Ahrensburgs neuer Bürgermeister zieht nach 100 Tagen im Amt eine Zwischenbilanz

Die Nordtangente steht für ihn ganz oben auf der Prioritätenliste. Auch die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für junge Familien auf dem Erlenhof-Gelände ist ihm wichtig. Und: Der Verwaltungschef wünscht sich mehr Frauen in Führungspositionen im Rathaus. 100 Tage ist Ahrensburgs neuer Bürgermeister jetzt im Amt. Im Gespräch mit den Abendblatt-Redakteuren Michael Degenhard und Ralph Klingel-Domdey zieht Michael Sarach Zwischenbilanz. Und vermeldet einen ersten wichtigen Erfolg: Die Kommunikation habe sich im Amtssitz an der Manfred-Samusch-Straße verbessert.

Abendblatt

Herr Sarach, haben Sie sich gut eingelebt?

Michael Sarach

Ja, in vielerlei Hinsicht. Die positive Resonanz der Mitarbeiter hat mir das Einarbeiten enorm erleichtert. Mir gefällt meine Wohnung am Forsthof Hagen. Es ist sehr angenehm, weil ich dort meine Ruhe haben kann - auch wenn die Wohnung noch nicht fertig renoviert ist. Die Decke ist immer noch nicht gestrichen.

100 Tage sind Sie jetzt im Amt. Was haben Sie bisher geschafft?

Die ersten 100 Tage sind für mich genauso wichtig wie die letzten. Ich gehöre nicht zu denen, die in den ersten Tagen mit hektischen Aktivitäten aufwarten. Ich gehe das Ganze mit ruhiger Hand an. Daher gibt es auch keine spektakulären Aktionen. Ein wesentliches Thema war es, Kommunikation zu betreiben. Ich war viel unterwegs in Schulen, Kitas, Gewerbegebieten. Das war anstrengend, wird sich aber auf Dauer auszahlen. In der Verwaltung habe ich versucht, Projekte anzuschieben. Künftig sollen Stabstellen gebildet werden.

Was hat Sie bisher am meisten geärgert?

Richtig geärgert hat mich nichts. Aber ich wünschte mir, dass einige Sachen etwas schneller gehen.

Beschreiben Sie bitte ihr Verhältnis zu den Fachbereichsleitern im Rathaus.

Das lässt sich schnell beschreiben: Vertrauensvoll, respektvoll, loyal auf Gegenseitigkeit. So, wie ich es mir erhofft hatte. Mit allen ohne Einschränkung.

Wie bewerten Sie ihr Verhältnis zu den Stadtverordneten?

Gut. Ich habe nicht den Eindruck, dass es gravierende Probleme mit einzelnen Fraktionen gibt. Eine anfängliche Reserviertheit weicht einer offen vertrauensvollen Umgangsweise.

Es gibt hin und wieder Kritik am zu rauen Ton während der Sitzungen.

Ich war sehr häufig im Bauausschuss, weil dort vorher ein Konfliktpotenzial herrschte. Ich glaube, gerade in dem Ausschuss hat sich die Zusammenarbeit aller sehr positiv entwickelt.

Zum Frühling 2011 wird ein neuer Bauamtsleiter gesucht. Haben Sie in Bezug darauf einen Sonderwunsch?

Ich habe keine Präferenzen. Ob sich auch Mitarbeiter aus dem Haus bewerben, weiß ich nicht. Es ist aber meine erste Chance, die Führungsriege durch eine Mitarbeiterin zu ergänzen. Auf der Ebene der Fachbereichsleiter haben wir bisher keine Frau. Über eine Frau auf der Position würde ich mich außerordentlich freuen.

Eines der wichtigsten Themen für den Neuen oder die Neue wird die Gestaltung des Rathausplatzes sein. Wie sind Ihre persönlichen Vorstellungen?

Zunächst einmal wünsche ich mir eine große Beteiligung der Ahrensburger. Das wird auch ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Bauamtsleiters sein: Transparenz der Arbeit. Den Platz zu halbieren, ist ein Gedanke, der mir gefällt. Eine Hälfte sollte als Tiefgarage nutzbar sein, damit die Autos unter der Erde verschwinden.

