Daten von Infarkt-Patienten werden aus Stormarner Rettungswagen an das Amalie-Sieveking-Krankenhaus gesendet

Ahrensburg/Volksdorf. Das Amalie-Sieveking-Krankenhaus und der Rettungsdienstverbund Stormarn setzen bei der Versorgung von Herzinfarktpatienten auf innovative Telemedizin. Ein in Schweden entwickeltes mobiles Kommunikationssystem ermöglicht den direkten Draht zwischen Einsatzwagen und Notfallambulanz. Patientendaten werden während der Fahrt zum Krankenhaus kontinuierlich über das Mobilfunknetz an das Kardiologenteam gesendet. Die Kooperationspartner testen das System bereits seit einem Jahr. Jetzt ziehen sie eine positive Bilanz. Matthias Gasthaus, Chefarzt der Kardiologie: "Die hohe Qualität der kontinuierlichen Datenübertragung und die Kommunikation mit den Einsatzkräften vor Ort ermöglichen uns, bei entsprechender Indikation den Eingriff im Katheterlabor bereits vorzubereiten, während der Patient noch auf dem Weg ins Krankenhaus ist. Dieser Zeitvorsprung kann bei einem Herzinfarkt Leben retten."

Das 1986 entwickelte so genannte MobilMED-System der schwedischen Firma Ortivus basiert auf zwei Komponenten. Der sogenannten mobilen Patienten-Einheit im Einsatzwagen sowie der Workstation in der Klinik. "Wir können alle wichtigen Daten übermitteln, das EKG, die Sauerstoffsättigung im Blut, den Blutdruck, die Atemfrequenz", sagt Olaf Cordsen, Rettungssanitäter und Teamleiter beim Rettungsdienst-Verbund Stormarn. Auch die Rücksprache mit dem diensthabenden Kardiologen sei möglich. Die Übertragung nehme in etwa die Zeit in Anspruch, die auch eine SMS braucht. "Davon profitieren die Patienten enorm, da wir in der Notaufnahme bereits erwartet werden und das Team schon einen Eindruck von dem Patienten hat. Dadurch reduziert sich die Übergabezeit im Krankenhaus deutlich um mindestens fünf Minuten", sagt Cordsen. Die telemedizinische Versorgung sei ein großer Vorteil. Denn bei einem Herzinfarkt zähle jede Sekunde.

Drei der 13 Rettungswagen des Stormarner Verbundes sind mit Monitor und Tastatur ausgestattet. In Schweden wird das System seit Jahren flächendeckend eingesetzt. "Rund 1000 Notfallambulanzen weltweit", sagte Firmenrepräsentant Bengt Arne Sjöqvist, der zur Präsentation des Kooperationsprojektes zwischen Stormarn und Hamburg ins Amalie-Sieveking-Krankenhaus gekommen war. "Wir sind sehr glücklich darüber, jetzt mit unseren Partnern auch der Bevölkerung in dieser Region eine solche Lösung anbieten zu können." Das Kommunikationssystem wird bundesweit derzeit nur an einem weiteren Standort in Nordrhein-Westfalen eingesetzt.

Das moderne System hat einen weiteren Vorteil: Es ist ausbaufähig und leistet auch bei Schlaganfall- oder Trauma-Patienten gute Dienste. Olaf Cordsen: "Wir können das Verletzungsmuster eines Patienten, Angaben zu seiner Person sowie eine grafische Darstellung des Fahrzeuges in die Notfallaufnahme schicken, die die Sitzposition des Patienten zum Zeitpunkt des Unfalls anzeigt." Auch das minimiere die Übergabezeit und ermögliche eine schnellstmögliche Behandlung.

Die Projektphase hat die G. u. L. Powalla Bunnys Stiftung mit rund 60 000 Euro gefördert. Geschäftsführer Roman Bruhn sagte: "Für die einmalige Gelegenheit, dieses besondere Pilotprojekt hier zu etablieren, hat unser Kuratorium ausnahmsweise eine Ausweitung unserer Förderrichtlinien zugelassen." Hauptzielrichtung der Powalla-Stiftungen sind kirchenbauliche und seniorenbezogene Vorhaben.

Der Geschäftsführer des Amalie-Sieveking-Krankenhauses, Hans-Peter Beuthien, sagte, dass die Klinik mit der telemedizinischen Versorgung für Herzinfarkt-Patienten ihren Anspruch als Gesundheitsversorger über die Stadtgrenzen hinaus unterstreiche. "Mit der Eröffnung einer eigenständigen kardiologischen Abteilung und eines Instituts für Diagnostische Radiologie haben wir unser Leistungsangebot in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet. Am 1. Oktober wird die neue Klinik für Unfallchirurgie ihre Arbeit aufnehmen."