Politiker lassen sich gerne mit dem Satz zitieren, Gesundheit dürfe keine Sache des Geldbeutels sein.

Doch vom Einkommen hängt immer stärker ab, wie gut die eigene Gesundheit ist und wie gut sie gepflegt werden kann. Aus dem undurchsichtigen Moloch, zu dem unser Gesundheitssystem mutiert ist, schält sich eine Erkenntnis heraus: Die Medizin teilt sich in ein Zweiklassensystem auf.

Nur mit Privatpatienten lässt sich für die Ärzte noch Kasse machen. Da ist es kein Wunder, dass gesetzliche Krankenkassen gegen Gebühr zusätzliche Leistungen abdecken, um ihre Mitglieder zu halten. Zunehmend werden Fachärzte dort zur Mangelware, wo vor allem Kassenpatienten leben. Die müssen weite Wege in Kauf nehmen, lange Wartezeiten und womöglich eine Behandlung nach Schema F. Gerade die wachsende Zahl an Senioren auf dem Land ist auf eine Versorgung in der Nähe angewiesen. Doch ihre Hausärzte haben größte Schwierigkeiten, Nachfolger für ihre Praxen zu finden.

Auf erstklassige Fachleute können bald nur noch die Privatpatienten in großen Städten zurückgreifen, wo es sich lohnt, in hochmoderne Geräte zu investieren. Will die Politik die Missstände wirkungsvoll bekämpfen, muss sie sich vom Einfluss der mächtigen Lobbygruppen befreien. Und wir müssen lernen, nicht bei jeder Kleinigkeit zum Arzt zu rennen und uns teure Tabletten verschreiben zu lassen. Dann gehen auch die Bauchschmerzen wegen der steigenden Kosten schneller vorüber.