Unser Dorf: Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn auf Sommertour. In Steinburg gibt es noch Supermarkt, Bank, Ärzte und Gaststätten

Steinburg. Sie leben auf dem Land, idyllisch in der Natur und genießen dennoch den Luxus, den sonst nur das Stadtleben zu bieten hat: Kurze Wege und Einkaufsmöglichkeiten in der näheren Umgebung. Während in vielen anderen Stormarner Dörfern ein Geschäft nach dem anderen schließen musste, sind die Steinburger nach wie vor bestens versorgt. In der Gemeinde gibt es ein Lebensmittelgeschäft, eine Bank, Ärzte, einen ambulanten Pflegedienst, Gaststätten, einen Blumenladen mit Postannahmestelle, einen Friseursalon, ein Beerdigungsunternehmen und eine Tankstelle, die 24 Stunden am Tag geöffnet hat.

Sogar spanisches Flair ist in Steinburg zu finden: Sandra Dauster und ihr Mann Carsten Schulz haben in ihrem Haus eine gemütliche Wein- und Tapasbar eingerichtet, in der sie an zwei Tagen in der Woche spanische Spezialitäten anbieten.

Jeder der drei Ortsteile hat seine eigene Feuerwehr

"Wir haben vieles im Kleinen", sagt Heino Doose, 60. Seit sieben Jahren ist er Bürgermeister der Gemeinde, die sich aus den Ortsteilen Eichede, Mollhagen und Sprenge zusammensetzt. Sie liegen jeweils etwa zwei Kilometer auseinander und sind relativ eigenständig. So feiert jeder Ortsteil sein eigenes Dorffest und hat seine eigene Freiwillige Feuerwehr. Etwa 20 Landwirtschaftsbetriebe gibt es. Den des Bürgermeisters führt inzwischen sein Sohn. "Ich helfe zwar noch ab und zu, aber hauptsächlich bin ich Bürgermeister", sagt Heino Doose, "mit drei Dörfern habe ich gut zu tun." Trotz der guten Infrastruktur hat er noch einen Wunsch: "Wir hätten gerne eine Apotheke."

Ihre Lebensmittel kaufen die Steinburger seit mehr als 50 Jahren im Geschäft der Familie Kramp im Ortsteil Mollhagen ein. "Unser Laden ist ein Treffpunkt. Jeden Tag kommen 400 bis 500 Menschen aus allen drei Ortsteilen her", sagt Tobias Kramp, der den Edeka-Markt in dritter Generation führt.

"Es halten hier alle zusammen", sagt der 50-Jährige, "denn alle wissen: Wenn wir nicht zusammenhalten, klappt es nicht." So sei sein Geschäft darauf angewiesen, dass die Bank in Steinburg bleibe. Die Ärzte wiederum würden sich nur in der 2500-Einwohner-Gemeinde niederlassen, weil es Geschäfte und eine Bank gebe.

So viele Steinburger wie an einem Tag im Geschäft der Familie Kramp kommen sonst nur bei den Spielen des SV Eichede zusammen. Die erste Herrenmannschaft des Fußballvereins spielt in der Schleswig-Holstein-Liga, der höchsten Spielklasse im Land. Damit ist der SV Eichede hinter Holstein Kiel und dem VfB Lübeck momentan die Nummer drei in Schleswig-Holstein. "Die Herren sind unser Aushängeschild. Aber was den Verein auszeichnet, ist die große Bedeutung, die wir dem Jugendbereich geben", sagt der Vorsitzende Olaf Gehrken. 70 bis 80 Prozent der Spieler im Herrenbereich kämen aus der eigenen Jugend. Insgesamt zählt der Verein 550 Mitglieder, von denen etwa 300 Kinder und Jugendliche sind.

Ähnlich viele Menschen gehören auch dem TSV Mollhagen an, dem zweiten Sportverein der Gemeinde. Egal ob Tischtennis, Volleyball, Badminton, Tennis oder Judo - der Verein bietet fast alle gängigen Sportarten an, mit zwei Ausnahmen: Schießsport und Fußball. "Wir wollen nicht in Konkurrenz zum SV Eichede treten", sagt der ehemalige Vorsitzende Wolfgang Näfken. Für den Schießsport gibt es den Schützenverein Sprenge und Umgegend mit 145 Mitgliedern. Die Politik unterstütze den Sport - insbesondere den Nachwuchs, sagt Bürgermeister Heino Doose. "Wir wollen die Kinder und Jugendlichen zum Sport bringen, um sie von der Straße zu holen und von Drogen fernzuhalten."

Bürger sammeln Unterschriften, damit der Bus wieder in Mollhagen hält

Verärgert sind viele Steinburger allerdings darüber, dass die Busse, die in Richtung Ahrensburg und Lübeck fahren, seit kurzem nicht mehr in Mollhagen, sondern nur noch in Todendorf halten. "Für die älteren und die jungen Leute, die keinen Führerschein haben, ist das ein echtes Problem", sagt Nicole Venz. Ihr Sohn macht gerade eine Ausbildung in Ahrensburg, viele Kinder gehen dort zur Schule. Früher konnten sie mit dem Bus in die Schlossstadt fahren, nun müssen ihre Eltern sie jeden Tag in Todendorf abholen. Nun hofft Nicole Venz auf die Unterstützung der Dorfgemeinschaft. Mit einer Unterschriftenaktion will sie dafür kämpfen, dass die Busse wieder durch Mollhagen fahren.

"Wenn mal Not am Mann ist, hilft jeder", sagt Ingrid Möller. Sie wurde vor 62 Jahren in Steinburg geboren. Noch heute lebt sie auf dem Hof ihrer Eltern, den inzwischen ihr Sohn führt. Sie selbst kümmert sich um den Hofladen, in dem sie hausgemachte Wurst, Sülzen und Geflügel verkauft.

Thomas Vierow ist vor acht Jahren mit seiner Frau Maren nach Mollhagen gezogen. 2007 machte sich der Raumausstatter selbstständig, errichtete an seinem Haus eine Werkstatt. "Ich bin in Hamburg aufgewachsen, habe lange in Ahrensburg gelebt. Dort war alles anonym. Ich habe meine Nachbarn nicht gekannt", sagt der 40-Jährige. Das sei jetzt anders. Vierow: "Hier geht man durch den Ort und kennt sich. Das ist angenehm, man fühlt sich geborgen."

Die Ärztin Katrin Witt kam 1999 nach Steinburg. "Es ist einfach, integriert zu werden, wenn man in der Gemeinde arbeitet", sagt sie. Vor acht Monaten machte sich die 40-Jährige mit einem ambulanten Pflegeservice selbstständig. Witt: "Hier leben viele Landwirte, die gerne zu Hause gepflegt werden wollen. Es war eine Marktlücke." Aus drei Mitarbeitern sind inzwischen 13 geworden.

Die weiteren Termine und Orte: heute in Hoisdorf, am 27. September in Lütjensee.