Etwas aufzubauen, ein verlässliches Team zu bilden und Vertrauen zu schaffen, das dauert.

Etwas niederzureißen, ein funktionierendes System abzuschaffen und Vertrauen aufs Spiel zu setzen, das geht schnell und ist fatal - besonders fatal, wenn es um ein so existenzielles Hilfsangebot wie das des Stormarner Frauenhauses geht. Kiel will es mit dem Schwarzenbeker Frauenhaus zusammenlegen. Beide haben jeweils nur zwölf Plätze. Das sei zu wenig. Im Klartext: Sie rentieren sich nicht.

Wer jedoch würde jemals auf den Gedanken kommen, dass diese Art der Unterbringung ein lukratives Geschäft sein könnte? Hier wird Frauen geholfen, die von Zuhause fliehen. Sich Hilfe zu holen, kostet Überwindung. Je kürzer der Weg und je vertrauter, desto besser. Je länger der Weg und je unbekannter, desto größer die Hemmschwelle. Kaum auszudenken, was jeder Tag mehr in der zur Hölle gewordenen eigenen Wohnung für geschlagene und bedrohte Frauen bedeutet. Als Ausgleich, mehr landesweite Angebote in Aussicht zu stellen, nützt wenig. Eine länger besetzte Telefonzentrale zu offerieren, ist fast zynisch. Bleibt nur zu hoffen, dass das Ministerium einen Ort für das kreisübergreifende Frauenhaus findet, zu dem die Betroffenen den Weg finden. Denn die traurige Wahrheit ist: Der Bedarf ist da. Eine Auslastung von mehr als 95 Prozent spricht für sich. Diese Einrichtung rentiert sich sehr wohl - nicht finanziell, aber menschlich.