Kurt Raukuttis aus Hoisdorf und Marco Sandmann aus Grabau betreiben zwei der acht großen Stormarner Fischzuchten . Jetzt beginnt die Saison

Grabau/Hoisdorf. "Ja, dann schauen Sie mal her - so sehen Fische aus", sagt Kurt Raukuttis, Fischzüchter aus Hoisdorf, und lacht. Der 76-Jährige schwenkt seinen riesigen Käscher durch ein Wasserbecken und befördert einige wild um sich spritzende Forellen aus dem Wasser. "Das ist beste Ware", sagt Raukuttis. Seit 36 Jahren ist er Fischzüchter mit Leib und Seele, geht mit ebenso viel Freude an die Arbeit wie am ersten Tag:"Die Fischerei ist so einfach, es macht unheimlich viel Spaß."

Kurt Raukuttis ist laut Albrecht Hahn, Geschäftsführer des Verbands der Binnenfischer und Teichwirte in Schleswig-Holstein, einer von acht haupt- oder nebenberuflichen Fischzüchtern in Stormarn.

Kurt und seine Frau Herta Raukuttis kamen 1974 als Hobbyfischer mit ein paar Hundert Mark nach Hoisdorf und kauften den ersten Teich. Ein Jahr später bauten sie auf dem Grundstück ihr Haus, in dem sie seither immer gewohnt haben. Heute züchtet Familie Raukuttis auf 22 Hektar Forellen, Karpfen, Schleien und Zander. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Karpfenzucht", sagt der 76-Jährige. "Die Saison geht Mitte Oktober richtig los."

Für ihre Kunden hat der hauseigene Laden 365 Tage im Jahr geöffnet. Kurt Raukuttis denkt aber nicht daran, mal Urlaub zu nehmen: "Warum sollte ich mich stundenlang durch Staus quälen und irgendwo anders hinfahren? Wenn ich im Sommer mit meinem Boot auf den Teichen unterwegs bin und die Sonne genieße, ist das der beste Urlaub, den ich haben kann." Von dieser Meinung überzeugt er bei der Fahrt zu seinen gepachteten Hoisdorfer Teichen. Nachdem der zugewachsene Pfad überwunden ist, kommt ein kleines grünes Boot in Sicht. Damit schippert der 76-Jährige auf den schilfumrandeten Teich hinaus und füttert seine Fische. Er sagt: "Das kann man doch nun wirklich nicht als Arbeit bezeichnen."

Neben dem Ladenverkauf beliefert der Fischzüchter sieben Angelvereine. "Wir verkaufen mehr als 100 Zentner Fisch im Jahr", sagt Raukuttis. Von der Gemeinde Hoisdorf wurde das Ehepaar tatkräftig unterstützt: "Als ich vor zwei Jahren einen weiteren Teich neben meinem Haus anlegen wollte, hat die Umweltbehörde hohe Ansprüche gestellt, die ich ohne Hilfe kaum hätte erfüllen können", sagt der 76-Jährige. So sollte er einen Hektar Land als Ausgleichsfläche angeben, den er aber nicht besaß. Seine Nachbarn Inge und Uwe Meier stellten ihm einen Teil ihres Landes zur Verfügung. "Ich bin ihnen noch heute sehr zu Dank verpflichtet", sagt Kurt Raukuttis. "Ebenso Hoisdorfs Bürgermeister Dieter Schippmann und dem leitenden Verwaltungsbeamten des Amtes Siek, Uwe Schwab, die mir sehr geholfen haben."

Mit den anderen Fischzüchtern aus dem Verband der Binnenfischer und Teichwirte trifft sich Familie Raukuttis einmal jährlich zur Mitgliederversammlung. Dort werden Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht, und Probleme wie der Kormoran angesprochen. Zum Stormarner "Netzwerk" gehört auch Familie Sandmann: Die vier Grabauer haben sich auch auf Karpfenzucht spezialisiert, sind schon in vierter Generation im Geschäft. "Mein Urgroßvater war gelernter Fischer und hat 1947 angefangen, die Teiche zu befischen", sagt Christiane Sandmann. Daraus entwickelte sich über die Jahre ein 46 Hektar großer Fischzuchtbetrieb, der immer in den Händen der Familie war. "Seit fast vier Jahren haben wir den Betrieb voll übernommen", sagt die 36-Jährige, die mit der Fischerei aufwuchs. Als sie ihren späteren Mann Marco Sandmann kennen lernte, wurde der automatisch in die Arbeit integriert. "Ich bin praktisch bei ihrem Vater in die Lehre gegangen", sagt der 39-Jährige. Gestört habe ihn das aber nicht. "Mir hat es immer Spaß gemacht, ich bin jedes Wochenende hier gewesen."

Hauptberuflich macht er aber etwas anderes: "Ich habe technische Betriebswirtschaft studiert und arbeite montags bis donnerstags für Conergy, einen Systemanbieter für die Gewinnung regenerativer Energien, in Hamburg", sagt Marco Sandmann. Am Wochenende tauscht er das hektische Großstadtleben gegen ländliche Idylle. Er sagt: "Die Abwechslung ist toll."

Nach der Hochzeit von Christiane Hansen und Marco Sandmann dauerte es eine Weile, bis sich die Kunden daran gewöhnt hatten, dass der Betrieb nun in der Hand der Sandmanns lag. "Einige Kunden sprechen mich mit Herr Hansen an", sagt Marco Sandmann und lacht. "Aber ich sage immer, die können mich nennen wie sie wollen, solange sie wiederkommen."

Für die Sommerpause wird der Betrieb von Juni bis August geschlossen. Dieses Jahr sind die Sandmanns jedoch etwas spät dran: "Wir erwarten in drei Wochen unser drittes Kind", sagt der stolze Vater. "Daher fangen wir erst im Oktober mit den Arbeiten an." Dann wird das Herzstück des Fischereibetriebes, der 36 Hektar große Grabauer See direkt vor dem Haus der Sandmanns, entwässert und fast vollständig leergefischt. Dort leben nicht nur Karpfen, sondern auch Schleien, Barsche, Hechte und einige Aale. Da immer ein wenig Wasser im See bleibt, wissen die Sandmanns nicht genau, was sich so in seinen Tiefen befindet. "Wir haben mal einen Karpfen gefangen, der bestimmt 30 Pfund schwer war und an die sieben Jahre alt gewesen sein muss", sagt Marco Sandmann. Neben dem Grabauer See gehören noch 15 kleinere Aufzuchtsteiche zum Betrieb. Auf dem Weg dorthin hüpfen kleine Frösche durch das hohe Gras, ein Reiher fliegt über den nahegelegenen Wald davon. Sogar einen Seeadler erspäht Marco Sandmann. "Wir arbeiten sehr naturverbunden", sagt der 39-Jährige. "Hier wachsen die Fische in Altersgruppen unterteilt auf. Wenn sie groß genug sind, kommen sie in den Grabauer See." Da der Teich ihnen alles gibt, was sie zum Leben benötigen, müssen sie dort nicht gefüttert werden. "Eigentlich haben wir hier so etwas wie Biofische", sagt Marco Sandmann.

Die jüngsten Sandmanns, Anna und Henri, sind erst zwei und vier Jahre alt. Doch von der Fischzucht sind sie begeistert wie die Großen. "Wenn wir das Wasser aus dem Grabauer See ablassen, ist das für die Kinder und die Nachbarn immer die Attraktion schlechthin", sagt Christiane Sandmann. Und wer weiß, vielleicht wächst hier ja schon die nächste, die fünfte Generation von Fischzüchtern der Familie heran.