In Stormarn ist jedes sechste Kind von Armut betroffen. In Bad Oldesloe, Glinde und Ahrensburg sind die Zahlen besonders hoch.

Ahrensburg. 3545 Kinder leben im Kreis Stormarn von Hartz IV und damit in Armut. Das geht aus neuesten Zahlen des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) hervor. Auf der Wiese an der Ahrensburger Schlosskirche haben die Kinderschützer jetzt Fähnchen in den Rasen gesteckt - für jedes arme Kind eines. Der Stormarner DKSB-Geschäftsführer Ingo Loeding geht davon aus, dass noch mal rund 3500 Kinder in Haushalten leben, in denen die Eltern zu Geringverdienern gehören, die aber aus Scham oder Unkenntnis keine Ansprüche bei den Ämtern geltend machen. Loeding: "Demnach ist im reichen Stormarn jedes sechste Kind von Armut betroffen."

Schlechte finanzielle Situation führt zu einer Kette von Benachteiligungen

Trauriger Spitzenreiter im Kreis ist die Stadt Bad Oldesloe. 17,3 Prozent der Kinder unter 18 Jahren leben dort in Armut. In Glinde sind es 15,5 Prozent. Loeding: "Das sind 535 Kinder in Glinde und sogar 816 in Bad Oldesloe. Die unglaublichen Zahlen geben der Armut ein Gesicht." In Ahrensburg sind es 535 Kinder (9,8 Prozent). In Großhansdorf seien es zwar nur 3,1 Prozent, doch immerhin noch 46 Kinder.

Aus der schlechten finanziellen Situation folge eine ganze Kette von Benachteiligungen, die schon im Kindergartenalter beginnen. Kinderbücher, Spielzeug und Fahrräder gehören nicht zu den Sozialleistungen der Ämter. Kinder benachteiligter Familien hätten nach einer Untersuchung des Deutschen Ärzteblattes zudem einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand und leiden häufiger unter Lern- und Entwicklungsstörungen.

Ingo Loeding fordert daher eine Grundsicherung von mindestens 500 Euro im Monat für alle Kinder und die Aufnahme der Kinderrechte in Grundgesetz und Landesverfassung. "Außerdem müssen gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändert werden", so Loeding. Ganztagsangebote in Schulen seien zwar sinnvoll, erreichten aber die falschen, wenn das Mittagessen immer teurer werde und Zuschüsse von Städten und Gemeinden gestrichen werden. Loeding: "Nach unseren Umfragen müssen Eltern zwischen 211 und 460 Euro je Schulhalbjahr für Bücher und Klassenfahrten zuzahlen. Wie sollen sie das machen?" Auch Ferienprogramme kosteten immer häufiger Geld, was ärmere Kinder von der Teilnahme ausschließe.

Familien mit nur einem Verdiener rücken in die Nähe der Armutsgrenze

Loeding: "Das Problem der Kinderarmut verschärft sich immer mehr."

Zudem sei die Tendenz zu beobachten, dass auch Familien, in denen nur ein Elternteil das Geld verdient, immer häufiger in der Nähe der Armutsgrenze leben. Die Schere zwischen Arm und Reich wird nach Ansicht der Kinderschützer immer größer. Diese Entwicklung müsse gestoppt werden.