Stichwort Autos. Was sind die drängendsten Verkehrsprobleme?

Die Nordtangente hat für mich hohe Priorität. Von Firmen, die sich hier ansiedeln möchten, kam schon die Frage, wann die Entlastungsstraße kommt. Und wir müssen versuchen, den Verkehr aus der Innenstadt herauszuhalten. Auch im Süden der Stadt gibt es ein nicht unbeträchtliches Problem. Bei allen Überlegungen darf der Ortsteil Ahrensfelde nicht durch eine Straße von Ahrensburg abgetrennt werden.

Der Eiswinter hat Spuren hinterlassen. Wann wird die Hagener Allee saniert?

Insgesamt ist der Zustand der Straßen im Stadtgebiet gut. Das Ausmaß der Schäden ist in Ahrensburg geringer als in anderen Städten. Bei der Hagener Allee hat die Politik entschieden, die Sanierung zurückzustellen, das Geld ist zurzeit nicht da.

Themenwechsel. Wo kann Ahrensburg bezahlbaren Wohnraum für junge Familien schaffen? Die Nachfrage ist scheinbar sehr groß.

Eine vernünftige Mischung aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern ist am Erlenhof möglich. Die ersten Entwürfe der Planer zeigen gute Ansätze dafür. In der Stadt selbst sehe ich kaum die Möglichkeit, so etwas zu realisieren. An der Hansdorfer Straße beispielsweise gibt es erhebliche Widerstände von Anwohnern gegen eine zu hohe Verdichtung. Die Kritik wurde aber in der Planung gewürdigt.

Bleibt angesichts einer Rekordverschuldung von 25 Millionen Euro Spielraum für Projekte wie Neubauten und Straßen?

Die Verwaltung will einen ausgeglichen Haushalt vorlegen. Spannend wird in der politischen Diskussion die Frage, wer bereit ist, Abstriche hinzunehmen. Fakt ist: wir müssen drastisch sparen.

Was kommt auf die Ahrensburger zu?

Einsparungen im sozialen Bereich. Schulen, Kindertagesstätten, Kindergärten werden davon betroffen sein - und dass wird sicherlich größere Wellen schlagen als eine Straße, die wir später sanieren.

Auch beim Schloss gibt es Handlungsbedarf. Kümmert sich Ahrensburg genug um sein Wahrzeichen?

Die Zuwendungen der Stadt für das Schloss werden diskutiert werden. Die Situation ist besonders, weil die Stadt rechtlich keinerlei Verpflichtungen hat.

Da ich auch Vorsitzender des Stiftungsrates bin, habe ich eine besondere Verbundenheit zu diesem Thema. Es gibt Gespräche, das Stiftungskapital langfristig aufzustocken.

Kurz nach Ihrem Start wurde klar, das Ahrensburg 450 000 Euro für ihre Pensionsansprüche zahlen soll. Wie geht die Geschichte weiter?

Zunächst einmal hat es mich erstaunt, dass das öffentliche Interesse gering war. Ich bin selbst immer noch verärgert, weil ich davon überrascht worden bin. Mit Versorgungsbezügen hatte ich mich nie befasst. Das ist alles umso ärgerlicher, wenn man sich die gesetzlichen Regelungen anguckt, die ab 1. Januar 2011 gelten. Da wird nämlich genau so ein Fall, wie er auf mich zutrifft, ausgeschlossen. In Abstimmung mit der Politik wurde beschlossen, dass die Stadt die Pension selbst absichert. Es wird jährliche eine Rückstellung geben. Der Vorteil ist, dass dadurch die hohe Summe nicht auf einen Schlag bezahlt werden muss.

Apropos bezahlen: Das Badlantic macht jedes Jahr 1,7 Millionen Euro Miese. Werden die Ahrensburger irgendwann auf ihr Schwimmbad verzichten müssen?

Wir haben eine Arbeitsgruppe gebildet, die Einsparmöglichkeiten erarbeitet. Was dabei herauskommt, ist offen. Ich glaube, eine Stadt wie Ahrensburg muss jedem Kind die Möglichkeit geben, Schwimmen zu lernen. Unerträglich ist, dass der Vertrag mit E.on Hanse uns derart knebelt.