Straße, Erlenhof und Aue-Niederung, das zurzeit überwiegend als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen ist, könnte dann Siedlungsraum werden.

Der Verkehrsinfarkt in der Schlossstadt wäre programmiert, meint Igano-Sprecher Ruprecht. Bereits heute stoße die Bundesstraße 75, die für 16 000 bis 20 000 Fahrzeuge täglich ausgelegt sei und mittlerweile von knapp 20 000 Autos befahren werde, an ihre Grenzen. "Es muss jetzt endlich mal was passieren", sagt er. Und weiter: "Die Lärm- und Feinstaubbelastung hat die Grenze der Zumutbarkeit für die gut 350 Anlieger der Lübecker Straße längst überschritten."

Aber nicht nur die Entlastung der Anwohner von Lärm, Feinstaub und Abgasen spreche für den Bau der Nordtangente. "Das Wahrzeichen unserer Stadt, das Schloss, versinkt im Verkehr", meint Ruprecht. "Es kann doch nicht sein, dass ein derartiges Kulturgut an so einer Art Autobahn stehen muss." Außerdem würde der Schlosspark als Naherholungsgebiet für die Ahrensburger viel attraktiver werden ohne die starke Verkehrsbelastung.

ZEHN VARIANTEN

Auch aus Sicherheitsgründen sei eine Entlastung der Lübecker Straße ein Gewinn, denn viele Kinder aus dem Stadtteil Gartenholz müssten die Straße täglich überqueren, um zur Schule zu kommen. Tobias Ruprecht: "Ahrensburg ist ein Wachstumszentrum. Und wenn wir hier in Zukunft nicht im Verkehr ersticken wollen, dann müssen wir wichtige Infrastrukturprojekte wie die Nordtangente so schnell als möglich vorantreiben."

Was ganz im Interesse der Unternehmer in der Schlossstadt liegt. Bereits vor knapp zwei Jahren hatte die Wirtschaftsinitiative Ahrensburg der Politik eine Resolution vorgelegt, in der die Unterzeichner für die Anbindung des Gewerbegebietes-Nord nach Norden plädierten. Seitdem warten die Ahrensburger Unternehmer auf eine Entscheidung. "Den gesamten Verkehr über den Beimoorweg abzuwickeln, ist problematisch", meint WAS-Chef Norbert Leinius.

Anfang November wird der Wirtschaftsbeirat erneut über die Nordumgehung beraten. Nils-Thoralf Jarck, IHK-Geschäftsführer in Ahrensburg, sagt: "Wenn das Gremium getagt hat, werden wir eine Empfehlung an die Politik abgeben. Wir werden die verschiedenen Möglichkeiten für eine Nordumgehung durchgehen. Wir wollen konkret werden." Norbert Leinius hofft, dass die Ahrensburger Politiker "dann schnell zu einer Lösung kommen".

Die Politik beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema Nordtangente. Eine konkrete Entscheidung gab es bislang allerdings nicht. Es ist noch nicht mal klar, welchen Verlauf die Trasse nehmen könnte: Verliefe sie so dicht als möglich an der Stadt, tangierte sie den Stadtteil Gartenholz. Weiter nördlich verliefe sie womöglich über Delingsdorfer Gebiet. Ein Interessenskonflikt.

Der Ahrensburger Bau- und Planungsausschuss wird sich am Mittwoch, 17. November (19 Uhr, Reithalle des Marstalls, Lübecker Straße 8) erneut mit dem Thema befassen. Dann wird ein Planer die Ergebnisse der Verkehrszählung aus dem vergangenen Jahr und die daraus resultierenden Prognosen vorstellen. Diese Daten könnten Basis für eine Entscheidungsfindung sein.